Milliardendeal : ZKW wird koreanisch: fünf Jahre Jobgarantie

ZKW Werk Wieselburg
© ZKW

Für den Ausbau seines Geschäfts mit Autoteilen übernimmt der südkoreanische Elektronikhersteller LG Electronics um mehr als 1,1 Milliarde Euro den niederösterreichischen Licht- und Elektroniksystem-Spezialisten ZKW.

ZKW ist zuletzt weiter gewachsen. Das Unternehmen beschäftigt in Österreich inzwischen rund 3.450 Menschen und international knapp 9.000. Der Hersteller mit Sitz in Wieselburg hat Standorte in Österreich, der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und den USA.

Mit der Bekanntgabe der Übernahme haben sich die Gerüchte im Vorfeld bestätigt, über die INDUSTRIEMAGAZIN regelmäßig berichtet hat. Auch über die Schwierigkeiten bei diesen Verhandlungen hatten wir berichtet.

Österreicher bekommen fünf Jahre Jobgarantie

LG verpflichte sich, die Autonomie von ZKW und die Arbeitsplatzkultur für die mehr als 9.000 Beschäftigten zu erhalten. "Für die Produktion in Österreich wird sich zumindest für die nächsten fünf Jahre nichts ändern."

Für die 3.500 ZKW-Mitarbeiter in Österreich, an den Standorten Wieselburg und Wiener Neustadt, gibt es für fünf Jahre eine Jobgarantie. Diese gilt auch für das aktuelle Management. Die Marke ZKW bleibt.

Magna und B&C soll der Preis zu hoch gewesen sein

Denn seit dem Vorjahr gab es immer wieder Gerüchte über Verkaufsgespräche zwischen ZKW und Interessenten - etwa Panasonic, Magna oder der B&C Holding. Doch sie sollen sich aufgrund der hohen Preisvorstellungen schon vorher aus dem Verkaufsprozess zurückgezogen haben, den Rothschild Global Advisory managt. Zuletzt haben sich die Gespräche zwischen LG und den Wieselburgern offenbar wieder intensiviert.

Die Motive hinter dem Verkauf

Der bisherige ZKW-Eigentümer Ulrich Mommert sei inzwischen 77 Jahre alt und habe schon länger nach einer langfristigen Absicherung des Unternehmens mit den Standorten in Österreich gesucht, sagte ZKW-Vizepräsident für Strategie, Roland Wöss, zur Verkaufsmotivation.

Interesse an der Übernahme habe es von vielen Seiten gegeben, Verhandlungen gebe es schon lange. LG-Electronics Vizepräsident Jin-Yong Kim verwies heute in Wien im Gespräch mit Journalisten darauf, dass Mommert das Verständnis für die österreichischen Standorte besonders wichtig gewesen sei.

Deshalb habe es auch diese ungewöhnlich lange Standortgarantie gegeben. Kim dazu: LG stehe für Harmonie, Tradition und örtliche Gemeinschaft, "so, don't worry". Sympathie für Österreich gebe es immer, schon der erste Präsident des Landes sei ja mit einer Österreicherin verheiratet gewesen, so Kim.

Applaus von Mitarbeitern in Wieselburg

An den Standorten in Niederösterreich habe es von den Mitarbeitern Applaus gegeben, als das Ergebnis heute unmittelbar nach dem Abschluss der Verhandlungen verkündet wurde, sagte Wöss.

ZKW-Chef Oliver Schubert sagte, es entstehe ein Unternehmensverbund "mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten". Ziel sei es, bis 2025 einer der Top-Zulieferer im Autobereich zu werden. Besondere Hoffnung setzt man darauf, die Beleuchtungssysteme von ZKW mit Sensoren zu ergänzen.

ZKW ist bei Scheinwerfern und der Beleuchtung vorne sehr stark, LG hat vor allem hintere Beleuchtung, auch wenn dieses Geschäftsfeld noch kleiner ist. Für autonomes Fahren wird eine rundum intelligente Beleuchtung nötig sein, die allenfalls auch Signale nach außen abgeben kann. Dafür könne das Know-how der beiden Unternehmen zusammengeführt werden.

Hersteller will im Segment der Autobeleuchtung an die Spitze

Mit den zusammengeführten Unternehmen will LG eine weltweite Führungsrolle in der Fahrzeugbeleuchtung bei selbstfahrenden Autos spielen, teilte LG mit.

Die ZKW-Übernahme sei der bisher größte Übernahmedeal in der Firmengeschichte, so LG nach der Zustimmung der Transaktion durch den Verwaltungsrat.

LG Electronics erwirbt den Angaben zufolge 70 Prozent an der ZKW Group (Wieselburg) und die Muttergesellschaft LG Corp. die restlichen 30 Prozent. LG stellt auch Smartphones und Haushaltsgeräte her.

Das Beleuchtungsgeschäft von ZKW, das sich auf Teile für Premiumautos konzentriere, werde eine viel größere Marktpräsenz durch das globale Verkaufsnetz von LG haben, hieß es. "ZKWs Angebote werden das wachsenden Geschäft mit Autoteilen von LG ergänzen."Die Südkoreaner kündigten an, zusammen mit ZKW "intelligente Beleuchtungslösungen" zu entwickeln, die dank Sensoren und Fahrzeugkameras auch Informationen und Warnungen auf der Straße anzeigen können.

Eckdaten zu ZKW

ZKW hat weltweit acht Standorte - zwei in Österreich (Wieselburg und Wiener Neustadt) und je einen in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und den USA. Produziert werden Haupt- und Nebelscheinwerfer, Blinkleuchten, Innen- und Kennzeichenleuchten sowie Elektronikmodule. Das Unternehmen beliefert Automobilhersteller wie Audi, BMW, Daimler, Geely, MAN, Opel, Porsche, Scania Truck, Skoda, Volvo und VW.

"W" wie Wien

ZKW wurde 1938 von Karl Zizala in Wien gegründet - aus den Initialen seines Namens und dem "W" für die Bundeshauptstadt leitet sich der Firmenname ab. 1954 wurde der Betrieb um das Werk in Wieselburg erweitert.

1982 übernahm die Familie Mommert das Unternehmen. Von der Metallkomponenten-Produktion für Motorrad- und Lkw-Hersteller entwickelte sich die Spezialisierung auf innovative Premium-Lichtsysteme und Elektronik. 1989 wurde der erste Pkw-Scheinwerfer serienmäßig produziert.