Stahlindustrie : Wolfgang Eder: Voestalpine hat höhere Stahlpreise im Visier

Nach dem Gewinneinbruch im ersten Quartal rechnet Voestalpine-Chef Wolfgang Eder mit deutlich besseren Ergebnissen in den verbleibenden Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2016/17 (per Ende März).

"Wir gehen davon aus, dass dieses Quartal das schwächste im Jahresverlauf bleiben wird", sagte Eder in einer Telefonkonferenz. Im Gesamtjahr will er nach wie vor "nahe an den EBITDA und den EBIT des Vorjahres herankommen", also operativ ähnlich gute Zahlen bringen wie 2015/16.

Höhere Stahlpreise in Sicht - aber nur schrittweise

Von den Kunden können demnach wieder höhere Stahlpreise verlangt werden. Allerdings: Höhere Stahlpreise bekommt die Voestalpine nur nach und nach von ihren Kunden, denn etwa 25 Prozent ihrer Verträge sind auf Quartalsbasis abgeschlossen, 10 Prozent auf Halbjahresbasis und rund zwei Drittel auf Jahres- oder längerfristiger Basis.

"Ab dem nun laufenden Quartal werden wir entsprechende positive Auswirkungen sehen", stellte der Konzernchef in Aussicht. Auch der deutsche Stahlhändler KlöCo hat sich jüngst dahingehend geäußert: Stahlpreise steigen: Stahlhändler KlöCo erwartet besseres Ergebnis >>

Eder zur Gesamtlage: "Deutliche Entspannung im Laufe des Jahres"

Zu der insgesamt angespannten Situation der Branche meinte Eder, trotz der schwierigen globalwirtschaftlichen Rahmenbedingungen "entwickeln sich die für uns wesentlichen Marktsegmente mit Ausnahme des Energiebereiches weiterhin auf stabil solidem Niveau."

Auch im Hinblick auf den mittelfristigen Verlauf gibt sich Eder betont optimistisch: "Im Übrigen gehen wir im weiteren Jahresverlauf von einer deutlichen Entspannung der Situation aus. Dies vor allem im Hinblick darauf, dass im Stahl-Kontraktgeschäft bereits vereinbarte Preiserhöhungen nunmehr Schritt für Schritt wirksam werden."

Die Voestalpine spürt derzeit wie weitere Bereiche der Schwerindustrie den Einbruch der Investitionen von großen Ölbohrfirmen, Gasförderern und ihren Zulieferern. Doch auch im Öl- und Gasbereich dürften demnach gegen Ende des Jahres wieder Investitionen notwendig werden, so die Einschätzung des Konzernchefs - und damit "eine gewisse Entspannung eintreten."

Neue Anlage in Texas geht in Betrieb

Auch die Anlaufkosten für das neue Eisenschwamm-Werk in Texas fallen allmählich weg, und im Öl- und Gassektor sollte es zum Jahreswechsel endlich wieder zu Bestellungen kommen, da die sehr hohen Vorräte laut Eder nun langsam abgebaut werden. Auch die Sparmaßnahmen innerhalb des Konzerns sollen zu einer Ergebnisverbesserung beitragen.

Die Inbetriebnahme des HBI-Werkes im texanischen Corpus Christi drückte die Ergebnisse in der Steel Division der Voestalpine im ersten Quartal 2016/17 mit rund 10 Mio. Euro, im zweiten Quartal sei eine negative EBIT-Belastung in ähnlicher Dimension zu erwarten. Insgesamt bezifferte Eder die Hochlaufkosten für heuer mit "etwa 25 Mio. Euro". Viele Details, Grafiken und ersten Eindrücke aus Texas hier: Erste Bilder vom neuen Standort der Voestalpine in Texas >>

"Nachjustierung" beim Hochofen in Linz

Eine nach der Reparatur des Hochofens in Linz "erforderliche Nachjustierung" belastete das Ergebnis im ersten Quartal mit rund 10 Mio. Euro. "Wir haben rund 130.000 Tonnen Roheisen verloren", berichtet Eder. Umstellungsbedingt war bei der Voestalpine die Nachjustierung der Kohleeindüsung notwendig geworden. In Folge dessen gab es eine gedrosselte Fahrweise des kürzlich umfassend erneuerten Hochofens 5 in Linz.

Die Voestalpine beschäftigt weltweit 48.300 Mitarbeiter. (red/apa)

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