Rohstoffe : Bundesforste: "Wir können unsere Wälder nicht mehr so bewirtschaften wie bisher"

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© APA/ROBERT JAEGER

Die heimischen Wälder stehen unter Druck. Die Klimaerwärmung sorgt für zunehmende Wetterextreme. Damit gehen mehr Windwürfe, mehr Trockenheitsstress und eine höhere Schädlingsbelastung vor allem durch Borkenkäfer einher. Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) haben Strategien für einen Wald in einer wärmeren Zukunft entwickelt, sagte Vorstand Rudolf Freidhager bei einer Waldexkursion in Droß/NÖ.

In manchen Regionen muss man sich vom heutigen Waldbild verabschieden

"Mit dem Klimawandel werden sich auch unsere Wälder verändern. Wir können unsere Wälder nicht mehr so bewirtschaften wie bisher, es ist höchste Zeit, umzudenken", so Freidhager vor Journalisten im Waldviertel. Es geht darum, die heimischen Forste für eine durchschnittliche Erwärmung von zwei Grad Celsius fit zu machen. Zwei Grad seien nicht zu unterschätzen, so der ÖBf-Vorstand: "Mit 39 Grad Körpertemperatur, etwa zwei mehr als normal, geht man als Mensch zum Arzt."

In manchen Regionen werde man sich vom heutigen Waldbild verabschieden müssen. "Das Waldbild wird sich verändern, doch es wird bunter und vielfältiger werden", erklärte Freidhager. .Dabei spielt die Zusammensetzung der Baumarten eine wesentliche Rolle. Mischwälder sind krisenfester als (Fichten-)Monokulturen. Der Fokus liegt auf der richtigen Mischung der Baumarten.

Produktionszyklen von 120 Jahren

Die Erwärmung verschiebt auch die Baumgrenze nach oben. "Daher haben wir reagiert und neue Strategien entwickelt." Es geht darum wie der Wald im Jahr 2100 ausschaut und vor allem gesund und auch erträglich ist. Bei der Änderung von Baumarten ist äußerst kleinräumig vorzugehen. Die Bundesforste beachten dabei kleinste Unterschiede.

In forstlichen Maßstäben ist dabei bereits Eile geboten. Denn die Produktionszyklen belaufen sich auf beispielsweise bei der in Österreich so häufigen Fichte auf 120 Jahre und mehr. "Die Zeit drängt", sagt auch Freidhager. Daher hat der Waldumbau auch bereits begonnen, wie die Bundesforste bei der Waldexkursion ins Waldviertel im Bezirk Krems an der Donau vorführten.

Wie wird sich der Wald nun verändern? Je nach Region, Bodenbeschaffenheit, Mikroklima und Höhenlage werden die Veränderungen sehr unterschiedlich ausfallen. Die Fichte wird in nicht standortgerechten Verbreitungsgebieten stark zurückgehen und wandert nach oben. Ihr Gesamtanteil sinkt von 60 auf 40 Prozent. Der Anteil der Lärchen wird von derzeit nicht einmal zehn auf dann knapp 25 Prozent steigen. Auch die Tanne wird mehr. Gleiches gilt für die Buche in gebirgigeren Lagen. Zirben werden eine größere Rolle spielen. Je nach Region, Bodenbeschaffenheit, Mikroklima und Höhenlage werden die Veränderungen jedenfalls sehr unterschiedlich ausfallen. Es ist auch mit mehr Eichen und typischen Mischbaumarten wie Ahorn und Linde zu rechnen.

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"Die Bundesforste investieren jährlich rund 14,5 Mio. Euro in den Waldbau", sagte ÖBf-Vorstand Georg Schöppl. Drei bis vier Millionen Euro gehen in die Borkenkäfer-Bekämpfung bzw. -Prävention, zwei Mio. Euro in Aufforstungen und drei Millionen in die Schutzwaldpflege. Klimawandelbedingt haben die Bundesforste im Vorjahr eine Erlösminderung von 24 Millionen Euro verzeichnet. "Heuer rechnen wir mit mehr als 35 Millionen Euro", sagte Schöppl. "Das ist gegenüber 2017 mehr als eine Verdoppelung." Nicht umsonst haben die Bundesforste daher über die vergangenen Jahre begonnen, neue Geschäftsfelder zu erschließen - Energie und Immobilien. (apa/red)