Strompreise : Wolfgang Anzengruber: Preise im Stromgroßhandel sollten bald steigen

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber sieht das Preistief im Stromgroßhandel überwunden. Bei der Energiewende sei nicht nur die Stromproduktion, sondern auch die Umstellung im Verkehr und bei der Wärme unbedingt miteinzubeziehen.

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber ist davon überzeugt, dass bei den Strompreisen im Großhandel der Boden bereits erreicht worden ist. Aktuell liegen die Stromgroßhandelspreise bei 25 bis 30 Euro pro Megawattstunde, waren aber im Februar aber schon auf bis zu 20 Euro abgesackt.

"Ich bin fast überzeugt: Den Boden haben wir gesehen", so Anzengruber auf der Gewinn-Messe in Wien. Gedrückt werden die Stromhandelspreise durch die immense Förderung der erneuerbaren Energien in Deutschland mit 23 Mrd. Euro jährlich, Tendenz steigend.

"Das zerstört die Preise im nicht geregelten Bereich", so Anzengruber. Ursprünglich habe man voriges Jahr für 2016 mit 31 Euro/MWh gehedged, diese Absicherungen ziehe man jetzt. 2015 und 2014 lagen die Forward-Preise noch bei 35 bzw. 39 Euro/MWh. "Vor einem Jahr hätte ich gesagt: Der Boden liegt bei 30 Euro, heuer im Februar hatten wir 20 Euro."

Zur Entwicklung der E-Mobililtät zeigte sich der Verbund-Chef zuversichtlich. Man sei in vielen Forschungsprojekten dabei, die Tochter Smatrics habe schon ein Netz von 400 Ladestellen aufgebaut, die maximal 60 km auseinanderliegen, 200 davon zum Schnellladen. Auch die Autohersteller würden sich dem E-Mobilitätsthema deutlicher zuwenden.

Der Verbund selbst wolle seine Stromerzeugung zu 100 Prozent CO2-frei machen, erinnerte Anzengruber; im heurigen Jahr werde man hier 97 Prozent erreichen. Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, weltweit den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent zu senken, reiche aber nicht allein der Stromsektor, es müsse vielmehr zu einer Sektorkoppelung kommen unter Einschluss von Mobilität und Wärme.

Als besonders zukunftsträchtig bezeichnete Anzengruber das Wasserstoff-Projekt mit der voestalpine für einen Einsatz im metallurgischen Prozess. Ähnliches bespreche man auch mit der OMV, wo Wasserstoff in der Petrochemie verwendet werden könnte.

Zum gemeinsamen Strommarkt mit Deutschland - "von Schleswig-Holstein bis zum Burgenland" - warnte Anzengruber vor einem "Auseinanderbrechen" durch einen an der Grenze zwischen beiden Ländern "künstlich" gelegten Engpass, was in der EU eigentlich verboten sei. Österreich würden dann "signifikant höhere Strompreise" drohen, das sei auch eine Bedrohung für den Wirtschaftsstandort. Entschieden werden soll das im November auf Ebene der europäischen Strommarkt-Regulatoren.

Die Ende August genannten revidierten Ergebnis-Jahresziele des Verbund erneuerte Anzengruber am Freitag. Demnach wird für 2016 ein EBITDA von ungefähr 960 Mio. Euro angepeilt, um 70 Mio. Euro mehr als 2015, und das Konzernergebnis soll 370 (nach 208) Mio. erreichen. (apa/red)