Nutzfahrzeugindustrie : Wolf kauft MAN-Werk in Steyr

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Der Investor Siegfried Wolf wird doch das von der Schließung bedrohte Lkw-Werk von MAN in Steyr übernehmen. Der ehemalige Magna-Chef hat sich am Donnerstag in München mit dem Betriebsrat über sein verbessertes Angebot geeinigt, war am Nachmittag zu hören. Anfang April war der Investor noch mit seinem ersten Übernahmeangebot bei der Belegschaft abgeblitzt. Die Mitarbeiter sollen, wenn sie den Sozialplan annehmen, "nach dem deutschen Modell in der Nettoausgleichszahlung" gleichgestellt werden. Wolf soll zugesagt haben, zusätzlich zu 1250 Mitarbeitern alle 160 Lehrlinge zu übernehmen. Für weitere 150 Beschäftigte soll es eine Arbeitsstiftung geben, 133 steht eine Lösung in Altersteilzeit offen.

Als einzige tragfähige Alternative zur Schließung sei nur der Verkauf an WSA in Frage gekommen, da darüber hinaus – trotz gegenteiliger Berichte – bis zuletzt keine weiteren Kaufinteressenten industriell schlüssige Angebote vorgelegt hätten. Damit das gelingen konnte, hätten beide Seiten aufeinander zugehen müssen. Das sei jetzt passiert. Es habe Handlungsdruck bestanden: Die Maßnahmen zur Schließung seien bereits weit vorangeschritten gewesen. "Ich freue mich deshalb sehr, dass wir gemeinsam die Rettung erreicht haben und das Werk unter der Führung von WSA eine echte Zukunft hat", hielt MAN-CEO Andreas Tostmann fest.

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Die gemeinsamen Pläne mit WSA sollen der großen Mehrheit der Mitarbeiter, ebenso wie den Auszubildenden, weiterhin gute und sichere Arbeitsplätze sowie Entwicklungsperspektiven bieten. Der Verkauf sei für alle Beteiligten die bestmögliche Lösung. Der Vorstand habe dem Verkauf bereits Mittwochabend zugestimmt. Heute seien laut Tostmann die Unterschrift unter den Vertrag und die Zustimmung des Aufsichtsrats erfolgt: "Wir werden jetzt alles dafür tun, den Standort planvoll zu übergeben."

Siegfried Wolf schilderte in einer Presseausendung, bis Anfang 2023 würden weiter im Auftrag von MAN Lkw und Lkw- Komponenten hergestellt und parallel dazu neue Fertigungen aufgebaut. Von diesen sollen ab 2023 sieben neue Nutzfahrzeugtypen unter der Marke "Steyr" für den Export auf den Weltmarkt vom Band laufen.

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Wolf will dabei seine Zusagen aus dem verbesserten Übernahme- und Sozialplankonzept einlösen: Es sollen 1.250 Mitarbeiter und sämtliche Lehrlinge beschäftigt werden. Die maximale Lohnreduktion werde minus 15 Prozent vom Nettobezug betragen. Zusätzlich könnten in einer mit dem Land Oberösterreich geschaffenen, zweckgebundenen offenen Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft weitere 150 Beschäftigte Arbeit finden.

Insgesamt sei es so möglich, zwei Drittel der bisher am Standort tätigen Stammbelegschaft zu halten. Bei der neuen Produktlinie - sieben Nutzfahrzeuge vom Kastenwagen über einen Citybus bis zum Lkw - werde man in Steyr künftig auf die Schwerpunkte Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und autonomes Fahren setzen. "Damit kann der traditionelle Industriestandort mit seinen hoch qualifizierten Beschäftigten unter der wiederbelebten Marke Steyr einer erfolgreichen Zukunft entgegensehen", versicherte Wolf in der Mitteilung. (apa/red)