Motoren : BMW verlagert Motorenproduktion von München nach Steyr und England

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Der neue Chef der BMW Group Werk Steyr, Alexander Susanek, hat den Ausbau im September im Podcast des INDUSTRIEMAGAZIN als Erstes verraten: Das Motorenwerk erhält eine neue Montagelinie, die mit 65 Stationen für Handarbeit und 50 Stationen für Roboter in Betrieb geht.

Über den strategischen Hintergrund dieser Entscheidung durfte Susanek damals noch nicht mit uns sprechen: Der deutsche Autobauer BMW schließt im Zuge der Elektrifizierung seiner Fahrzeugflotte die Produktion von Verbrennungsmotoren in seinem fast 100 Jahre alten Stammwerk in München und verlagert diese zum größten Teil nach Steyr. Ein geringfügiger Anteil der Produktion soll – um die Effekte des Brexits zu mildern – in Zukunft in Hams Hall in England produziert werden.

Der deutsche Autobauer BMW schließt im Zuge der Elektrifizierung seiner Fahrzeugflotte die Produktion von Verbrennungsmotoren in seinem fast 100 Jahre alten Stammwerk in München und verlagert diese nach Steyr in Oberösterreich und Hams Hall in England. Auf der frei werdenden Fläche errichtet der Konzern bis 2026 für 400 Mio. Euro eine Montagelinie, die stärker auf Elektrofahrzeuge zugeschnitten ist, wie Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic sagte.

Die Fertigung von Benzin- und Dieselmotoren des Stammwerks München wird dabei schrittweise bis spätestens 2024 ausgelagert. Die betroffenen 1.000 Mitarbeiter bekämen andere Arbeitsplätze bei BMW in München oder anderen Standorten in Bayern angeboten, so Nedeljković.

Konzernchef Zipse kündigt neue Fahrzeugarchitektur

Grundlage des neuen, auf Elektrofahrzeuge ausgerichteten Montagewerks in der bayrischen Landeshauptstadt ist die künftige Fahrzeugarchitektur, die Konzernchef Oliver Zipse vor einigen Wochen angekündigt hat. Sie soll zwar wie die bisherigen Plattformen immer noch für Verbrennungsmotoren geeignet sein, aber den Anforderungen von Elektroantrieben besser Rechnung tragen. Details dazu: BMW: Neue Plattform mit ungarischem Werk als Mittelpunkt >>

BMW bündelt damit seine europäische Fertigung von Verbrennungsmotoren an den Standorten Steyr in Oberösterreich und Hams Hall in England. "Wir investieren in den Verbrenner weiterhin", sagte Nedeljkovic vor Journalisten. Verbrennungsmotoren würden im Konzern noch lange eine dominierende Rolle spielen. "Es wird noch Jahre dauern, bis wir keine Verbrenner mehr haben." Trotz des Brexits stehe BMW weiterhin auch zu seinen Standorten in Großbritannien.

Neues Montageband in Steyr in Oberösterreich

In Steyr hat BMW bereits um 102 Mio. Euro ein neues Montageband für Benzinmotoren mit einer Jahresauslastung von 180.000 bis 360.000 Einheiten errichtet. Seit Ende September läuft das Band in einem Einschichtbetrieb. Gleichzeitig wurden heuer 25 Mio. Euro für Fertigung von Elektroantrieb-Gehäusen ausgegeben.

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Mit der Verlagerung des Motorenbaus sollen die betroffenen Mitarbeiter in München umgeschult werden und dann im Stammwerk oder an anderen Standorten in Bayern arbeiten. So hatte BMW bereits angekündigt, sein Werk im niederbayerischen Dingolfing als Standort für Elektroantriebe deutlich auszubauen. Dingolfing ist rund 100 Kilometer von München entfernt. BMW ertüchtigt seine deutschen Standorte sukzessive für die Produktion auch von Elektroautos. "Bis Ende 2022 wird jedes unserer deutschen Werke mindestens ein vollelektrisches Fahrzeug produzieren", sagte Nedeljkovic.

BMW fährt eine andere Strategie als Volkswagen

Mit der neuen Fahrzeugarchitektur, die ab 2025 zunächst im künftigen Werk Debrecen in Ungarn genutzt werden soll, setzt BMW im Gegensatz zu Volkswagen unverändert auf eine gemeinsame Plattform für alle Antriebsarten. Aber während die bisherigen BMW-Plattformen vorrangig auf Verbrennungsmotoren zugeschnitten sind, soll künftig stärker den Bedürfnissen von Elektromotoren Rechnung getragen werden. "Wir verlagern, wenn man so will, das Gewicht vom linken aufs rechte Bein, und stehen trotzdem weiterhin auf zwei Beinen", sagte Nedeljkovic. (Reuters/dpa-AFX/APA/red)

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