Mineralölindustrie : Rückgänge bei der OMV: Keine Kurzarbeit, keine Kündigungen

Angesichts des Ölpreisverfalls und der Coronavirus-Pandemie dreht OMV-Chef Rainer Seele an vielen Schrauben, um die Ausgaben heuer möglichst niedrig zu halten: Investitionen werden zurückgefahren, der Einstieg beim russischen Achimov-Gasfeld verschoben und der Borealis-Zukauf in Raten abgestottert. Eine Stilllegung der Raffinerie Schwechat und Kurzarbeit seien derzeit nicht geplant, sagt Seele.

Eines zeichnet sich schon recht klar ab: Hoch dürfte die OMV heuer nicht mehr gewinnen, der Ölpreis-Verfall macht ihr schwer zu schaffen. Zuletzt sei man für dieses Jahr von einem durchschnittlichen Ölpreis von 60 Dollar pro Fass ausgegangen, nun habe man die Erwartung auf 40 Dollar zurückgenommen, sagte Seele im Gespräch mit der APA.

Seele: "Kein Personalabbau"

Seele kündigte auch ein weiteres Sparprogramm durch Investitionskürzungen im Ausmaß von 200 Mio. Euro an. Man habe gesehen, dass die Mitbewerber ihre Investitionen im Durchschnitt um 25 Prozent kürzen und habe die eigenen Investitionskürzungen entsprechend angepasst, erklärte Seele. Insgesamt seien Ausgaben- und Kostenreduktionen im Fokus, kein Personalabbau, betonte Seele.

Historischer Einbruch der Ölpreise drückt das Ergebnis

Der Preisverfall schlägt sich auch am Periodenergebnis für das erste Quartal nieder, das durch negative Lagerhaltungseffekte (CCS Effekte) in Höhe von 453 Mio. Euro auf -68 Mio. Euro unter die Nulllinie gedrückt wurde. Das den Aktionären zuzurechnende Periodenergebnis sank von 354 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres auf nun -159 Mio. Euro. "Aber das berichtete Periodenergebnis passiert nur auf dem Papier", betonte Seele. Beim bereinigten Ergebnis (CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten) liege man mit knapp 700 Mio. Euro im Plus. Die erwartete Raffineriemarge habe man von über 5 Dollar pro Barrel auf rund 4 Dollar angepasst. 2019 lag sie bei 4,4 Dollar pro Fass.

Der Gaspreis ist für die OMV inzwischen wichtiger

Allerdings werde das Fördergeschäft der OMV mehr vom Gaspreis bestimmt als vom Ölpreis. "Zwei Drittel unserer Produktion sind ja schon Erdgas." Der Gaspreis dürfte von 11,9 Euro je Megawattstunde im Vorjahr auf 10 Euro pro MWh zurückgehen, so die Annahme.

Schwer getroffen sei man durch den Wegfall der Produktion in Libyen. "Das sind in früheren Quartalen über 100 Mio. Euro gewesen." Auch im zweiten Quartal werde man in Libyen keine Produktion haben, "da steht alles still".

Raffinerien: Weder Kurzarbeit noch Stillstand geplant

Kurzarbeit oder ein Raffinerie-Stillstand seien derzeit aber nicht geplant, betonte der OMV-Chef. "Wir sehen jetzt das Auslastungsrisiko insbesondere in Schwechat nicht so hoch wie zuletzt. Nach den derzeitigen Zahlen, wo wir auch den Raffinerieabsatz in Österreich mit einer leichten Nachfrageerholung erkennen können, ist ein Raffinerie-Stillstand sehr unwahrscheinlich."

Jetzt profitiere die OMV von ihren Investitionen in die Flexibilität, insbesondere in die Petrochemie. "Daran sieht man, wie wichtig Borealis ist." Die Kerosin-Nachfrage sei großteils weggebrochen, "die Läger werden immer voller, aber das Kerosin wird nur bedingt abgenommen". Die Raffinerien in Europa seien nur zu 50 bis 60 Prozent ausgelastet, während jene des Chemiekonzerns Borealis, an dem die OMV ihre Beteiligung von 36 auf 75 Prozent aufstockt, bei 94 Prozent liege und im Gesamtjahr über 80 Prozent betragen werde.

"Man sieht, wie wichtig Borealis ist"

Die OMV reagiert auf den Ölpreisverfall und Corona vor allem mit Ausgabenkürzungen. So habe man beschlossen, den Einstieg beim russischen Achimov-Gasfeld zu verschieben, das bringe heuer eine Ausgabenentlastung von 1,5 Mrd. Euro. "Wir haben Gazprom um diese Verschiebung gebeten", sagte Seele. Darüber hinaus habe man ein Einsparungsprogramm von 500 Mio. Euro, bei dem Investitionen heuer gekürzt oder verschoben werden. Weiters habe man 200 Mio. an Einsparungen bei den operativen Kosten, etwa im Bereich der Exploration bei der Seismik und bei der Suche nach neuen Feldern. Die 4,1 Mrd. Euro Kaufpreis für weitere 39 Prozent an der Borealis werden in Raten bis Ende 2021 überwiesen. "Das führt dazu, dass wir in diesem Jahr unseren Cash nur mit der Hälfte der Summe belasten müssen."(apa/red)