Autoindustrie : IAA: Autobauer rüsten sich für einen harten Brexit

Großbritannien
© Fotolia

Die Hängepartie beim Brexit verunsichert die Autobranche. Der französische Konzern PSA hält sich deshalb bei Investitionen in die britischen Werke seiner Tochter Opel zurück. "Wir können keine Investitionsentscheidungen treffen, ohne zu wissen, was passieren wird", sagte Opel-Chef Michael Lohscheller auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt. "Der Brexit könnte die Lieferketten in Europa und Großbritannien unterbrechen. Es stehen Arbeitsplätze und Investitionen auf dem Spiel. Jeder muss sich der Verantwortung bewusst sein."

Zollunion in Gefahr

Die Gefahr eines "No-Deal-Brexit" ist nach wie vor nicht gebannt. Der britische Premierminister Boris Johnson will sein Land Ende Oktober aus der EU herauslösen - notfalls auch ohne Abkommen. Er liefert sich einen Machtkampf mit dem Parlament in London, das die Regierung nun mit einem Gesetz zu einem dreimonatigen Brexit-Aufschub verpflichtet hat, sollte Johnson bis zum 19. Oktober kein Austrittsabkommen erzielen.

Sollte Großbritannien die EU tatsächlich ohne ein Abkommen verlassen, würde es den Zugang zu dem 500 Millionen Einwohner zählenden Binnenmarkt und die Zollunion mit der EU über Nacht aufgeben. Dann würden die Regeln der Welthandelsorganisation gelten, was viele Import- und Exportzölle zur Folge hätte.

Britische Autoindustrie senkt Investitionen um zwei Drittel

Die britische Autoindustrie hat wegen der Aussicht auf einen sogenannten harten Brexit ihre Investitionen bereits um mehr als zwei Drittel gesenkt. Auch der Münchner Autobauer BMW trifft Vorkehrungen für dieses Szenario, wie Finanzchef Nicolas Peter auf der IAA erläuterte: "Wir haben die Pläne in der Schublade." BMW werde auf Zölle mit Preiserhöhungen reagieren, was aber einen Absatzrückgang zur Folge habe. Eine Möglichkeit sei, im Werk Oxford eine Schicht zu streichen. Am 31. Oktober - dem derzeit geplanten Brexit-Datum - und dem 1. November werde die Produktion in Oxford sicherheitshalber stillstehen.

VW-Chef Herbert Diess sagte zu Reuters TV, die Unsicherheit rund um den Brexit sowie der weiter schwelende Handelskonflikt bereiteten ihm zwar Sorgen. Andererseits habe sich VW in den vergangenen Monaten recht gut geschlagen und Marktanteile weltweit dazugewonnen. Deshalb blicke er "verhalten optimistisch in den Rest des Jahres". (reuters/apa/red)