Biosprit : Agrana will von Diesel-Skandal profitieren

"Ethanol ist nicht die Lösung, aber Teil der Lösung", so Marihart bei einer Pressekonferenz in Wien. Die EU habe zwar den Ethanol-Anteil auf sieben Prozent begrenzt, das Limit aber als auf energetischer Ebene definiert. Nach Volumen seien daher zehn Prozent Ethanol weiter erlaubt. "E10 ist möglich", sagte Marihart. Die Preise für das aus Getreide und Rüben gewonnene Bioethanol, das Benzin beigemischt wird, sind zuletzt kräftig angezogen.

Vorstöße von Agrana, auch in Österreich Benzin mit einer zehnprozentigen Ethanol-Beimischung einzuführen, blieben bisher erfolglos. In Deutschland floppte E10, weil viele Autofahrer um ihren Motor fürchteten. Zusätzlich stoß die Verwendung von Nahrungsmitteln bei Umweltschützern und Menschenrechtsgruppen auf Widerstand.

Agrana hofft auf Entspannung der Marktlage

Der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana hat dabei heuer im ersten Halbjahr 2015/16 einen Gewinneinbruch erlitten, hofft aber auf ein starkes zweites Halbjahr. Brach der operative Gewinn (EBIT) in den ersten sechs Monaten noch um 21 Prozent auf 68,7 Mio. Euro ein, sollen Umsatz und EBIT am Ende des Geschäftsjahres 2015/16 nur noch maximal zehn Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegen, so der Konzern.

Die Hoffnungen ruhen auf steigenden Zuckerpreisen. Innerhalb der EU seien die Lagerbestände am Sinken und ließen daher eine Entspannung der Marktlage erwarten, hieß in einer Pressekonferenz zu den Halbjahreszahlen. Die aktuelle Lage bezeichnete Vorstandschef Johann Marihart aufgrund des niedrigen Zuckerpreises aber als "schwierig". Die Geschäftsentwicklung im Segment Stärke hingegen sei erfreulich.

Zucker macht weniger als ein Zehntel des Gewinns aus

Der Konzernumsatz blieb im Geschäftshalbjahr mit 1,264 (1,285) Milliarden Euro preisbedingt leicht unter Vorjahr, die EBIT-Marge verschlechterte sich auf 5,4 (6,8) Prozent. Das Konzernergebnis unterm Strich beträgt 43,9 Millionen Euro, nach 60,2 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2014/15. Der Umsatz sei nur durch Mengensteigerungen nicht stärker gesunken, erklärte Marihart. Beim operativen Gewinn im Zucker-Segment schlug der Preisrückgang aber voll durch: 90 Prozent des operativen Gewinns machte Agrana im ersten Halbjahr mit den beiden weiteren Geschäftsfeldern Stärke und Frucht, nur noch weniger als ein Zehntel kam vom Zucker. Vor einem Jahr trugen die drei Segmente noch relativ gleichmäßig zum Ergebnis bei.

Die Erlöse des Zucker-Segments gaben "angesichts der unverändert negativen Preissituation" von 378 auf 345 Millionen Euro nach, und das EBIT des Geschäftsfeldes brach von 28,1 auf 6,4 Millionen Euro ein. Bei Stärke wurden die Umsätze bei 353 (nach 351) Millionen Euro gehalten, das EBIT stieg auf 31,1 (25,2) Millionen Euro. Im Segment Frucht wurde bei mehr Umsatz - 566 (556) Millionen Euro - ein etwas geringeres EBIT von 31,2 (33,7) Millionen Euro erzielt.

Für das Gesamtjahr ist der Vorstand optimistisch. Umsatz und operatives EBIT sollen nicht mehr "deutlich", sondern nur noch "moderat" unter Vorjahr liegen. Mit moderat meine man einen Rückgang um weniger als zehn Prozent, konkretisierte Marihart am Rande der Pressekonferenz. "Es sollte uns gelingen, mit über dem Vorjahr liegenden Ergebnissen in den Segmenten Stärke und Frucht das erwartet schwache Ergebnis im Segment Zucker weitestgehend zu kompensieren", so der Vorstandschef.

Im August waren im Agrana-Konzern im Schnitt 8.098 Mitarbeiter beschäftigt, nach 7.934 im Vorjahr. In Niederösterreich hänge jeder 152. Arbeitsplatz direkt oder indirekt von Agrana ab, verwies das Unternehmen auf eine durchgeführte Wertschöpfungsanalyse. (apa)