Felsners Faktencheck : Wolfgang Katzian im Münchhausen-Test

Felsners Faktencheck
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Lieber Herr Katzian,

in der TV-Diskussion „Im Zentrum“ haben Sie sich – getreu Ihrer Parteilinie – als glühender Verfechter des gesetzlichen Pensionssystems präsentiert und Reformen bzw. Finanzierungsprobleme als Hirngespenste abqualifiziert ... Das war so auch zu erwarten, denn die Gewerkschaft ist schließlich als Mutter der (Pensions-)Privilegien und nicht der Reformen groß geworden.

Verblüfft haben Sie mich dann aber dennoch mit einer wirklich starken Ansage: Wenngleich Sie nichts von privaten Vorsorgesparformen halten, Sie sind dagegen diese grundsätzlich zu verbieten. Einerseits ziemlich liberal für einen Gewerkschafter, andererseits halte ich eine derart abgehobene Haltung für unfassbar verantwortungslos.

Folgendes Praxisbeispiel dazu: Eine Frau, Jahrgang 1957, verdient derzeit im Verkauf EUR 1.115,- pro Monat netto. Als Mutter eines Kindes war sie in der Vergangenheit viele Jahre als Teilzeitkraft beschäftigt. Nach rund 37 Pensionsversicherungsjahren hat sie das Privileg, als vor 1963 geborene Frau noch mit 60 in die Regelpension gehen zu dürfen. Zu erwartende Pensionshöhe knapp unter der Ausgleichszulage: EUR 788,- netto monatlich.

Es steht weder Ihnen noch mir zu, darüber zu urteilen, ob diese Dame mit EUR 788,- netto ihren Lebensunterhalt bestreiten wird können. Ihrer Meinung nach haben diese Arbeitnehmer allerdings jetzt schon kein Geld, etwas wegzusparen. In die Verantwortung der Politik und der Arbeitnehmervertreter fällt allerdings sehr wohl, die Bevölkerung über die Kehrseiten der frühzeitigen Pensionierungen – nämlich erbärmlich geringe Pensionen – aufzuklären. Und den Betroffenen die Chance zu geben, sich darauf vorzubereiten.

Ronald Felsner ist Geschäftsführer der 4 sales development KG, Lehrbeauftragter an der Donauuniversität Krems und Trainer für die Finanzbranche mit Schwerpunkt gesetzliche Sozialversicherung.

www.sales-development.at