Studie : Wie unattraktiv ist der Standort Österreich?
Bei der Standortqualität sehen heimische Führungskräfte unser Land zwar grundsätzlich als attraktiv an - bei zahlreichen Indikatoren gerät Österreich aber ins Hintertreffen.
Insgesamt sei das Vertrauen in öffentliche Institutionen sowie die Zufriedenheit mit der Infrastruktur hoch, erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zum jüngsten "Executive Opinion Survey" im Rahmen des Weltwirtschaftsforums (WEF). Das Wifo fungiert als Partner für die Befragung in Österreich, zuletzt nahmen dabei 130 Führungskräfte teil.
Führungsqualitäten und Steuer
In Bezug auf die Qualität des Managements sind die Einschätzungen selbstkritisch und bleiben stets hinter dem Schnitt der BENESCAND-Staaten (Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland) und meist auch der DACHIT-Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien) zurück. Die besten Bewertungen erhält unser Land für die Professionalität in Führungspositionen und die Kultur der offenen Zusammenarbeit. Schlecht bewertet werden dagegen dynamische Geschäftsmodelle und die Bereitschaft, unternehmerische Risiken einzugehen.
Relativ schwach schneidet Österreich bei der örtlichen Mobilität von Arbeitskräften und der Verständlichkeit des Steuersystems ab. Fünf kleine andere EU-Länder rangieren werden hier besser als die Alpenregion eingestuft.
Beziehung zwischen Dienstgeber und -nehmer
Besser als andere Ländergruppen schneidet Österreich zum Arbeitsmarkt bei den Arbeitsbeziehungen zwischen Dienstgebern und Dienstnehmern ab. Auch mit der Produktivitätsorientierung der Löhne ist man zufrieden. Ansonsten liegt Österreich meist hinter den BENESCAND-Staaten (Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland) und oft auch hinter den DACHIT (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien).
Mankos gibt es bei Arbeitszeitflexibilität, Fern- oder Teilzeitarbeit und der Flexibilität von Beginn und Ende von Arbeitsverhältnissen. Als Problem wird der Fachkräftemangel wahrgenommen.
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Wachstum und staatliche Regulierung
Zur Wachstums-, Struktur- und Industriepolitik fällt die Einschätzung der Führungskräfte in Österreich besser aus als im Schnitt der Vergleichsgruppen. Das gilt etwa für die Frage einer langfristigen Vision, wo die Regierung bessere Noten erhält, sowie zur Frage einer wirksamen Wachstumsstrategie. Die schlechtesten Noten bekommt die Regierung zur Kooperation mit dem Privatsektor und zur Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen.
Zur "staatlichen Regulierung" wird bezweifelt, ob die Regelungen in Österreich einfach und nachvollziehbar sind - auch wird die Belastung der Firmen durch Compliance-Kosten beklagt. Das Vertrauen in öffentliche Institutionen ist in Österreich aber relativ hoch. (apa/red)