Luftfahrtindustrie : Boeing 737 Max: Erster Testflug für neue Zertifizierung gestartet

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© APA/dpa/Frank Rumpenhorst

15 Monate nach Inkrafttreten eines weltweiten Flugverbots für die Boeing 737 Max ist ein erster Testflug für eine Neuzertifizierung gestartet. Eine Maschine des Flugzeugtyps hob in Seattle an der US-Westküste ab, wie die US-Flugaufsichtsbehörde FAA mitteilte. In den kommenden Tagen sind mehrere weitere Testflüge geplant.

Nach zwei Abstürzen von Maschinen des Typs in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Todesopfern darf die 737 Max seit März 2019 weltweit nicht mehr fliegen. Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Abstürze durch ein Problem in einem Stabilisierungssystem verursacht wurden, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt. Boeing hat seitdem die Software überarbeitet.

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Bei den Testflügen will die FAA nun sicherstellen, dass die Änderungen ausreichend sind. Vorgesehen sind Testflüge über insgesamt drei Tage. Dabei sollen zahlreiche Manöver geflogen und Notfall-Prozeduren durchgespielt werden, "um zu prüfen, ob die Änderungen die Zertifizierungs-Standards der FAA einhalten", wie die Behörde erklärte. An Bord der Maschinen sind Piloten und Ingenieure von FAA und Boeing.

Die Sicherheitsprobleme der 737 Max haben den Flugzeugbauer in eine tiefe Krise gestürzt, die zuletzt durch den weltweiten Einbruch des Flugverkehrs als Folge der Coronavirus-Pandemie weiter verschärft wurde.

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Sollte bei der heißen Testphase alles gut gehen, könnte Boeing sich gute Chancen auf eine Wiederzulassung der 737 Max in den kommenden Monaten ausrechnen. Zum Jahresende hin könnten Fluggesellschaften die Unglücksjets dann womöglich endlich wieder in Betrieb nehmen. Zum genaueren Zeitplan machten weder die FAA noch Boeing Angaben. Ein Sprecher des Flugzeugbauer betonte lediglich, dass man unablässig daran arbeite, die 737 Max sicher wieder in Betrieb nehmen zu können.

Sowohl Boeing als auch die zuständige Behörde stehen massiv unter Druck

Nicht nur Boeing, auch die FAA steht wegen der Abstürze stark unter Druck. Dem Hersteller wird angelastet, die 737 Max im Wettbewerb mit Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Behörde wird vorgeworfen, sie habe bei der ursprünglichen Zertifizierung die Augen zugedrückt und sich vom Hersteller an der Nase herumführen lassen. Heikle Interna von Boeing ließen auch die FAA in sehr schlechtem Licht erscheinen. In brisanten Mitarbeiter-Chats hieß es zur 737 Max etwa: "Dieses Flugzeug ist von Clowns entworfen, die wiederum von Affen beaufsichtigt werden."

Umso genauer will der erst seit August 2019 amtierende FAA-Leiter Steve Dickson - selbst ein ehemaliger Pilot - die Maschinen prüfen lassen, bevor sie wieder zugelassen werden. Dickson betont stets, dass es beim Verfahren zur Wiederzulassung keine Fristen für seine Mitarbeiter gebe. Der FAA-Chef hat gute Gründe, penibel zu sein. Denn eine erneute Blamage könnte sich die Behörde kaum leisten. Ob bei der ursprünglichen Zertifizierung der 737 Max alles mit rechten Dingen zuging, ist Gegenstand verschiedener Ermittlungen. Es gibt den Verdacht, dass Boeing wichtige Informationen unterschlagen hat, was sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. (afp/dpa/apa/red)