Autozulieferer : Knorr-Bremse meldet Interesse an Hella-Übernahme an

Ein Einstieg würde aber ein Pflichtangebot an die übrigen Hella-Aktionäre nach sich ziehen. Knorr-Bremse sei "grundsätzlich am Erwerb des von der Gründerfamilie gehaltenen Pakets von 60 Prozent" an Hella interessiert, teilte der Konzern mit. Die Gespräche seien aber noch in einem frühen Stadium.

Knorr-Bremse ist offenbar nicht der einzige Interessent: Die französischen Autozulieferer Plastic Omnium und Faurecia haben Finanzkreisen zufolge ebenfalls Gebote für Hella abgegeben. Der Prozess werde von der Investmentbank Rothschild gesteuert, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Medienberichten zufolge interessieren sich auch Finanzinvestoren für einen Einstieg. Hella hat sich bisher nicht zu den Plänen seiner Eigentümer geäußert, über die das "Manager Magazin" zuerst vor zwei Monaten berichtet hatte und die den Aktienkurs des Familienunternehmens aus Lippstadt seither auf Berg- und Talfahrt schickt. Ein Sprecher lehnte auch am Dienstag eine Stellungnahme ab.

Knorr-Bremse-Investoren zeigten wenig Verständnis für den Vorstoß des Bremsenkonzerns bei Hella. Der Konzern mit Sitz in München ist fast ausschließlich als Lieferant für Lkw- und Zug-Hersteller aktiv, während Hella vorwiegend Pkw ausrüstet. Interessant könnte für Knorr-Bremse aber das Geschäft von Hella mit Sensoren sein, die die Voraussetzung für autonomes Fahren sind, das Knorr-Bremser auch bei Lkw als Zukunftschance sieht. Zurzeit bezieht Knorr die Technologie dafür bei Continental.

Knorr-Bremse-Aktien brachen um bis zu zehn Prozent ein. Der Vorstoß sei überraschend, sagte ein Händler. "Die Frage der Finanzierung steht ja noch im Raum." Um sich die mehr als sechs Milliarden Euro schwere Übernahme leisten zu können, bräuchte Knorr wohl eine Kapitalerhöhung. Die Anteilsscheine von Hella zogen dagegen in der Spitze um 9,2 Prozent an.

Das "Manager Magazin" hatte mehrfach über die Verkaufspläne berichtet. Zuletzt hieß es, eine Entscheidung solle noch vor dem Sommer fallen. Allerdings sind 60 Prozent der Hella-Anteile in Familienhand durch eine Poolvereinbarung gebunden. Die Dutzenden Familienmitglieder müssten sich also einig werden, ob sie ihre Anteile abgeben wollen oder nicht. (apa/red)