Konjunktur : Wifo prognostiziert weiter moderates Wachstum für Industrie

Auch für das vierte Quartal erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ein Anhalten des moderaten Wirtschaftswachstums. Positiv überraschen könnten positive Effekte beim privaten Konsum durch Vorgriffe auf die Einkommensanstiege der Steuerreform 2016 bereits im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft, falls die Stimmung nicht durch die schlechte Arbeitsmarktlage getrübt wird.

Leichter Anstieg im viertel Quartal soll weitergehen

Die 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum des zweiten und dritten Vierteljahrs, jeweils gegenüber dem Vorquartal, seien "schon sehr moderat, und wir rechnen, dass sich das so fortsetzt, wenn die Investitionsfreudigkeit weiter steigt und auch bei Sachgütern und Bau der Anstieg im vierten Quartal weitergeht", sagte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly gegenüber der Austria Presse Agentur. Wahrscheinlich werde man von einem "robust moderaten vierten Quartal" sprechen können.

Statistik Austria meldet Plus für das erste Halbjahr - vor allem in der Metallindustrie

Diese Woche hat neben anderen auch die Statistik Austria die neuesten Konjunkturdaten vorgelegt. demnach ist der produzierende Bereich, also Sachgüter und Bau, heuer im ersten Halbjahr um 1,1 Prozent gewachsen. Besonders stark legte die Metallindustrie mit einem Zuwachs von knapp sechs Prozent zu. Dagegen gab der Maschinenbau mit einem knappen Prozent nach. Eine ausführlichere Meldung auf INDUSTRIEMAGAZIN.at zu den einzelnen Branchen sowie eine Grafik finden Sie hier.

Die vorläufigen Zahlen für 2015

Ende September sind die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS für 2015 von 0,7 Prozent realem BIP-Anstieg ausgegangen. Die Experten der Bank Austria rechneten Mitte Oktober für heuer mit 0,9 Prozent Wirtschaftswachstum. Für 2016 prognostizierten Wifo und IHS zuletzt 1,4 bzw. 1,6 Prozent Plus, die Bank-Austria-Ökonomen ebenfalls 1,6 Prozent.

Für das dritte Quartal hat das Wifo diese Woche ein recht schwaches Wachstum von 0,3 Prozent gemeldet. Mehr dazu hier: Österreichs Wachstum im dritten Quartal knapp über null >>

Außenhandel wird weiter zulegen

Für die Exporte und Importe rechnet Bierbaumer-Polly mit einem spürbaren Anstieg auch im Schlussquartal, "weil die Investitionsnachfrage im Inland ebenfalls weiter steigt". Im dritten Quartal entwickelten sich die Einfuhren dynamischer als zuletzt; dennoch war der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) wegen der im Vergleich zu den Ausfuhren (+1,4 Prozent) stärkeren Zunahme der Importe (+1,6 Prozent) negativ.

Düstere Prognose der Industriellenvereinigung "überraschend"

Auch die Investitionsbereitschaft dürfte sich weiter gut entwickeln, sagt der Wifo-Experte mit einem Verweis auf die jüngsten Konjunkturtest-Ergebnisse. Ein starker Rückgang, wie ihn zuletzt die Industriellenvereinigung (IV) aus Umfragedaten herausgelesen hat, sei für das Wifo "nicht zu sehen". "Der Pessimismus der IV war für mich etwas überraschend", so Bierbaumer-Polly: "Unsere Daten des dritten Quartals und für Oktober zeigen eine andere Tendenz, nämlich ein eher zögerliches, aber doch stetiges Ansteigen der Indikatoren in Richtung steigendes Konjunkturumfeld."

Bank Austria: Bei der Industrie läuft es heuer besser

Identifizieren könne man sich dagegen mit dem positiven Bild, das zuletzt am Donnerstag die Bank Austria mit dem jüngsten EinkaufsManagerIndex gezeichnet hat, "nämlich dass es für die heimische Industrie heuer graduell besser wird und die Sachgüterproduktion anspringt", wie der Wifo-Experte meinte.

Im dritten Quartal wurde das BIP laut Schnellschätzung des Instituts primär durch eine Investitionsausweitung gestützt. Wie schon im zweiten Quartal wuchs die Nachfrage nach Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungen und Bau) gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent.

Weiter eher schwache Impulse von der Weltwirtschaft

Von der Weltwirtschaft kommen weiterhin eher dämpfende Einflüsse, dafür kann die heimische Wirtschaft aber vom leichten konjunkturellen Anziehen im Euroraum profitieren, so Bierbaumer-Polly. Schon die letzte vierteljährliche Prognose des Wifo von September habe ja die Expansion des gesamtwirtschaftlichen Umfelds als eher rückläufig angenommen, etwa was die Schellenländer samt China betreffe, aber auch die USA, die nach wie vor stark seien, wenn auch etwas abgeschwächt. Auch für den Welthandel nehme man eine gedämpftere Entwicklung an. Österreich könne aber vom relativ robusten Euroraum profitieren, so der Experte.

Stagnation beim Privatkonsum

Vom Privatkonsum, der schon mehr als zwei Jahre stagniert, sei an sich kein großer Sprung zu erwarten - außer es kommt im Weihnachtsgeschäft zu Vorzieheffekten durch die Einkommenssteigerungen, die 2016 durch die Lohnsteuer-Entlastung infolge der Steuerreform zu erwarten sind. Von der Entlastung profitieren Niedrigeinkommensbezieher überproportional, diese legen weniger auf die Seite und geben ihr Geld rascher wieder aus.

Am Arbeitsmarkt läuft es von Monat zu Monat schlechter

"Das Weihnachtsgeschäft kann durchaus belebt werden", so der Experte - sofern der Einfluss des sich "von Monat zu Monat verschlechternden Arbeitsmarktes" nicht überwiege. Denn das Konsumklima sei im Oktober wieder zurückgegangen und die Stimmung vor allem wegen der dämpfend wirkenden Arbeitsmarktlage "anhaltend pessimistisch". (apa/red)