Konjunktur : Starke Rückgänge in der Wirtschaft Osteuropas

Polen Warschau
© Fotolia

Für den gesamten Raum erwartet das WIIW, dass das Wirtschaftsniveau 2022 die Vorkrisen-Leistung von 2019 wieder erreichen wird. Dabei gehen die Ökonomen des WIIW davon aus, dass die Pandemie ohne längere Lockdowns eingedämmt wird und ein wirksamer Impfstoff beziehungsweise eine effektive Behandlung gegen das Coronavirus gefunden wird. Schneller, also schon 2021, erreichen nur Serbien und Litauen das Niveau von 2019 wieder. Zumindest bis 2023 dauert es unter anderem in Kroatien, Bulgarien und Montenegro. In Weißrussland dürfte die Wirtschaft nicht nur 2020, sondern auch 2021 schrumpfen.

Zwar hat sich die Wirtschaft in der Region im dritten Quartal 2020 gut von den Corona-Maßnahmen im Frühjahr erholt, angesichts der neuerlichen Einschränkungen im Herbst sei aber ein zweite Talfahrt noch heuer ("Double-Dip-Rezession") unvermeidbar.

Grundsätzlich ist das WIIW aber für die Region optimistisch, sobald das Virus unter Kontrolle gebracht ist. So könnte der Stimmungswandel in der Wirtschaft zu Rückverlagerungen der Produktion aus Asien nach Osteuropa führen. Auch die Digitalisierung führe in der Region zu einem Boom.

"Generell wird das Wachstum in den Mosoel (Mittel-, Ost- und Südosteuropäische Länder) auch mittelfristig wesentlich höher ausfallen als in Westeuropa, was der tendenziell nach Osten gerichteten österreichischen Wirtschaft sehr zugutekommt", heißt es in der Einschätzung des WIIW.

Das ist für Österreich eine gute Nachricht, ist doch die heimische Wirtschaft mit Investitionen und Exporten stark in der Region engagiert. Alleine in den Visegrad-Ländern (Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei) sowie Kroatien, Rumänien und Russland haben österreichische Unternehmen rund 58 Milliarden Euro investiert (Zahlen von 2018). Die Wirtschaft dieser sieben Länder wird zwar heuer um über 6 Prozent schrumpfen, 2021 aber wieder um 3,7 Prozent wachsen, erwartet das WIIW. Skeptischer sind die Experten dabei allerdings für Russland, "wo das Wachstum voraussichtlich weiterhin durch niedrige Ölpreise, westliche Sanktionen sowie die relativ konservative Fiskal- und Geldpolitik gebremst werden wird".

Auch für die heimischen Exporte hat das WIIW gute Aussichten für 2021. Alleine die vier Visegrad-Länder haben 2019 österreichische Waren um 25 Mrd. Euro gekauft und ihre Inlandsnachfrage dürfte sich 2021 gut erholen. "Im Allgemeinen sind jene Länder, in denen österreichische Unternehmen am stärksten exponiert sind, in einer besseren Lage, die Krise zu bewältigen. Dies liegt besonders an ihren vergleichsweise guten Kapazitäten im Gesundheitssektor, an ihrer Bonität sowie ihrer geringeren Abhängigkeit von kurzfristigen Kapitalbewegungen", so das WIIW. (apa(red)