Lockdown : Wifo und IHS: Bekämpfung von Corona auch für die Konjunktur das Wichtigste
Die führenden Experten von Wifo und IHS haben die heimische Gesundheitspolitik zu einer entschlossenen Bekämpfung der Corona-Pandemie aufgefordert, weil das auch der Schlüssel für die Beendigung der Wirtschaftskrise sei. Ein weiterer vierwöchiger Lockdown im Frühjahr würde das Wachstum Österreichs heuer deutlich dämpfen, laut Wifo von 2,3 auf 1,5 Prozent, dem IHS zufolge von 2,6 auf zwei Prozent.
Freilich geht die Öffnungsvariante von Voraussetzungen aus, die jetzt schon teils überholt scheinen. Es wird etwa unterstellt, dass es keine Einschränkungen über den Stand von Montag, 22. März, hinaus gibt - der sechstägige Oster-Lockdown wurde erst danach verkündet - und dass Gastronomie und Beherbergung ab Mitte April geöffnet werden. Auch wird in diesem Lockerungsszenario angenommen, dass ab Anfang Mai Veranstaltungen wieder möglich sind und dass die Reisewarnungen zwischen Ende April und Ende Juni schrittweise aufgehoben werden.
"Die Covid-19-Krise dürfte jedenfalls länger nachwirken", betont das Wirtschaftsforschungsinstitut, denn privater Konsum und Reiseverkehr würden 2022 in beiden Szenarien geringer sein als vor der Krise. Nach einem mäßigen Wachstum 2021 dürfte es 2022 aber eine kräftige Erholung geben. Die Prognose des Instituts für Höhere Studien (IHS) rechnet, wie die optimistische Wifo-Variante, dass die Wirtschaft das Vorkrisenniveau Ende 2022 erreicht haben könnte.
Industrie und Exporte waren von früheren Lockdowns weniger betroffen
Von den Lockdown-Maßnahmen im Herbst und Winter waren die heimischen Warenexporte und die Sachgütererzeugung kaum betroffen und erholten sich bis Jahresende 2020 merklich, so das Wifo. Beide Bereiche profitierten von der weltweiten Industrieproduktion und des globalen Warenhandeln: "Diese Entwicklung dürfte sich 2021 fortsetzen", auch wenn sie derzeit von Asien und den USA getrieben werde und EU-Länder hier hinterherhinken würden. 2022 würden dann die Absatzmärkte in Europa kräftig wachsen.
Laut Wifo dürfte die Wirtschaft im Euroraum, nach 6,6 Prozent Einbruch 2020, heuer um 3,9 Prozent expandieren, nächstes Jahr um 4,3 Prozent. Für Deutschland geht man (nach -4,9 Prozent 2020) von 2,8 und 3,4 Prozent Plus aus, für die USA von +6,0 und +3,0 Prozent (nach -3,5 Prozent voriges Jahr). China dürfte es heuer auf 8,4 Prozent Wachstum bringen, 2022 auf 5,2 Prozent - selbst 2020 wuchs man dort, um 2,3 Prozent.
Österreichs BIP im Vorjahr um 6,6 Prozent zurückgegangen
In Österreich hat die Coronapandemie voriges Jahr mit den Maßnahmen zu ihrer Eindämmung "den stärksten Einbruch der Weltwirtschaft seit den 1930er Jahren verursacht", erinnert das IHS: Das reale BIP ist 2020 um 6,6 Prozent abgesackt. Stark rückläufig waren etwa die Aus- und Einfuhren mit -10,4 bzw. -10,2 Prozent. Vor allem der Reiseverkehr litt unter der Pandemie. Nach der kräftigen Erholung im Sommer brach die Wirtschaftsleistung wegen des neuerlichen Lockdowns im Schlussquartal wieder ein - sie lag um 2,7 Prozent unter dem Vorquartal und um 5,9 Prozent unter dem Vorjahresquartal.
Bremswirkung des Lockdowns geringer als im Frühjahr 2020
Zuletzt war die Bremswirkung des Lockdowns aber geringer als im Frühjahr 2020. Im Jänner 2021 betrug die BIP-Lücke gegenüber dem Vorjahr nur noch gut 10 Prozent - im ersten Lockdown Ende März bis Anfang Mai lag die wöchentliche Wirtschaftsleistung laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) um 20 bis 25 Prozent unter Vorjahr. Mit den jüngsten heurigen Öffnungsschritten ist die Lücke auf knapp 4 Prozent gesunken, vergrößerte sich zuletzt aber wieder etwas. Bau und Industrie laufen gut, der heimische Warenexport entwickelt sich infolge der weltweiten Konjunkturerholung robust. (apa/red)