Corona-Virus : Coronavirus: Wie Maschinenbauer zum Thema Kurzarbeit stehen

Blick in ein Werk von Rosenbauer
© Rosenbauer

Zwei Meter Mindestabstand zu Kollegen. Der Umstieg auf Lunchpakete, die dem geselligen Kantinenbetrieb in den Werken Leonding 1 und 2 abrupt ein Ende machten. Dazu Desinfektionsspender an allen Knotenpunkten im Unternehmen: Seit Tagen ist beim Feuerwehrausrüster Rosenbauer wie bei so vielen der Alltag ausgehebelt. Produziert wird an beiden Standorten Stand Montag zwar im normalen Stundenausmaß, berichtet CFO Sebastian Wolf dem INDUSTRIEMAGAZIN.

Es gelte bei den Oberösterreichern einen sehr hohen Auftragsbestand abzuarbeiten - und bis vorigen Donnerstag gab es auf der Beschaffungsseite keine gröberen Ausfälle. Doch seit Wochenbeginn mehren sich die Unsicherheiten im Markt, auch Grenzschließungen könnten zu einem Thema werden. Speziell Lieferanten von Spezialkomponenten, aber auch Fahrgestellehersteller seien, so erzählt Wolf, aktuell mit einem Fragezeichen versehen - nicht hingegen Lieferanten aus China.

Dem steht eine kaufmännische Realität gegenüber: Jedes zusätzlich produzierte Fahrzeug bringe einem zusätzlichen Monteur einen Job. Sollten sich die Gewichte in die andere Richtung verschieben, werden wir dort, wo erforderlich, zunächst mit „Zeitausgleich und Urlaubsabbau gegensteuern“, sagt Wolf. Aus Solidarität würde dann auch der indirekte Bereich Stunden reduzieren müssen.

Koenig & Bauer Mödling: „Prüfen Rechtslage für Kurzarbeit“

Zumindest in den kommenden Wochen „mit einem Abbau von Urlaub und Gutstunden auf flexiblen Zeitkonten durchtauchen will Koenig & Bauer Mödling-Chef Rudolf Vogl. Im niederösterreichischen Wertpapiermaschinen-Werk gebe es erfreulicherweise keinen Verdachtsfall und keine Infektion - „im Moment sieht es gut aus“, sagt Vogl.

Eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen wurde ergriffen. Das Produktionwerk soll - in Relation zur Auslastung - möglichst menschenleer sein. Von den 350 Mitarbeitern waren zuletzt „rund 60 an ihrem Arbeitsplatz“, sagt Vogl. „Wo zeitlicher Aufschub kundenseitig möglich ist, nutze man diesen - in Abstimmung mit der Konzernmutter - „im größeren Umfang“, sagt Vogl. Mit Monteuren, die international im Einsatz sind, werde abgewogen, was sicherer sei: Der Verbleib am aktuellen Aufenthaltsort oder die Rückkehr nach Hause. Mitarbeiter der indirekten Bereiche seien großteils im Home Office.

Beschaffungsseitig hat man bei KBA-Mödling noch wenig Zores. Der überwiegende Anteil der Schlüsselteile des Spezialmaschinenbaus werde aus Deutschland oder Österreich bezogen. Früher oder später aber wird wohl die Kurzarbeit ein Thema sein. Die Mödlinger prüfen bereits die Rechtslage. „Die Frage ist, wieviel sie ein Unternehmen am Ende wirklich kostet“, sagt Vogl.

Fill: Betriebsurlaub bis Ostern

Bis Ostern auf Betriebsurlaub geht unterdessen der Maschinenbauer Fill aus Gurten. „Alle in der Belegschaft sind wohlauf, es gibt keinen bestätigten Fall oder Verdachtsfall“, sagt Geschäftsführer Andreas Fill. In Europa tätige Fill-Monteure wurden zurückgeholt. Der Beschluss sei letzten Freitag gemeinsam mit dem Betriebsrat erfolgt - ein Novum in der 52-jährigen Geschichte des Unternehmens. Auf Grund des Gleitzeitmodells verfügen einzelne Mitarbeiter über ein Guthaben bis zu 200 Stunden. „Da kann man schon etwas durchtauchen“, sagt Fill. Der Großteil der Kunden hätte Verständnis für die Maßnahmen gezeigt.

Bei Bedarf schieße der Betrieb Urlaub und Stunden vor. Auch das Kurzzeitmodell wolle man in der Folge neu evaluieren. Beweggrund für die Maßnahme war die Sicherheit der Mitarbeiter und nicht eine allfällige Unterbrechung der Lieferkette. „Da sind wir bedingt durch die hohe Wertschöpfung im Haus gut aufgestellt“, sagt Fill.

Handel stellt sich um

Umstellen müssen sich dieser Tage auch Maschinenhändler wie Alexander Planche - er hat die Exklusivvertretung für Hyundai-Bearbeitungsmaschinen in Österreich inne. Planche rückt neuerdings auch Samstags und Sonntags zu Kundenterminen aus. „Ein Beitrag, falls der kleine Einmannbetrieb vielleicht versucht, Aufträge fertigzustellen und Hilfe benötigt“, argumentiert Planche.