Corona-Strategien : ABB, Ferrobotics und Kuka: Flexibel in den Herbst

Naderer Ferrobotics
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Sie beladen selbständig Fahrzeuge oder greifen - man ist ja auf einer Messe - bunte Bälle. Der Vorführeffekt der Robotik hat auf der Industriemesse in Hannover immer einen besonderen Charme. Doch die Coronapandemie vereitelte das rege Frühjahrstreiben. Und die Innovationen? Vieles wird für die großen Herbstkampagnen aufgespart. INDUSTRIEMAGAZIN hat dennoch einiges zu den Highlights in Erfahrung bringen können.

Ferrobotics ACF-KIT: Der Wandelbare

Eine neue Lösung des Linzer Automatisierers Ferrobotics lässt KMU flexibel auf Fertigungsjobs reagieren.

Wie sich die Automatisierungstechnik weiter ihren Weg in den Mittelstand bahnt? Ferrobotics-Chef Ronald Naderer hat dazu eine sehr konkrete Vorstellung. Und das dazupassende Produkt. Mit dem aktiven Kontaktflansch ACF macht das Linzer Unternehmen Roboterkraft dosierbar, das Konzept hat sich derart gut behauptet, dass Naderers Team die Entwicklung jetzt um eine abermals sehr KMU-freundliche und auf Cobots passende Facette erweitert hat, der „ACF-Kit“. Per Schnellwechselplatte lassen sich manuell - binnen weniger Sekunden - die erforderlichen Werkzeuge für verschiedenste Anwendungen mechanisch anbringen. Cobots sind spezielle Klein-Roboter, für die Bedürfnisse der flexiblen Produktion, also für kleine Losgrößen.

Sie bestechen durch einfache Programmierung, leichte Montage und fertig vorhandene End-of-Arm- Tool-Lösungen, wie etwa für Schweißen sowie Handling und nun verstärkt auch für das Schleifen. Typische Einsatzgebiete sind Winkelschleifer für Schweißnahtnachbearbeitung oder Exzenterschleifer für Lackiervorbereitung. „Damit werden Unternehmen sehr flexibel“, sagt Naderer, der den Marktstart der Lösung für die nächsten Wochen plant und mit Nachfrage speziell bei mittleren Metallverarbeitern und in der Holzindustrie rechnet. Auch die Werkzeuge stellen bei Kundenwunsch die Linzer bereit. „Der Paketgedanke und Plug & Play stehen im Vordergrund“, so Naderer.

ABB IRB 390 FlexPacker: Der Flexible

ABBs jüngster Neuzugang ist die Antwort auf die Suche nach flexibleren Systeme beim Picken, dem Verpacken und der Logistik.

In der zweiten Jahreshälfte erfolgt die Erstinstallation bei Schlüsselkunden, in Österreich wird er voraussichtlich ab edem vierten Quartal verfügbar sein: Mit dem IRB 390 FlexPacker reagiert der Industrietechnologiespezialist ABB auf den Wandel in den Lieferketten und internen betrieblichen Warenströmen. „Es braucht flexiblere Systeme beim Picken, dem Verpacken und der Logistik“, sagt ABB-Robotikspezialist Marc Segura.

Nicht nur höheres Tempo und Produktindividualisierung zählen zu den Herausforderungen, auch die Traglasten klettern nach oben. Der IRB 390 FlexPacker - für bis zu 15 Kilo Traglast ausgelegt (45 Prozent größere Traglast als der FlexPicker) - ist in diesem Szenario ein verlässlicher Helfer. Über ein Drittel schneller als der FlexPicker ist er für Branchen wie die Logistik, die Getränke- und Lebensmittelerzeugung oder die Pharmaindustrie prädestiniert.

Kuka KR4 Agilus: Der Kompakte

Größere Reichweite und höhere Traglast: Kuka bringt den Nachfolger eines Kompaktroboters in Stellung.

Die Anforderungen der Elektronikindustrie kennt Markus Hollfelder-Asam genau: Mehr als 30 Wochen verbrachte der Kuka-Produktmanager - eigentlich in Augsburg stationiert - bereits in China und auch die europäische Wertschöpfung der großen Elektronikfirmen wäre ohne automatisierte Prozesse nicht möglich. Da kommt - rechtzeitig vor der nächsten Investitionsperiode - ein neues Modell zur rechten Zeit.

Der KR4 Agilus, der bis Ende 2021 schrittweise den Vorläufer KR3 ersetzt und laut Hollfelder-Asam dank der Entwicklung in Europa und Asien neuerlich ein „waschechter Kuka-Roboter“ ist, legt bei Traglast (vier Kilo) und Reichweite (plus 40 Prozent, also 600 Millimeter) zu. Produziert wird er im Markt für den Markt, Abnehmer dürften sich überall dort, wo auf engstem Raum Teilehandling stattfindet, finden, etwa auch dem Bestücken von Leiterplatten.