Erneuerbare : Anzengruber: Österreich muss Anstrengungen bei Erneuerbaren verdoppeln

Österreich muss bei der Umstellung auf eine komplett auf erneuerbaren Energieträgern basierende Stromversorgung das Tempo erhöhen. Darauf verwies Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber beim Branchenkongress von Oesterreichs Energie im Burgenland.

Anzengruber: Es steht eine Menge Arbeit bevor

In den letzten Jahren habe Österreich den Erneuerbaren-Anteil bei Strom um 10 Prozentpunkte von 64 auf 74 Prozent erhöht, in den kommenden zwölf Jahren stehe - mit der geplanten Anhebung auf 100 Prozent bis 2030 - ein doppelt so hoher Anstieg an, sagte der Chef des größten österreichischen Stromkonzerns bei einer Diskussionsrunde in Pamhagen.

Diese Herausforderung sollte in einem Marktumfeld statt in einem regulierten Umfeld angegangen werden können - und es sollten andere Sektoren wie Verkehr oder Wärme inkludiert werden, "sonst sehe ich nicht die Möglichkeit, dass wir die Ziele erreichen", nämlich den CO2-Ausstoß um 36 Prozent unter den Stand von 2005 zu senken. Es stehe eine Menge Arbeit bevor, ob die Ziele allenfalls ein oder zwei Jahre früher oder später geschafft würden, sei dabei nicht so wichtig.

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EU-Verband der Elektroindustrie: Ziele erreichbar

Die Ziele für 2030 sind ambitioniert, aber erreichbar, meinte dazu Eurelectric-Generalsekretär Kristian Ruby, der sich dabei auf das für die gesamte EU geltende, etwas "mildere" Absenkungsziel von 30 Prozent bezog. Wie Anzengruber plädierte auch der Vertreter der europäischen E-Wirtschaft für eine Integration des Mobilitätssektors in das Klimathema. Josef Plank, Generalsekretär im Umweltministerium in Wien, bezeichnete ebenfalls die Integration der Mobilität als "besonders wichtig".

Deutschland droht eine große Kapazitätslücke

Der dem Bündnis 90/Die Grünen nahestehende deutsche Energieexperte Johannes Kempmann meinte, Deutschland werde sein bald vor der Tür stehendes 30-Prozent-Reduktionsziel für 2020 im Elektrizitätsbereich erreichen, die anderen Sektoren aber nicht. Er verwies auch darauf, dass Deutschland aufgrund des Atomausstiegs, auf den sich das Land nach dem Nuklearunglück im japanischen Fukushima festgelegt hatte, im nächsten Jahrzehnt bei der Stromerzeugung in eine große Kapazitätslücke schlittern werde.

Insgesamt geht es beim Nachbarn um den Wegfall von 22 Gigawatt (GW) Kraftwerksleistung. Zwischen 2022 und 2024 könnte Deutschland dadurch zum Nettostromimporteur werden, sagen neue Studien. Zudem dürften die Stromgroßhandelspreise zulegen, je nach Tempo des Kohleausstiegs.

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Markus Beyrer: Zuerst die schon definierten Ziele erreichen

Für die Zeit nach 2030 sprach sich Markus Beyrer, Generaldirektor des in Brüssel sitzenden Lobbying-Verbandes BusinessEurope, gegen neue Ziele aus, vielmehr sollten einmal die schon definierten implementiert werden. Klar sei aber, dass die Anstrengungen nach 2030 noch intensiviert werden müssen: "Da müssen wir noch viel ambitionierter sein", so der frühere Generalsekretär der österreichischen Industriellenvereinigung (IV).

Eurelectric-Vertreter Ruby meinte, international gehe es um die Aufgabe, zum Beispiel die USA, Indien oder China dazu zu bringen, Stahl und andere Produkte CO2-frei zu erzeugen. Generalsekretär Plank bezeichnete es als eine der wichtigsten Aufgaben, Modelle zu finden, damit der Finanzsektor für Infrastrukturinvestitionen gewonnen werden könne. (APA/red)