Bahnlogistik : Bahnverkehr auf der "neuen Seidenstraße" legt deutlich zu

Der Containerverkehr auf der Eisenbahnroute entlang der neuen Seidenstraße von China nach Europa legt zu: 32 Prozent mehr waren es heuer in den ersten zehn Monaten im Vergleich zum selben Zeitraum 2017.

Kürzlich fand in Wien in den Räumen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) eine Konferenz zum Thema "Connecting Europe and Asia" statt. An dieser Veranstaltung nahm auch Alexey Grom teil, Präsident des Bahnlogistikunternehmens UTLC ERA (United Transport and Logistics Company – Eurasian Rail Alliance).

Dieses 2014 gegründete Unternehmen wurde heuer neu strukturiert und gehört zu gleichen Teilen der russischen, der weißrussischen und der kasachischen Staatsbahn. Es sieht sich als Dienstleister für Containertransporte auf der Schiene zwischen Europa und China und Südostasien. Das Transportvolumen des Containerdienstleisters UTLC ERA hat 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent zugenommen.

Auf der neuen Seidenstraße befinden sich mehrere Schienentransportrouten in Konkurrenz zueinander. Sie alle stehen im Wettbewerb zum Schifftransport, der jährlich rund 23 Millionen TEU (Twenty foot Equivalent Unit) zwischen Europa und Asien befördert. "Es ist unser Ziel bis 2025 eine Million Container auf unsere Route zu bekommen", sagt UTLC-ERA-Präsident Alexey Grom im Gespräch mit der APA. Derzeit würden weniger als fünf Prozent des Volumens auf See mit der Bahn befördert. "Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel, denn es bedeutet alle 30 Minuten einen Zug."

Dafür müsse aber erst die Infrastruktur ausgebaut werden, sagt der Präsident von UTLC ERA. Derzeit starten täglich bis zu 15 Züge auf der Breitspurstrecke. Das Unternehmen verwaltet 4.000 Waggons zum Transport von Containern. Auch die Transportdauer müsse in Zukunft verkürzt werden, fügte Grom an. Allerdings bedeute die derzeitige Geschwindigkeit der Züge von knapp 1.000 Kilometern pro Tag bereits einen großen Vorteil für die Kunden.

Kürzlich hat UTLC ERA einen "Eurasian Rail Alliance-Index" (ERAI), ähnlich diversen Schiffsindices, als Indikator für die Preise des Containertransits auf der Schiene eingeführt. "Wir wollen, dass die Kunden wissen, dass unsere Preise wettbewerbsfähig, selbst mit jenen im Schiffsverkehr, sind", sagt Grom. Notwendigerweise müsse der Bahntransport teurer sein wie jener auf dem Meer. Würden allerdings die Gesamtkosten für den Kunden berücksichtigt, sei die Eisenbahn billiger als jedes andere Transportmittel, so der Chef des Bahndienstleisters. Mit dem Index solle dem Kunden eine exakte Information über die Kosten des Transports auf der Schiene gegeben und damit die Entscheidung für Bahn, Schiff, Flugzeug oder LKW erleichtert werden. "Dadurch soll der Bahntransport transparenter, verständlicher, klarer und kalkulierbarer werden."

Insgesamt wurden 2017 durch UTLC ERA 175.800 TEU (Twenty foot Equivalent Unit) an Containereinheiten auf der Schiene zwischen China und Europa transportiert. Dabei wurde ein Gewinn von 109 Mio. Euro erzielt. Heuer lag die Zunahme des Transports in den ersten elf Monaten bei 58 Prozent (gesamt 245.000 TEU) gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres. Die Transportdauer auf der 5.500 Kilometer langen Breitspurstrecke zwischen der chinesischen und der polnischen Grenze beträgt 5,5 Tage. Unter den europäischen Auftraggebern befinden sich auch österreichische Firmen.

Elektronik, Computer- und Bürotechnik gelangen auf diesem Weg von Asien nach Europa. In die Gegenrichtung werden Industrieanlagen, Eisenmetalle, Autos und Ersatzteile transportiert. Noch ist der Verkehr aber nicht ausgeglichen, mehr Güter werden von Ost nach West als von West nach Ost geliefert. Von 100 Containern in die eine Richtung würden nur 50 in die Gegenrichtung transportiert. Auch Schiffe würden oft 70 Prozent leere Container von West nach Ost führen.

Doch habe sich auf der Route von UTLC ERA der Gegenverkehr heuer aufgrund von Marketingmaßnahmen bereits auf 76 Prozent des Ost-West-Transports erhöht, sagt Alexey Grom. "Wir versuchen die großen Cargo-Unternehmen und Hersteller in Europa zu überzeugen unser Bahnservice in Anspruch zu nehmen, weil es schnell, verlässlich und sicher ist." Beispielsweise arbeite sein Unternehmen mit der automotiven Industrie zusammen, transportiere etwa für Volvo und Mercedes. Außerdem sei China ein Riesenmarkt für italienische Pasta und französischen Wein. Das Volumen dieser Güter wachse, so Grom. Er sei sehr optimistisch, dass der Verkehr aus Europa nach China zunehmen werde. (apa/red)