Rohstoffe : 3 Eckdaten: Europa immer abhängiger von Russlands Erdgas

(1) ABHÄNGIGKEIT VON RUSSISCHEM GAS

Zwischen 2010 und 2014 ging die Nachfrage nach russischem Gas zurück - seitdem ist sie allerdings wieder gestiegen. Grund für den Boom ist ein Rückgang bei der europäischen Erdgasproduktion, insbesondere in den Niederlanden.

Davon profitiert hat vor allem der russische Gazprom-Konzern, der auf 17 Prozent der weltweiten Erdgasreserven sitzt. Das Unternehmen, das zu mehr als 50 Prozent vom russischen Staat kontrolliert und oft als mächtige geopolitische Waffe des Kreml bezeichnet wird, liefert rund 35 Prozent des gesamten Erdgas, das in Europa verbraucht wird.

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Ungeachtet des erklärten Wunsches der EU-Kommission, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern, ist dieser Anteil zuletzt noch gewachsen. 2016 und 2017 stiegen die Gasexporte von Russland nach Europa weiter an - vor allem wegen der vergleichsweise kalten Wintermonate. Für das erste Quartal 2018 verkündete Gazprom einen weiteren Anstieg von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

(2) PIPELINES NACH EUROPA

Aktuell wird russisches Erdgas durch mehrere Pipelines nach Europa geleitet: Durch Nord Stream 1 gelangt es direkt nach Deutschland, zwei weitere leiten das Gas durch Weißrussland nach Polen. Vier weitere Pipelines führen durch die Ukraine; zudem gibt es Rohrleitungen von Russland in die Türkei sowie direkte Verbindungen nach Finnland und in die baltischen Staaten.

Gazprom setzt darauf, mit finanzieller Beteiligung europäischer Unternehmen seinen Marktanteil zu behaupten und Transitkosten durch die Ukraine zu minimieren. Dafür hofft der Konzern, bis Ende 2019 zwei neue Pipelines in Betrieb nehmen zu können: TurkStream, die unter Umgehung der Ukraine die Türkei und Europa mit russischem Erdgas versorgen soll, und Nord Stream 2. Russland und Türkei beenden Gasstreit >>

(3) KONKURRENZANBIETER

Russlands Konkurrenten haben Mühe, an Boden zu gewinnen. Die USA - einer der weltweit größten Erdgasproduzenten, der zuletzt vor allem die Produktion von Schiefergas massiv angekurbelt hatte - tritt bei seiner Suche nach neuen Absatzmärkten bisher auf der Stelle. Der Grund: Die Verschiffung von verflüssigtem Erdgas gilt noch immer teurer als der Transport durch Pipelines.

Der britische Ölriese BP hat im Juli begonnen, Erdgas in Aserbaidschan zu fördern. Künftig soll Erdgas auch über einen "Südlichen Gas-Korridor" nach Europa strömen - über Pipelines von Aserbaidschan in die Türkei und dann über Griechenland, Albanien und die Adria. Die Fertigstellung ist aber erst für 2020 geplant - und Experten gehen davon aus, dass damit nur rund zwei Prozent des europäischen Bedarfs gedeckt werden können. (afp/apa/red)