Standorte : China und die Autoindustrie: Jobs zuerst, Menschenrechte später

China verliert als Ort für Investitionen immer mehr an Attraktivität. Aber wo Verlierer, da auch Gewinner.
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Daimler-Vorstandschef Ola Källenius will trotz der Unruhen in Hongkong am China-Geschäft festhalten. "Ich sage es ganz deutlich: Dieser Markt sichert Arbeitsplätze in Deutschland", sagte er der Zeitung "Bild". China sei für Daimlers Pkw-Geschäft mit Abstand der größte Markt - "und bleibt der größte Wachstumsmarkt in den nächsten zehn Jahren", zitiert ihn die Zeitung weiter.

Der Chef des deutschen Autobauers sagte, er hoffe auf eine baldige Deeskalation in Hongkong und weist darauf hin, dass in allen Daimler-Werken "weltweit die gleichen Standards für unsere Arbeit und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" gelten.

Auch für Volkswagen ist der Standort China inzwischen überlebenswichtig geworden. Wie berichtet steht VW vor einem neuen Rekordabsatz im Gesamtjahr 2019 - mit China als dem wichtigsten Markt. Dazu: Volkswagen vor einem neuen Rekordjahr 2019 - und einem schwierigen 2020 >>

Während Volkswagen Entscheidungen wie zum geplanten neuen Werk in der Türkei noch ohne allzu großen Aufwand einfach verschieben kann, ist die Flexibilität gegenüber dem Standort China sehr viel geringer. Dazu: Herbert Diess: "VW baut kein Werk neben einem Schlachtfeld" >>

Demonstrationen in Hongkong gehen weiter

Die Demonstrationen in Hongkong waren vor einem halben Jahr aus Ärger über ein geplantes Gesetz für Auslieferungen von Verdächtigen an China entbrannt. Danach entwickelte sich der Protest zu einer breiteren Bewegung gegen den zunehmenden Einfluss der kommunistischen Führung in Peking. Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen mehr rechtliche Freiheiten als Bürger in der Volksrepublik.

Hunderttausende Uiguren in Internierungslagern

Gleichzeitig hält China tausende Kilometer weiter östlich, in der nordwestlichen Region Xinjiang, hunderttausende Angehörige der Minderheit der Uiguren in Internierungslagern gefangen. Auch in dieser Region betreiben westliche Hersteller große Werke, darunter Volkswagen oder BASF. Dazu: Internierung von Uiguren in China: Offene Fragen an westliche Hersteller >>

(dpa/apa/red)