Luftfahrt : AUA: Warten auf den entscheidenden Sommer

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"Verheerend schlecht" nennt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech die Zahlen vom Auftaktquartal 2021, wo operativ ein Minus von 106 Mio. Euro eingeflogen wurde. Auch das Gesamtjahr werde tiefrot schließen, aus jetziger Sicht aber nicht so schlimm wie im ersten Coronajahr 2020. Besonders wichtig werden für die österreichische Lufthansa-Tochter nun die Sommermonate. Komme im Sommer der erwartete Aufschwung, werde auch die voriges Jahr gewährte Staatshilfe ausreichen.

Für manche überraschend seien trotz verzögerter Erholung die Kassen gut gefüllt. Kurzarbeit und Sozialversicherungsstundungen hätten bei der Liquidität entlastet. Damit brauche er sich nicht zu sorgen, dass der Airline morgen oder übermorgen das Geld ausgeht, sagte von Hoensbroech. Drei Langstreckenflugzeuge hat die AUA heuer verkauft, um daraus Staatshilfe zurück zu zahlen. Weitere Verkäufe soll es nicht geben. Jedenfalls aus heutiger Sicht.

Wegen des schleppenden Impfverlaufs und anhaltender Reiseschranken zieht sich bei allen Airlines in Europa, auch für die AUA, die Erholung hin. Andauernde Verzögerungen führten dazu, "dass wir weit hinter unserer Planung vor einem Jahr sind. Wir hätten schon 60 bis 70 Prozent unserer Kapazität in der Luft haben sollen", sagt der AUA-Boss. So habe man im ersten Quartal 2021 nur ein Viertel der Flüge durchgeführt. Das Vergleichsquartal 2020, als sich das Coronavirus ausbreitete, sei dabei bereits ein "Vollbremsungsquartal" gewesen.

Die Lufthansa hat ihre Kapazitätsziele gekappt: da soll das Flugangebot im Gesamtjahr statt bis zu 50 Prozent nur rund 40 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen. Die AUA erwartet für sich etwas mehr als die Lufthansa, im Schnitt etwas über 40 bis 45 Prozent, da sie weniger Langstreckengeschäft hat als die Mutter und mehr touristische Strecken bedienen will. Seit zwei bis drei Wochen hat die Buchungsdynamik für die Sommermonate zugenommen, wurde voll Optimismus berichtet.

"Jeden Tag kommen jetzt mehrere tausend Buchungen"

"Jeden Tag kommen jetzt mehrere tausend Buchungen für den Sommer herein", sagte Hoensbroech. Die Buchungseingänge hätten sich in den vergangenen paar Wochen verdoppelt, freilich von einem sehr niedrigem Niveau. Im Juli will die AUA 100 Ziele anfliegen, schwerpunktmäßig südliche Sonnenziele, und dann die Hälfte ihrer Kapazitäten in der Luft haben.

Passagieren riet der AUA-Chef heute, jetzt schon für den Sommer zu buchen. Im Augenblick seien die Preise noch günstig und Kapazitäten frei. Wenn es aber einmal los gehe, der "Grüne Pass" für mehr Reisefreiheit da sei, könnte man schlagartig von einer Buchungswelle überrollt werden. Ein Engpass für Airlines könnten da die Piloten werden, die eine bestimmte Zahl von Flügen absolvieren müssen, um die Lizenz zu halten. Die AUA sieht für sich da weniger Probleme, weil ihre Piloten in Kurzarbeit und nicht entlassen worden sind. Hoensbroch erhofft sich von der Regierung eine Verlängerung der Kurzarbeit. Für den Winterflugplan haben die Austrian Airlines wieder mehr Flüge auf der Langstrecke vor, unter anderem über den Nordatlantik. Nach vielen Jahren soll es erstmals auch wieder nach Mexiko gehen.

Die Kostenschraube wurde neuerlich angezogen: Anders als beim jüngsten Abbau von 9 Prozent der Beschäftigten auf Jahressicht, der über natürlichen Abgang erfolgte, werden beim zuletzt nochmals verschärften Abbauprogramm nun Kündigungen nicht ausgeschlossen. Bis 2023 will die AUA mehr als 650 Jobs abbauen, das wurde im März angekündigt. Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen.

Auf mehreren Bundesländerflughäfen hat sich die AUA mit Abfertigungspersonal zurückgezogen. In Salzburg etwa sind es an die 20 Beschäftigte, die - weil in Kurzarbeit - auch nicht gekündigt werden, obwohl sich die AUA dort verabschiedet hat. Man wird sich dann von den Beschäftigten an dem Standort trennen müssen, "weil wir schlicht und einfach keine Arbeit mehr für sie haben werden", so der AUA-Chef. (apa/red)