Stahlindustrie : 92,2 Prozent: Thyssenkrupp-Mitarbeiter stimmen Fusion mit Tata zu

Die breite Zustimmung der Mitarbeiter könnte Konzernchef Heinrich Hiesinger nun Luft verschaffen, den Konzern stärker auf die Industriesparte mit Geschäften wie Aufzügen und Autokomponenten zu konzentrieren. Dieser Bereich macht mittlerweile ohnehin den Löwenanteil des Geschäfts aus. Hiesinger stand in den vergangenen Monaten nicht nur von Seiten der Arbeitnehmervertreter unter Druck, sondern auch durch die Anteilseigner. Besonders Großaktionär Cevian hatte zuletzt am Rande der Hauptversammlung im Jänner kritisiert, dass der Umbau nicht schnell genug voran gehe. Cevian-Chef Lars Förberg hatte sogar eine Zerschlagung des Konzerns ins Spiel gebracht, INDUSTRIEMAGAZIN berichtete.

In den kommenden Wochen sollen nun Gutachten zu der Fusion vorgelegt werden, bei denen es unter anderem um die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Zusammenschlusses gehen soll. Nach den Plänen des Konzerns soll die Fusion nach der Zustimmung durch den Aufsichtsrat noch im Frühjahr besiegelt werden. Der endgültige Zusammenschluss könnte dann zum Jahresende erfolgen.

Laut Vertrag sollen die gut 20.000 Beschäftigten der Thyssenkrupp-Stahlsparte unter anderem eine langfristige Beschäftigungsgarantie bis zum 30. September 2026 erhalten. Das Unternehmen hält allerdings an der geplanten Streichung von 2.000 Stellen in Deutschland fest.

Betriebsrat und Gewerkschaft hatten zuvor für eine Zustimmung zu dem Tarifvertrag geworben, der nach massiven Protesten von Seiten der Belegschaft ausgehandelt worden war. Trotz des Widerstands will das Unternehmen auch weiterhin an der geplanten Verlagerung des Firmensitzes des Gemeinschaftsunternehmens in die Niederlande festhalten.

Der traditionsreiche Stahlkonzern will sich auf lange Sicht von dem schwankungsanfälligen Geschäft lösen. Hiesinger hatte in der Vergangenheit immer wieder auf strukturelle Probleme im von Überkapazitäten geprägten Stahlgeschäft hingewiesen. Thyssenkrupp und Tata erhoffen sich von der Zusammenlegung ihrer Geschäftsteile hohe Einsparungen - früheren Angaben zufolge 400 bis 600 Mio. Euro jährlich. An dem Gemeinschaftsunternehmen sollen beide Partner je 50 Prozent halten.

Jedoch könnte es in den kommenden Jahren zu einer Verschiebung der Eigentümerstruktur kommen - und Thyssenkrupp seinen Anteil schrittweise reduzieren. "Mindesten sechs Jahre" wolle der Konzern zwar an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt bleiben. Gleichzeitig hatte Thyssenkrupp betont, dass währenddessen eine Veränderung der Struktur nicht ausgeschlossen sei. Dabei hatte der Konzern einen Börsengang als mögliche Option genannt.