IM Money : Geschlossene Fonds: Tranchen mit Chancen

Geschlossene Fonds
© Gernot Reisigl

Eine besonders gute Presse haben geschlossene Fonds nicht. In den letzten Monaten sorgten massive Liquiditätsprobleme bei Investments in Schiffsbeteiligungen genauso wie ein drohender Komplettausfall bei geschlossenen Immobilienfonds in Dubai für negative Schlagzeilen. Anleger wurden hier oft sogar vor die Wahl eines Totalverlustes oder eines Nachschusses gestellt. „Man darf grundsätzlich nicht alle Anbieter und alle Formen von geschlossenen Fonds in einen Topf schmeißen. Bei Aktien etwa differenziert man ja schließlich auch entsprechend“, sagt Armin Prokscha, Geschäftsführer des auf Wagniskapital spezialisierten Fondsanbieters RWB Private Capital Austria. Und tatsächlich konnten in der Vergangenheit einige auf Risikokapitalbeteiligungen ausgerichtete Anbieter von geschlossenen Fonds entgegen den oberflächlichen Marktwahrnehmungen mit exzellenten Ergebnissen aufwarten. Und auch jetzt bietet die seit der Finanzmarktkrise stark gestiegene Finanzierungszurückhaltung der Banken für Private-Equity-Fonds günstige Einstiegsgelegenheiten und für Anleger attraktive Renditechancen. Fehlender Mut Die laufenden Hiobsbotschaften an den Kapitalmärkten haben auch das Einsammeln von neuen Geldern für Private-Equity-Fonds massiv erschwert. „Die Nachfrage von teils exzellent aufgestellten Unternehmen nach Eigenkapital ist derzeit sehr hoch, leider fehlt vielen Investoren momentan der Mut zur Investition“, sagt Michael Stranz, Geschäftsführer des Wiener Wagniskapitalgebers Arax Capital Partners. Jede Menge zu tun hat hingegen Rechtsanwalt Christian Thaler von der auf Finanzproduktanbieter spezialisierten Kanzlei Brandl & Talos. „Anlegerklagen steheneit Ausbruch der Finanzmarktkrise an der Tagesordnung. Viele Anbieter haben aber daraus gelernt und ihre Modelle und Bedingungen verbessert“, sagt Thaler. Private-Equity-Anbieter zählen übrigens derzeit nicht zu den gescholtenen Klienten der Anwaltskanzlei. Hier wurden die hohen Ertragschancen offenbar weit unter dem Branchenschnitt mit irreführenden Werbebotschaften hervorgehoben. Zeichner ist Unternehmer Völlig diametral zu herkömmlichen Invest- ments schlüpft ein Zeichner eines geschlossenen Fonds – in der Regel als Kommanditist – in die Unterneh- merrolle. Diese wird er auch so schnell nicht mehr los, die Beteili- gungsdauer beträgt durchschnittlich über 10 Jahre. Gegenüber liquiden Investments in Aktien darf sich ein Geldgeber eines geschlossenen Fonds aber besser gegenüber der Unternehmensleitung vertreten füh- len. „Private-Equity-Fonds prägen die strategische Entwicklung des Unternehmens mit und knüpfen den weiteren Geldfluss oft auch an die Einhaltung der vereinbarten Ziele. Dieses Privileg hat ein Kleinaktionär natürlich nicht“, sagt Armin Prokscha, Geschäftsführer RWB Private Capital Austria. Der Einfluss des Fonds in den Aufsichtsgremien der mit Eigenkapital ausgestatteten Unternehmen kann im Extremfall sogar zur Absetzung der Geschäftsleitung führen. Sehr breite Streuung und auch ein relativ einfaches Handling errei- chen Anleger mit Investments in Private-Equity-Dachfonds.

Ähnlich wie bei klassischen Dachfondsinvestments wird das Risiko durch die Kapitalaufteilung in mehrere Subfonds gestreut, die Verwaltungskosten sind durch die zusätzliche Managementebene aber naturgemäß höher. „Wir halten derzeit über die ganze Welt verteilt in Summe über 110 Einzelfondsbeteiligungen. Aktuell bieten wir die 5. Generation eines internationalen Portfolios und einen Dachfonds mit Investitionsschwerpunkt in Asien an“, sagt Armin Prokscha von RWB Private Capital Austria. Dass die hochgesteckten Renditeerwartungen der Branche erreichbar sind, zeigt der zwischen 1999 und 2002 aufgelegte RWB Global Markets Fonds I. Dieser Fonds erwirtschaftete trotz der nun bereits dritten Verwerfung an den Kapitalmärkten seit Auflage dieses Anlagevehikels eine jährliche Rendite zwischen 6 und 9 Prozent. Keine Alleingänge Auch ohne Dachfondslösung müssen Zeichner von direkten Kapitalbeteiligungen nicht gänzlich auf eine Risikostreuung verzichten. „Unsere Portfoliopakete bestehen meist aus etwa vier bis fünf Einzelbeteiligungen“, sagt Michael Stranz, Geschäftsführer Arax Capital Partners. Durch die überschaubare Anzahl an Investments kann sich hier der Anleger ein sehr individuelles Bild über Chancen und Risiken machen. Im aktuellen Paket befinden sich beispielsweise mit Crystalsol ein innovativer Anbieter von Photovoltaikprodukten und mit Nabriva Therapeutics ein biopharmazeutisches Unternehmen. In der Investitionsphilosophie wagt Arax prinzipiell keine Alleingänge. „Wir investieren nur, wenn auch öffentliche Fördergelder flie- ßen, und idealerweise sollten auch noch andere Venture-Capital-Geber im Boot sein“, erklärt Michael Stranz. Große Unterschiede gibt es in der steuerlichen Behandlung von Dachfonds und Direktbeteiligungen. Beide Investmentarten ziehen zwar Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb nach sich, die Direktbeteiligung hat aber in der Regel den Vorteil einer Verlustzuweisung. „Im letzten Jahr führte das Investment an der ARAX-Beteiligung bei Investoren in der höchsten Steuerprogression zu einem 17,5-prozentigen Liquiditätsaufwand des investierten Kapitals“, sagt Daniel Cesky von der Steuerberatungskanzlei CNC Vienna. Wurden also beispielsweise EUR 20.000,– investiert, betrug der Nettoaufwand nach Rückfluss der Einkommenssteuergutschrift für den Investor nur EUR 3.500,–. Bei Dachfonds hingegen können keine Verlustzuweisungen vorgenommen werden. Die laufenden Ausschüttungen und auch die finalen Rückflüsse des investierten Kapitals müssen bei beiden Investitionsformen mit der jeweiligen Einkommenssteuerprogression an die zuständigen Finanzbehörden abgeführt werden. Unter dem Strich verbleibt somit im besten Fall nur ein Steuerstundungseffekt. Sofern das Risiko wie geplant mit satten Erträgen belohnt wurde.