Schifffahrt : Corona-Krise: Wachsende Sorgen in der Schifffahrt

Hafen Hamburg mit Frachtkränen
© Peter Martens

Häfen, Umschlagunternehmen und Reedereien blicken mit Sorge auf die nächsten Wochen. Wegen der Coronakrise bleiben in Europa nun Schiffe aus, die vor sechs Wochen aus Asien hätten losfahren sollen, aber gestrichen wurden. Im Hamburger Hafen ist der Warenumschlag um rund zehn Prozent gesunken.

Das Hafenunternehmen HHLA erwartet einen Gewinneinbruch. Die Reeder warnen davor, die Leistungen der Häfen einzuschränken oder gar Häfen zu schließen.

Die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd ist für das Gesamtjahr noch relativ zuversichtlich, auch wenn die Corona-Krise im ersten Halbjahr ihre Spuren hinterlassen wird. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) soll im laufenden Jahr zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro liegen, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen bei der Online-Präsentation der Jahresbilanz. Im vergangenen Jahr waren es 811 Millionen Euro. "Die Lage ist ungewöhnlich und die Prognose ungewiss", sagte Habben Jansen.

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Hapag-Lloyd stellt sich auf die Krise ein: Das Geld zusammenhalten, Schulden abbauen, Investitionen auf den Prüfstand stellen, Kosten sparen. Die Reederei denkt seit längerem über den Kauf neuer Schiffe nach, wird damit aber wohl weiter warten. Der Vorstand erwartet zwar rückläufige Entwicklungen im zweiten und vielleicht auch dritten Quartal, aber für das Gesamtjahr rechnet er mit einem leicht steigenden Transportvolumen und etwas höheren Frachtraten. Die Treibstoffpreise sollten nach einer Berg- und Talfahrt nur wenig über dem Vorjahr liegen.

Was der krisenerprobten Schifffahrt Hoffnung gibt: Anders als bei Ausbruch der Finanzkrise werden auf den Werften nur wenig neue Frachtschiffe gebaut. Gegenwärtig stehen Schiffe mit einer Kapazität von zehn Prozent der Weltflotte in den Auftragsbüchern der Werften; 2009 waren es 50 Prozent. Da gleichzeitig auch Schiffe außer Dienst gestellt werden und der Welthandel tendenziell weiter wächst, sind Angebot und Nachfrage weiter in einem weitgehend ausgeglichenen Verhältnis. Die jahrelange Krise der Schifffahrt wurde vor allem durch ein Überangebot an Schiffsraum verursacht.

Betrieb im Hamburger Hafen bisher störungsfrei

Ungünstiger stellt sich die Lage für die Häfen dar. Im größten deutschen Hafen in Hamburg läuft der Betrieb zwar störungsfrei; Kaianlagen sind wie gewohnt in Betrieb, Corona-Fälle nicht bekannt. Aber es gibt weniger zu tun. Die Unternehmen rechnen bis in den Mai hinein mit deutlichen Rückgängen, weil die Produktionsausfälle in China im Januar und Februar nun mit Verzögerung den Hafen erreichen. So kann die Umschlagleistung des Vorjahres kaum erreicht werden.

Das wird sich auf den Gewinn des größten Hamburger Hafenkonzerns HHLA auswirken, der nach den Erwartungen des Vorstands deutlich unter dem Vorjahr liegen wird. "Von nächster Woche an werden wir weniger Schiffsanläufe und damit verbunden einen signifikanten Rückgang an Ladung aus China sehen", sagte die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath der "FAZ". Da die chinesischen Fabriken ihre Produktion aber wieder aufgenommen haben, wird mit der gleichen Verzögerung von sechs bis acht Wochen auch wieder eine Normalisierung erwartet.

Die deutschen Reeder sorgen sich derweil, dass die Arbeit in den europäischen Häfen wegen des Coronavirus eingeschränkt werden könnte. "Offene Häfen müssen eine absolute Priorität bekommen", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Alfred Hartmann. Die Schifffahrt sei - neben Bahn und Lkw - die wichtigste Säule der Versorgung und transportiere 90 Prozent aller Waren. Jedes Unternehmen, jeder Supermarkt und auch jedes Krankenhaus sei auf Güter angewiesen, die per Schiff kommen. (dpa/apa/red)

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