Logistik : Amazon: Ermittlungen von Kartellbehörden und Streik gegen miserable Löhne

Amazon-Beschäftigte in Leipzig und Koblenz haben ihre Arbeit niedergelegt und mit den Streiks ihre Forderung nach einem Tarifvertrag untermauert. Seit Jahren fordert Verdi eine Bezahlung der Beschäftigten des Konzerns nach den Tarifen des Einzelhandels, immer wieder kam es bereits zu Streiks.

"Massiver Arbeitsdruck" und miserable Bezahlung

Die Gewerkschaft Verdi forderte die Arbeiter an beiden Standorten zu einem 24-stündigen Ausstand auf - schon zuvor hatte es an einigen Amazon-Standorten Aktionen gegeben, die teils bis Donnerstag andauern sollten. Amazon wies die Vorwürfe von Verdi, die eigenen Mitarbeiter schlecht zu behandeln, zurück.

Mit dem Streik in Leipzig kämpfe die Belegschaft "für gesündere Arbeitsbedingungen, für Respekt und Anerkennung - und für einen Tarifvertrag", erklärte der Verdi Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. Entgegen den öffentlichen Aussagen über den Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Amazon seien in Wirklichkeit "krankheitsbedingte Kündigungen" und "Ausgliederungsmanagement" an der Tagesordnung.

Ähnlich kritisch äußerte sich der Verband für Rheinland-Pfalz und das Saarland über die Lage am Standort Koblenz. Die Beschäftigten verdienten die "Sicherheit eines Tarifvertrags". Zudem würden Streikende oftmals "massiv unter Druck gesetzt, sich nicht an den Arbeitskämpfen zu beteiligen". Das paare sich mit dem "ohnehin schon massiven Arbeitsdruck".

Amazon will Vorwürfe nicht nachvollziehen

Amazon erklärte indes erneut, die "überwältigende Mehrheit" der Mitarbeiter arbeite normal, der Streik habe daher keinen Einfluss auf die Einhaltung des Lieferversprechens.

Amazon betonte zudem erneut, in seinen Logistikzentren werde am oberen Ende dessen gezahlt, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei. Außerdem profitierten die Mitarbeiter unter anderem von leistungsbezogenen Boni und Aktien.

Das Unternehmen wies auch den Vorwurf zurück, Beschäftigte vom Streik abzuhalten. "Amazon respektiert das Recht jedes Einzelnen, Mitglied der Gewerkschaft zu sein und an rechtmäßigen Streiks teilzunehmen", erklärte ein Konzernsprecher.

Ermittlungen wegen Verdacht auf Missbrauch der Marktmacht

Der US-Online-Versandhändler Amazon gerät in Italien ins Visier der Kartellbehörde. Diese leitete eine Untersuchung gegen Amazon wegen des Verdachts auf Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung ein, teilte die Behörde in einer Presseaussendung mit. Amazon nutze seine Führungsposition auf dem italienischen Markt aus, um Händler zu zwingen, seine Logistikdienstleistungen zu nutzen.

Der Konsumentenschutzverband Codacons begrüßte die Untersuchung der Kartellbehörde. Sollten Unregelmäßigkeiten nachgewiesen werden, sei Codacons bereit, eine Klage gegen Amazon im Namen der Kunden sowie der Händler einzureichen.

Erst im November hat Amazon in Italien die Genehmigung erhalten, im Land selbst Pakete zuzustellen. Die Tochtergesellschaften "Amazon Italia Logistica" und "Amazon Italia Transport" sind in die Liste der Postkuriere des italienischen Industrieministeriums aufgenommen worden. Die italienische Post hat also Konkurrenz zu befürchten.

2018 zu einer Strafe verurteilt

Im vergangenen Sommer hatte Italiens Kommunikationsbehörde gegen Amazon eine Strafe von 300.000 Euro verhängt, weil die Gesellschaft illegal als Zusteller Pakete ausgeliefert hatte. Daher hatte Amazon im Oktober beim Ministerium den Antrag gestellt, die Tochtergesellschaft in die offizielle Liste der Postkuriere aufzunehmen.

Amazon investiert zurzeit kräftig in Italien. Ein 34.000 Quadratmeter großes Lager ist kürzlich in Casirate nahe der lombardischen Stadt Bergamo errichtet worden. Ein weiteres Logistikzentrum ist unweit von Turin geplant. Hier sollen 1.200 Personen beschäftigt werden. Investitionen von 150 Mio. Euro sind für den Turiner Standort vorgesehen, der 60.000 Quadratmeter groß sein soll. Seit 2010 hat Amazon in Italien mehr als 1,6 Mrd. Euro investiert. (afp/apa/red)