Marktanalyse : Autoindustrie: Elektroautos werden kommen - aber der Diesel bleibt

Die deutschen Autobauer wollen die Elektromobilität massiv ausbauen - und neue Forschungen zur Brennstoffzelle weiter vorantreiben.

Allerdings werde der Verkehr noch lange am Diesel festhalten - mindestens als Brückentechnologie. Zum einen seien die neuesten Motoren umweltfreundlich, zum anderen gebe es noch viel Potenzial, sie weiter zu entwickeln. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Autobauern.

Die beiden außerdem wichtigsten Zukunftsthemen seien autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen.

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Grund sind der Abgasskandal sowie drohende Fahrverbote in Innenstädten. Der Diesel-Marktanteil bei den Neuzulassungen sinkt. Volvo hat angekündigt, sich Schritt für Schritt von reinen Verbrennungsmotoren zu verabschieden.

Volkswagen: Es wird einen Mix geben

VW-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn sagte mit Blick auf das Jahr 2030: "Wir werden einen Antriebsmix aus Verbrennungsmotoren, Hybridantrieb und E-Antrieb haben." Mehr dazu: VW-Vorstand: Debatte um Diesel basiert nicht immer auf Tatsachen >>

Auch die VW-Tochter Porsche erwartet für die Zukunft einen "Mix aus Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und rein elektrischen Fahrzeugen".

Ein Opel-Sprecher erläuterte, auf dem Weg in die elektrische Zukunft würden herkömmliche Antriebssysteme weiter benötigt. "Die Automobilindustrie braucht die moderne Technik von heute, um die notwendigen Investitionen für die Weiterentwicklungen der Zukunft zu erwirtschaften." Auch Daimler setzt "auf dem Weg zum emissionsfreien Fahren" auf einen Mix aus modernsten Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und Elektrofahrzeugen mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb.

Industrie: Diesel produzieren weniger CO2

Die Autoindustrie braucht den Diesel auch, um die europäischen Grenzwerte beim "Klimakiller" CO2 zu erreichen. Denn Diesel stoßen, so argumentiert die Branche, bei gleicher Motorleistung weniger Kohlendioxid (CO2) aus als Benziner. Und die Nachfrage nach Elektroautos kommt nicht in Fahrt.

Dennoch zeigen sich viele überzeugt, dass sich die Elektromobilität durchsetzt. Daimler will bis 2025 zwischen 15 und 25 Prozent des weltweiten Absatzes über batterieelektrische Fahrzeuge erwirtschaften. VW hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2025 rund ein Viertel des weltweiten Volumens mit batterieelektrischen Fahrzeugen zu erzielen, ebenso wie die Sportwagen-Tochter Porsche.

Entwicklungen für die Brennstoffzelle

Neben E-Autos forscht die Autoindustrie seit Jahrzehnten an der Brennstoffzelle. Bisher haben nur Hyundai und Toyota aus Asien Elektroautos mit Wasserstoff und Brennstoffzelle im Angebot. Daimler zeigt auf der Messe IAA in Frankfurt (14. bis 24. September) den Mercedes GLC F-Cell. Das sogenannte Vorserienfahrzeug kombiniert die Brennstoffzellen- und Batterietechnik zu einem Plug-in-Hybrid.

VW-Entwicklungschef Eichhorn sagte, sein Konzern arbeite an einer Serienlösung. "Aber das wird zunächst eine Kleinserie." Die Brennstoffzelle habe über Jahre darunter gelitten, dass sie nicht alltagstauglich und durch enormen Einsatz von Edelmetallen sehr teuer gewesen sei. "Beides haben wir optimiert. Es stellt sich aber die Frage, woher der Wasserstoff kommt. Bis dato muss man ihn regenerativ erzeugen, mit vielen Energieverlusten, bis er im Auto ist."

Probleme bei Roboterautos

Eines der Megathemen ist das vollautomatische Fahren - das selbstfahrende Auto ohne menschlichen Fahrer. Dabei sehen die Hersteller noch viele Hürden, sowohl technische als auch rechtliche, wie die Umfrage ergab. Die ständige Überwachung des Autos durch den Fahrer falle weg. Jede Situation müsse vom System selbstständig beherrscht werden, sagte etwa ein BMW-Sprecher.

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Weiteres Megathema: Mobilitätsdienstleistungen rund ums Auto. Dabei geht es zum Beispiel um Carsharing, Transportdienste, Mobilitäts-Apps und vernetzte Verkehre. Die Autobauer wollen sich zu Mobilitätsanbietern wandeln. Daimler spricht mit Blick auf das Jahr 2030 von Mobilität als Service - "Mobility-as-a-Service". Bei VW heißt das englisch "Transportation as a Service."

Massive Umbrüche

Generell sieht sich die Branche vor einem grundlegenden Umbruch. "Die Automobilindustrie wandelt sich aktuell in bisher nicht für möglich gehaltener Geschwindigkeit", sagte ein Opel-Sprecher. "Die Veränderungen in den nächsten Jahren werden größer sein als in ganzen Jahrzehnten zuvor." (dpa/apa/red)