Serie EC Austria : So helfen IT-Dienstleister durch die Krise

Die Corona-Pandemie hat nach wie vor große Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme und den Wirtschaftskreislauf. Digitale Technologien haben ihre große Bewährungsprobe und IT-Dienstleister sind beim Bedarf von systemrelevanten Versorgern und von Unternehmen gefordert. „Die Corona-Krise hat die Bedeutung der Digitalisierung für Unternehmen und Verwaltung belegt und auch einen Lerneffekt bei organisatorischen Maßnahmen ausgelöst. Wenn physische analoge Prozesse nicht mehr funktionieren, dann können bzw. müssen digitale Dienste übernehmen“, sagt Jochen Borenich, Mitglied des Vorstands beim IT-Dienstleister Kapsch BusinessCom.

Autarke Produktion

Zwei durch die Pandemie besonders betroffene Segmente sind das Gesundheitswesen und verwandte Produktionsbetriebe. Branchenübergreifende Kooperationen unterstützen hier nun Herstellung und Logistik. Das Smart Textile Konsortium in Vorarlberg mit Unternehmen wie Grabher, Bandex, Getzner oder Wolford begann während der Corona-Krise Einzel- teile und hochwertige Schutzmasken zu produzieren, die komplett in Österreich hergestellt werden. In Spitzenzeiten wurden täglich mehr als 24.000 Schutzmasken gefertigt, dafür mussten tausende Einzelteile an rund 100 Schneiderinnen und Schneider zur Endfertigung ausgegeben werden.

Um diese autarke Produktion „made in Austria“ zu sichern, wurde Kapsch mit der raschen Umsetzung einer produktionstechnisch flexibel skalierbaren IT-Anwendung beauftragt. Der IT-Dienstleister entwickelte speziell für die Steuerung und Protokollierung der einzelnen Produktions- und Lieferschritte ein eigenes Tracking-System. Bei den verteilten Produktionsstätten war das ein anspruchsvoller Logistikprozess, den Kapsch in kurzer Zeit auf Basis von Microsoft-Cloud-Technologien digitalisierte. Eine einfache App ermöglicht nun die zentrale Verfolgung aller wesentlichen Schritte im logistischen Abwicklungsprozess sowie die Rück- und Fertigmeldungen von Schneidern und Spediteuren.

Fundierte Diagnostik

Basis ist ein cloudbasiertes und flexibel skalierbares Web-Portal sowie eine Handy-App für das Scannen und die Etikettierung verschiedener Pakete via QR-Code. Auch Steuerung und Nachverfolgung der Lieferketten passiert geräteunabhängig über die Web-Oberfläche und App. „Die Echtzeit-Anwendung sichert zudem, dass die Näherinnen die richtigen Pakete mit den Einzelteilen zugestellt bekommen und folgend den Weiterversand der Masken zur nächsten Station“, erklärt Rainer Jahoda, Leiter Digital Solutions bei Kapsch BusinessCom.

Ein weiteres Projekt im Gesundheitswesen betrifft die Österreichische Diabetesgesellschaft, wo Kapsch BusinessCom gemeinsam mit Microsoft eine digitale Datenerfassung zur Prüfung von Zusammenhang und Auswirkung von COVID-19 auf zuckerkranke Patienten entwickelte. Die nunmehr digitalisierte österreichweite Erfassung von relevanten Parametern wie Laborwerten, Begleiterkrankungen und Medikation ermöglicht eine entsprechend fundierte Diagnostik.

Ganzheitliches Risikomanagement

Generell beginnen betriebliche Digitalisierungsprojekte zumeist bei der Vernetzung übergreifender Prozessketten. Viele dieser Abläufe sind an gesetzlichen Regularien und unternehmensinternen Vorgaben ausgerichtet und im sogenannten Governance-, Risk- und Compliance- Management (GRC) zusammengefasst. Aktuelle Datenschutzverordnungen und die Querschnittsmaterie Sicherheit sollten ebenso enthalten sein.

Flexibel skalierbare Cloud-Plattformen verbinden nun die Themen Datenschutz, Controlling und Compliance. Das Funktionieren derartiger Strukturen mit datenschutzkonformer Verfügbarkeit der Daten an jedem Punkt betrieblicher Prozessketten ist besonders für Finanzdienstleister unverzichtbar. Versicherungen und Banken betreuen umfangreiche Kundengruppen über mehrere Abteilungen und Standorte hinweg.

Eigene GRC-Cloud

Auch für die Wiener Städtische Versicherung gehört die Verarbeitung von personenbezogenen Daten zum Tagesgeschäft, und dazu zählt auch die Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Um den Vorgaben zu entsprechen, beauftragte die Wiener Städtische T-Systems mit der Umsetzung ihres Datenschutzmanagements mit allen dazugehörigen Prozessen und einem ganzheitlichen Risikomanagement, welches auch interne Kontrollsysteme miteinbezog.

Basis für die nunmehr eingesetzte GRC-Cloud-Anwendung ist „Risk2value“, eine Software von Avedos, die in Verbindung mit von T-Systems entwickelten Workflows Einhaltung und Anpassung der DSGVO ermöglicht, ein revisionssicheres Datenanwendungsverzeichnis, Datenschutzfolgeabschätzungen sowie Anleitungen bei Datenpannen und Anfragen enthält und zu einem ganzheitlichen Risikomanagement erweitert werden kann.

Individuelle Anpassung

„Der Vorteil dieser Plattform liegt darin, dass wir unsere Prozesse nicht ans Tool anpassen müssen, sondern das Tool nach unseren Bedürfnissen modifiziert werden kann. System- und Medienbrüche gehören damit der Vergangenheit an“, sagt Roland Gröll, Vorstandsdirektor der Wiener Städtische Versicherung.

Bisherige Insellösungen oder Datensilos werden ersetzt, und die zentrale, einheitliche Datenbasis sichert die aktuelle Verwendung in allen betrieblichen Teilbereichen. Gemeinsam entworfene Abläufe und automatisierte Prozesse gewährleisten die Einhaltung von Fristen, zyklische Aktivitäten oder automatische Meldungen an Mitarbeiter. Ebenso inkludiert sind an Unternehmensstruktur und Kundenbedürfnisse angepasste Reports für Analysen auf unterschiedlichen Ebenen.

Externer Betrieb im Rechenzentrum

„Die GRC-Cloud wird im hochsicheren Rechenzentrum von T-Systems in Österreich betrieben. Durch ihre hohe Skalierbarkeit sind spätere Erweiterungen für zusätzliche User oder weitere GRC- Prozesse jederzeit problemlos machbar“, erläutert Thomas Masicek, Head der Unit Cyber Security, T-Systems Alpine.

Generell reichen externe Cloud Services von einfachen Speicherplätzen für verschiedene Datensätze (engl. Storage) über Applikationen bis zu Verknüpfungen mehrerer Anwendungen für eigens definierte Einsatzgebiete.