Interview : B&C Vorstand Hofer: „Die Stiftung soll sturmreif geschossen werden“

Herr Hofer, Michael Tojner versucht, angeblich mit einer Gruppe prominenter Industriepartner, die B&C Industriestiftung zu übernehmen. Wie ernst nehmen Sie das?

Wolfgang Hofer Sehr ernst. Die Versuche laufen seit dem Frühjahr, uns zu überzeugen, die Stiftungsurkunde im Sinne von UniCredit und des Herrn Tojner zu ändern. Jetzt sind wir offensichtlich in der Phase angekommen, in der Druck auf die B&C-Stiftung aufgebaut werden soll. Nachdem die bisherigen Versuche nicht gefruchtet haben, soll die Stiftung sturmreif geschossen werden.

Mit dem Bekanntwerden eine Investorengruppe mit Namen wie Andritz-Boss Wolfgang Leitner oder KTM-Chef Stefan Pierer hat der Tojner-Plan deutlich an Gewicht gewonnen. Verändert dies etwas für Sie?

Hofer Die aktuelle Zusammensetzung der interessierten Gruppierung habe ich den Medien entnommen. Dass es immer wieder wechselnde Partner an der Seite von Herrn Tojner gegeben hat, war mir bekannt. Es ist es aber nicht verwunderlich, dass hier noch andere Namen auftauchen. Wer will nicht Begünstigter der B&C-Privatstftung werden, ohne einen Euro investieren zu müssen? Denn die Kosten der feindlichen Übernahme sollen ja aus der B&C selber gedeckt werden.

Wie angreifbar ist die B&C-Stiftung?

Hofer Nach unserer Ansicht gar nicht. Wir haben der UniCredit 2008 alle Ansprüche auf Genussrechte abgekauft. Und jetzt heißt es, dass der Verzicht nur für die UniCredit gelte, aber nicht für etwaige Rechtsnachfolger. Auf diese Argumentation kann sich jeder einen eigenen Reim machen.

Hat Herr Tojner ihrer Einschätzung nach noch juristisches ein As im Ärmel?

Hofer Das müssen Sie schon Herrn Tojner fragen. Aber er kauft erloschene Rechte und ist der Ansicht, dass der Verzicht der UniCredit nicht für ihn als neuen Eigentümer und Rechtsnachfolger gelten müsse. Das nenne ich dreist.

Steht die B&C jetzt vor einer langen Abfolge an Rechtsstreitigkeiten und Klagen?

Hofer Das ist alles eine Frage der Taktik. Ich habe den Eindruck, dass weder Tojner noch die UniCredit in Mailand an die Zugkraft dieses juristischen Konstrukts glauben. Der Rechtsweg dauert lange Zeit und ist mit einem enormen Prozessrisiko behaftet. In der Realität geht es um Druckaufbau. Wenn eine große italienische Bank droht, Sie mit Klagen einzudecken, dann kommt es auf Standfestigkeit an und weniger darauf, ob Sie auf lange Sicht juristisch recht behalten.

Wurden Sie vom Vorgehen Tojners überrascht?

Hofer Sein Wunsch, in der B&C-Holding mitzumischen ist ja nicht neu. Herr Tojner hat 2008 bereits versucht, der UniCredit die Genussrechte abzukaufen. Sie waren ihm aber um ca. 500 Mio. Euro weniger wert als der B&C. Die 1,2 Mrd. Euro waren damals sehr viel Geld. Wir wurden auch kritisiert dafür, dass wir überzahlt hätten. Aber es war ein Investment in die Substanz aller Beteiligungen. Seither können wir unsere Erträge in die Unternehmen und in neue Akquisitionen investieren und müssen nicht an außenstehende Begünstigte ausschütten. Genau das würde sich unter Herrn Tojner und dessen Partnern ändern: Die Gewinne würden abgezogen werden und in vielen Taschen verschwinden.

Was ist die Rolle der UniCredit bei dem Übernahme-Match?

Hofer Herr Tojner sagt, dass er eine Vereinbarung mit der UniCredit hat, deren Inhalt ja medial bereits bekannt ist. Unter diesen Umständen ist klar, dass wir mit unseren Bankverbindungen von der UniCredit-Tochter in Österreich weggehen müssen. Der Ablösungs-Prozess unserer Kundenbeziehung hat bereits begonnen.

Die Wiener Bank Austria kommt für die Taktiken der Mailänder zum Handkuss?

Hofer Ja! Die Holding und unsere Unternehmen sind international aktiv. Dabei geht es immer wieder um komplexe Finanz-Projekte. Wir können uns keine Transaktionen leisten, bei denen die Gefahr besteht, dass Mailand aus Kalkül im letzten Moment dazwischen grätscht. Wir brauchen Partner, denen wir voll und ganz vertrauen können.

Wie geht die Sache weiter?

Hofer Ich hoffe stark, dass die UniCredit wieder auf den Pfad der Vertragstreue zurückkehrt. Aber offensichtlich haben sich die Entscheidungsträger bereits gegen diese Vorgangsweise entschieden. Jetzt wird versucht werden, den Stiftungsvorstand aus dem Amt zu schießen. Es ist damit zu rechnen, dass jeden Tag neue Angriffe auf den Tisch kommen. Die ersten sind schon da. Das ist ein „battle of headlines“. Sie habe keine Aussicht auf Erfolg, aber sie binden viele Kräfte über eine lange Zeit. Sie wollen uns mürbe machen.

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