Arbeitsmarkt : Oberösterreich: Kurzarbeit als Schutz vor Kündigungen

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Kurzarbeit als Schutz vor Kündigungen, aber mit finanziellen Einbußen verbunden, optimistische Wirtschaftsaussichten und eine ambivalente Einstellung zum Homeoffice - das ergab eine Befragung von 492 Betriebsratsvorsitzenden in Oberösterreich durch das Institut für Sozialwissenschaften (ISW). 61 Prozent der vertretenen Betriebe nutzten die Kurzarbeit, bei zwei Drittel fürchteten die Mitarbeiter nach Auslaufen des Instruments nicht um ihren Job.

Die Krise habe gezeigt wie wichtig ein Betriebsrat sei, folgerte der Präsident der oberösterreichischen Arbeiterkammer, Johann Kalliauer, in einer Pressekonferenz mit der Leiterin der Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik, Bettina Csoka. Es brauche daher wirksameren Schutz bei der Gründung eines Betriebsrats, Erleichterungen bei dessen Wahl und bei Freistellungen sowie erweiterte Mitbestimmungsmöglichkeiten.

Bei 96 Prozent jener Firmen, die auf Kurzarbeit verzichteten, bestand dafür keine Notwendigkeit, nur bei vier Prozent waren die Verhandlungen gescheitert. Die Arbeitszeit wurde im Mittel um die Hälfte, bei einem Viertel sogar um 80 Prozent reduziert. "Spannend war, dass fast 40 Prozent der Betriebsräte angaben, dass das Arbeitsvolumen nicht an die kürzere Arbeitszeit angepasst wurde", fand Kalliauer.

Knapp 70 Prozent erwarten gute bis sehr gute Entwicklung

Die Angst der Mitarbeiter vor Kündigungen nach Auslaufen der Kurzarbeit variiere je nach den wirtschaftlichen Perspektiven des Betriebes. Wobei 69 Prozent ihrer Firma gute bis sehr gute Wirtschaftsaussichten prognostizierten, lediglich 29 Prozent sahen eine schwierige Lage. "Das nährt unsere Einschätzung, dass uns eine große Insolvenzwelle erspart bleibt", so Kalliauer.

Jedoch sprachen 22 Prozent der Betriebe mit Kurzarbeit Kündigungen aus. Immerhin 60 Prozent der beschäftigten Leiharbeiter wurden in die Kurzarbeit mitgenommen, 40 Prozent an ihre Leasingfirma zurückgeschickt.

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In Sachen Homeoffice stellten die Betriebsratsvorsitzenden eine gewisse Ambivalenz fest, konstatierte Csoka. 80 Prozent der Mitarbeiter erlebten den Wegfall des täglichen Arbeitsweges als Erleichterung und für zwei Drittel trägt Homeoffice zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf bei. Aber drei Viertel gaben an, dass die Beschäftigten über den fehlenden sozialen Kontakt mit Kollegen klagten, 70 Prozent passte das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Privatem nicht.

37 Prozent der Befragten befürworten eine Ausweitung des Homeoffice klar, acht Prozent lehnen das ab und 55 Prozent sehen es zwiespältig. Eine Betriebsvereinbarung zum Homeoffice gebe es in 36 Prozent der Betriebe.

Kalliauer merkte an, dass Homeoffice ohnehin nur für eine bestimmte Gruppe infrage kommt, der Großteil der Beschäftigten könne gar nicht zuhause arbeiten. "Homeoffice ist kein Ersatz für Kinderbetreuungseinrichtungen", betonte er. Es sei im Vergleich zum Frühjahr 2020 zurückgegangen. Waren damals in 22 Prozent der Betriebe mehr als 60 Prozent daheim tätig, waren es Ende des Vorjahres nur mehr in 12 Prozent der Firmen so viele. Mit 31 bis 60 Prozent Mitarbeiter im Homeoffice werkten im März sowie am Ende des Jahres 18 Prozent der Unternehmen, null Prozent in Heimarbeit waren es im März bei 12, Ende 2020 bei 19 Firmen.

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Gute oder sehr gute Zusammenarbeit mit den Chefs

In puncto Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern sprachen 79 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden von einer "sehr guten", "guten" oder "eher guten" Kooperation. 72 Prozent sagten, dass der Betriebsrat frühzeitig in die Krisenbewältigung einbezogen wird, 52 Prozent gaben an, dass dies nur soweit geschehe, wie es gesetzlich erforderlich ist.

Die befragten Arbeitnehmervertreter kamen zu 43 Prozent aus Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten, 44 Prozent aus Firmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern und 13 Prozent aus Kleinbetrieben. 30 Prozent gehören zur Branche Metall-, Elektro-, Fahrzeug- oder Maschinenbau, 15 Prozent zum Sozial- und Gesundheitsbereich. Weiters vertreten waren Bau, Chemie- und Kunststoffindustrie, Handel, Banken und Versicherungen. (apa/red)