Forschung : Christian Doppler Labore wollen Mittelstand stärker für Forschung begeistern

Der langjährige Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, Martin Gerzabek, fungiert seit Juli als Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG). Potenzial für stärkere Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sieht er vor allem bei größeren KMU und internationalen Unternehmen. Dass das Forschungsförderungsgesetz immer noch auf sich warten lässt, bringe Unsicherheit.

Die als Verein organisierte CDG fördert in ihrer heutigen Form seit 1995 Grundlagenforschung zu Fragen aus der Wirtschaft. Dazu werden Christian Doppler(CD)-Labors an Universitäten mit einer Laufzeit von maximal sieben Jahren und seit 2012 Josef Ressel(JR)-Zentren an Fachhochschulen für maximal fünf Jahre eingerichtet, in denen Wissenschafter und Betriebe zusammenarbeiten. Die Kosten dafür teilen sich die öffentliche Hand und die jeweils beteiligten Unternehmenspartner. Hier ist die Homepage der Gesellschaft abrufbar >>

Über 180 Betriebe als Partner

Mehr als 180 Unternehmen sind aktuell an der Gesellschaft beteiligt. Er orte ein "unglaublich großes Commitment" zu dem Public Private Partnership-Modell, sagte Gerzabek im Gespräch mit der APA. Momentan bestehen rund 110 CD-Labors und JR-Zentren. In erster Linie gehe es ihm darum, "diese Zahl halten zu können". Das liege jedoch nicht an zu wenigen guten Anträgen, sondern an der "fehlenden mittelfristigen Aussicht", was die Fördermittel betrifft. Grund dafür ist, dass das vielfach angekündigte, auch die CDG umfassende Forschungsfinanzierungsgesetz noch immer auf sich warten lässt, so Gerzabek.

Stärkere Sichtbarkeit erwünscht

Außerdem will er an der Sichtbarkeit der Institute mit ihren mehr als 1.000 Mitarbeitern (darunter rund 900 Forscher) arbeiten. Rund 550 Publikationen jährlich zeigen auch, dass man in der akademischen Welt mitunter bekannter sei als in manchen Bereichen der Unternehmenswelt. Gerzabek: "Die großen Unternehmen kennen uns. Bei den größeren KMU sehe ich aber noch Potenzial in Österreich."

Gerade für diese Firmentyp biete ein CD-Labor,"die Möglichkeit, sich technologisch besser zu positionieren". Die maximale Fördersumme pro Jahr wurde zuletzt sukzessive von 600.000 auf 750.000 Euro erhöht.

Auch auf hierzulande stark engagierte internationale Firmen ohne eigene Forschungsaktivitäten in Österreich werde man weiter zugehen, "um zu schauen, ob sie dann nicht hier zu forschen beginnen", so der CDG-Chef. Für Schneeballeffekte sollen die Gründung eines Alumniverbandes, die Auslobung eines Wissenschaftspreises zum 25-Jahr-Jubiläum 2020 oder Jugendprogramme und Praktika für Studenten sorgen.

"Jährlich zwischen 300.000 und 350.000 Euro auf den Tisch"

Bei den Laborgründungen brauche es mittlerweile kaum mehr tiefgreifende Überprüfungen, ob ein Vorhaben thematisch relevant ist: "Wenn ein akademischer Partner es geschafft hat, dass ein Unternehmen über sieben Jahre hinweg jährlich zwischen 300.000 und 350.000 Euro auf den Tisch legt, dann ist das Thema relevant. Uns bleibt die intensive Prüfung der Wissenschaftlichkeit, weil wir angewandte Grundlagenforschung und nicht reine Forschung und Entwicklung fördern", so der CDG-Chef.

Dass die CDG im Zuge etwaiger Initiativen zur Vereinfachung der Forschungsförderlandschaft in ihrem Bestehen in absehbarer Zeit gefährdet sein könnte, glaubt Gerzabek nicht. "Wir haben schon ein sehr eigenständiges System", zudem werde die CDG von der Industrie auch ein Stück weit als "ihre Gesellschaft angesehen" und sei daher nicht unbedingt mit anderen Agenturen vergleichbar beziehungsweise ersetzbar. (apa/red)