Autonomes Fahren : Bei Conti arbeiten 50.000 Ingenieure an neuen Technologien

Der deutsche Autozulieferer Continental will auch bei Roboterautos mitmischen und hat sich für Partnerschaften ins Spiel gebracht. "Wir sind prinzipiell offen, was die Zusammenarbeit mit Kunden von uns angeht", sagte Vorstandschef Elmar Degenhart bei der Präsentation der Jahresbilanz 2018. Conti führe diesbezüglich bereits Gespräche. Namen nannte der Manager nicht.

Beobachter: Entwicklung verschlingt Milliarden

Branchenexperten erwarten, dass Conti sowohl mit seinem größten Abnehmer Volkswagen als auch mit anderen Konzernen ins Geschäft kommen könnte - etwa Daimler und BMW, die gerade einen Bund für die gemeinsame Entwicklung der nächsten Technologiegeneration des autonomen Fahrens geschmiedet haben.

Degenhart betonte, dass die stufenweise Entwicklung dieser Technologien heute schon Milliardenbeträge verschlinge. Hersteller und Lieferanten seien sich darüber einig, dass die Investitionen nur gemeinsam gestemmt werden könnten. "Wir sind mit einer Vielzahl von Kunden in Gesprächen."

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Daneben arbeitet Conti bereits mit anderen zusammen. So hat sich der Autozulieferer mit dem US-Chiphersteller Nvidia zusammengetan, um Computersysteme für automatisierte Funktionen bis hin zum vollständig autonomen Fahren zu entwickeln. Zudem kooperiert Continental mit dem chinesischen Suchmaschienenbeteiber Baidu, der ebenfalls an Technologien für Roboterautos tüftelt.

Degenhart geht davon aus, dass das Wachstum in diesem Bereich in den nächsten Jahren zunächst durch die Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen getrieben wird, die schon heute in Autos für mehr Sicherheit sorgen. Bis zum vollautomatisierten oder dem fahrerlosen Fahren dürften noch mindestens zehn Jahre vergehen. Mit diesen Technologien seien signifikante Umsätze erst in "Richtung 2030 und danach" zu erwarten, sagte der Conti-Chef. Mit Assistenzsystemen will Continental im laufenden Jahr erstmals mehr als zwei Milliarden Umsatz machen, ein Bruchteil des erwarteten Konzernumsatzes von 45 bis 47 Mrd. Euro.

Continental investiert bereits massiv in die Zukunft. Im vergangenen Jahr flossen 6,3 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung, den Ausbau der Produktionsanlagen und Kapazitätserweiterungen.

Conti lässt knapp 50.000 Ingenieure rechnen

An neuen Trends und Technologien arbeiten bei dem Unternehmen fast 50.000 Ingenieure. Fast ein Drittel davon hat einen IT-Hintergrund. Bis Ende 2022 soll die Zahl der Software- und IT-Experten von derzeit 19.000 auf 25.000 steigen.

Die Ausgaben muss Conti wie andere auch aus dem laufenden Geschäft finanzieren - und das steht aktuell nicht gerade unter einem guten Stern. Im vergangenen Jahr musste der Konzern mehrfach seine Gewinnziele nach unten korrigieren, weil der Abwärtstrend an den Automobilmärkten die Margen drückte.

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Das neue Jahr sei angesichts der anhaltenden Unsicherheiten auf den Märkten erwartungsgemäß verhalten angelaufen, teilte Conti mit und bekräftigte die vorläufige Prognose von Anfang Jänner, wonach die Autoproduktion in der ersten Jahreshälfte sinken dürfte. Als Gründe nannte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer vor allem die schwächelnde Nachfrage in China und die Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie zwischen den USA und Europa. Dazu kämen die unklaren Bedingungen des Brexit.

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Die Jahresziele bekräftigte der Vorstand dennoch. Demnach peilt der Zulieferer 2019 eine Ebit-Marge zwischen acht und neun Prozent an, nach 9,3 (Vorjahr 10,8) Prozent im Vorjahr. Damit wäre allenfalls ein leichter operativer Gewinnzuwachs drin, aber auch ein Rückgang um eine halbe Milliarde möglich. 2018 war das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 13 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro geschrumpft. Unterm Strich fuhr der Konzern mit weltweit 243.000 Mitarbeitern einen Reingewinn ein, der mit knapp 2,9 Mrd. Euro fast an den Rekord des Vorjahres heranreichte.

Trotz des leicht rückläufigen Gewinns sollen die Aktionäre eine höhere Dividende von 4,75 (Vorjahr 4,50) Euro je Anteilschein erhalten. Als Mitgrund für die Anhebung nannte Schäfer den Kursrückgang der Conti-Aktie im vergangenen Jahr, durch den der Hauptaktionär Schaeffler Werteinbußen erlitten habe. Im vergangenen Jahr brach der Kurs der Aktie um insgesamt gut 46 Prozent ein. Dadurch schrumpfte der Börsenwert um fast 21 Mrd. Euro. (reuters/apa/red)

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental will die Aktionäre nach einem schwachen Jahr mit einer höheren Dividende bei der Stange halten. Die Ausschüttung soll je Aktie um 25 Cent auf 4,75 Euro steigen, wie der DAX-Konzern in Hannover mitteilte. Analysten hatten eine stabile Dividende erwartet. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn fiel um knapp 3 Prozent auf 2,90 Mrd. Euro.

Mit der Ausschüttung geht Conti etwas über die angestrebte Ausschüttungsquote von bis zu 30 Prozent hinaus. Damit trage man auch der Gesamtwertentwicklung des Unternehmens Rechnung, hieß es vom Unternehmen. Der Aktienkurs war vergangenes Jahr unter anderem wegen zwei Gewinnwarnungen um mehr als 46 Prozent abgerutscht. In diesem Jahr hat das Papier dagegen bisher knapp 20 Prozent zugelegt.

Zahlen zum Tagesgeschäft hatte Conti bereits mitgeteilt. Der Umsatz war vom starken Euro gebremst um 0,9 Prozent auf 44,4 Mrd. Euro gestiegen, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern allerdings um 13,3 Prozent auf 4,12 Milliarden gesunken. Die Verschuldung fährt Conti bereits seit längerem zurück und hat daher nicht mehr so hohe Zinsaufwendungen zu schultern. (dpa-afx/apa/red)