Autoindustrie : Carlos Ghosn: Konzernchef von Renault und Nissan verhaftet

Der Chef des japanischen Autobauers Nissan, Carlos Ghosn, ist am Montag in Japan festgenommen worden. Das berichtete der japanische Fernsehsender NHK. Ghosn soll Steuern hinterzogen und Firmengelder veruntreut haben.

Interne Untersuchung bei Nissan

Nissan hatte kurz zuvor Steuerhinterziehungsvorwürfe gegen seinen Verwaltungsratspräsidenten Ghosn bestätigt. Der Manager habe unter anderem "mehrere Jahre lang zu niedrige Einkünfte angegeben". Das habe eine interne Untersuchung ergeben. Ghosn soll demnach auch Firmengelder privat verwendet haben. Der Verwaltungsrat solle nun so schnell wie möglich über die Entlassung von Ghosn entscheiden.

Auswirkungen auf Renault

Ghosn ist auch Chef des französischen Autobauers Renault. Dessen Aktie stürzte nach der Nachricht der Vorwürfe gegen Ghosn im Paris um zwölf Prozent ab.

Carlos Ghosn galt beim französischen Autobauer Renault bisher als unverzichtbar. Erst zu Beginn des Jahres bekam der in Brasilien geborene Vorstandschef eine Vertragsverlängerung bis 2022.

Eine schillernde Figur der globalen Autoindustrie

Der in Brasilien geborene Franzose mit libanesischen Wurzeln hat den Bund aus den beiden japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi mit Renault zu ernst zu nehmenden Rivalen aufgebaut, der es mit Branchengrößen wie Volkswagen und Toyota aufnehmen kann.

Ghosn war im vergangenen Jahr als Vorstandschef von Nissan zurückgetreten, um sich stärker um Renault und Mitsubishi zu kümmern. Den Verwaltungsrat von Nissan führt er weiter. Ghosn wird seit seiner Zeit an der Renault-Spitze "Le Cost Killer" genannt und hat Nissan nach Jahren hoher Verluste und Schulden wieder auf Erfolgskurs gebracht.

Ghosn war dabei, eine Allianz der beiden Autobauer zu konstruieren

Die Hauptaufgaben des 64-Jährigen mit Wurzeln im Libanon: die Strategie des Konzerns lenken, einen Nachfolge-Plan vorantreiben und die komplexe Allianz mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi absichern. Ghosn ist bisher insbesondere für dieses globale Bündnis der Dreh- und Angelpunkt.

Doch nun werden in Japan schwere Vorwürfe gegen den als "Kostenkiller" bekannten Top-Manager laut. Bei Nissan wird er als Verwaltungsratschef wegen des Verstoßes gegen japanische Finanzregeln sowie Veruntreuung zum Rückzug gedrängt. Laut übereinstimmenden Medienberichten wurde Ghosn von Ermittlern festgenommen.

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Ein Topmanager mit Wurzeln im Libanon

Nissan kennt Ghosn, der sieben Sprachen sprechen soll, bestens. 1999, also vor knapp 20 Jahren, managte er den Einstieg von Renault bei dem japanischen Autobauer. Das Unternehmen hatte damals große finanzielle Schwierigkeiten und schlug dann einen Sanierungskurs ein. Die Konzerne sind durch Überkreuz-Beteiligungen miteinander verbunden.

Bei Renault übernahm Ghosn dann 2005 den Chefposten von Vorgänger Louis Schweitzer. Sein Umbauplan führte in Frankreich zu viel Widerspruch. Der französische Staat hat bei dem Unternehmen immer noch gewichtigen Einfluss, er hält 15 Prozent der Anteile.

Gehaltskürzung akzeptiert

Mit der jüngsten Vertragsverlängerung akzeptierte Ghosn, dass sein Gehalt um 30 Prozent gekürzt wird. Der Manager selbst begründete dies damit, dass er die Steuerung des operativen Geschäfts abgebe.

Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sagte seinerzeit jedoch in einem Interview: "Ich habe Herrn Ghosn sehr klar gesagt, dass wir nicht für einen Chef stimmen können, der eine so hohe Vergütung bekommt."

Ghosns Gehalt war in der Vergangenheit immer wieder Anlass zu Reibereien mit der Regierung in Paris gewesen. Die Nachrichtenagentur AFP zitierte eine Expertenschätzung, wonach Ghosn im vergangenen Jahr an der Spitze der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz rund 13 Mio. Euro erhalten habe. (afp/dpa/reuters/apa/red)