Ausbildung : Neuer Uni-Lehrgang: Fit werden gegen Attacken aus dem Cyberspace

Angriffe aus dem Cyberspace sind ein Thema, das heuer in Österreich besonders präsent ist. Dafür sorgen zwei recht spektakuläre Fälle: Die etwa sechs Tage dauernde, massive DDoS-Attacke auf Dienste der Telekom Austria. Mit diesen "Distributed Denial of Service" wird die Netzinfrastruktur mit enorm vielen Datenpaketen überlastet, die über viele Länder verteilt abgeschickt werden. Das Ziel der Kriminellen: Erpressung. Doch Österreichs größter Telefonieanbieter konnte die Angriffe abwehren.

Spektakuläre Angriffe auf FACC und Telekom Austria

Anders war der Fall beim oberösterreichischen Luftfahrtindustriezulieferer FACC. Über eine täuschend echt gestaltete E-Mail elang der sogenannte „Fake-President-Trick“: Die Überweisung einer Summe von etwa 50 Millionen Euro auf ein Konto von Betrügern. Daraufhin hat der chinesisch dominierte Aufsichtsrat nach dem Finanzvorstand Ende Mai auch den Chef und Firmengründer Walter Stephan entlassen.

Diese Fälle sind bei weitem nicht die einzigen. Parallel zu FACC sei eine ganze Reihe von Firmen gezielt angegriffen worden, heißt es bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Die meisten von ihnen bleiben anonym, weil niemand gern darüber spricht. Offiziell werden in Österreich pro Jahr laut dem Cybercrime-Report etwa 9000 Anzeigen wegen Cyberkriminalität zur Anzeige gebracht.

Nachfrage nach Spezialisten für Cybersicherheit dürfte stark steigen

Entsprechend gewinnt auch der Stellenwert des Themas an Bedeutung, wie der Bericht „Standort Österreich 2015-2020“ der Wirtschaftskammer zeigt – das Papier nennt Cybersicherheit als zentrales Ziel für den Standort. Und spätestens seit dem Vorfall bei FACC sind Konzernvorstände tatsächlich bereit, mehr in Abwehrprogramme und die entsprechende Infrastruktur zu investieren – und auch in entsprechendes Fachpersonal.

Doch genau hier zeichnet sich eine Lücke ab: Echte Profis für Cybersicherheit sind selten, und die Nachfrage ist weitaus höher als die Anzahl der Menschen, die sich aktuell darauf spezialisieren. Deswegen setzen gerade die ersten Hochschulen auf eine Ausbildung in diesem Bereich – auch in Österreich. Eine der ersten ist Webster Vienna Private University, eine von weltweit acht Niederlassungen der amerikanischen Privatuniversität Webster.

Neuer Lehrgang an der Webster Vienna Private University

Ab dem kommenden Herbst startet die Wiener Hochschule einen neuen Zertifikatslehrgang, die in neun Monaten umfangreiche Kenntnisse rund um Cybersicherheit vermittelt. Das Konzept für den neuen Lehrgang in Wien wurde bereits erfolgreich in den USA umgesetzt: „Vor zwei Jahren haben wir an unserem Hauptsitz in St. Louis den Diplomlehrgang ,Threat Detection' aufgebaut. Heute ist es eines der am schnellsten wachsenden Masterprogramme“, sagt Thomas Johnson, Gründer des an der Universität angesiedelten Cyberspace Research Institute.

Die Hochschule legt Wert darauf, dass dieses Fach echte Kenner unterrichten – wie Johnson selbst, der jahrelang als Experte für das FBI, den Secret Service und die Präsidentschaftskanzlei tätig war. Er wiederum betont bei der Ausbildung vor allem die enge Kooperation mit Industriepartnern in den USA, darunter Siemens, IBM, HP, Cisco oder Goodyear – aber auch Facebook.

"Essentieller Bestandteil modernen Managements"

Bernd Marin, Direktor von Webster Vienna, geht jedenfalls davon aus, dass dieses neue Angebot auch in Österreich auf Interesse unter Studenten, Führungskräften und auch seitens der Konzerne stoßen wird: „Das Wissen um den Schutz sensibler Daten ist inzwischen essentieller Bestandteil modernen Managements geworden. Die Zeiten, wo Cybersecurity ein reines Thema von IT-Spezialisten ist, sind endgültig vorbei.“

(pm)