Baustoffindustrie : Wienerberger baut Gewinne kräftig aus - trotz Brexit

Der Baustoffkonzern Wienerberger schraubt seine Ergebniserwartungen für das Gesamtjahr 2017 trotz guter Entwicklung im ersten Halbjahr nicht weiter nach oben. "Wir wollen und werden ein solides Vorsteuerergebnis in Höhe von 415 Mio. Euro erzielen", so CEO Heimo Scheuch bei der Bilanzpressekonferenz.

Darin nicht berücksichtigt seien Zu- und Verkäufe bzw. die Veräußerung von nicht betriebsnotwendigen Liegenschaften. Im Vorjahr hatte der auf Ziegel und Rohre spezialisierte Bauriese ein EBITDA von 382 Mio. Euro erzielt - das heurige Ziel liegt um 9 Prozent darüber.

Im ersten Halbjahr hatte Wienerberger die Ertragskraft um 7 Prozent auf 190,1 Mio. Euro gesteigert. Das sei auf das "derzeit sehr starke organische Wachstum" des Konzerns zurückzuführen. "Wir setzen ganz gezielt akquisitorisches Portfolio um", so Scheuch.

Dabei sehe sich Wienerberger aber "nicht in neuen geografischen Märkten", so der Konzernchef. "Wir sind sehr glücklich, in der EU und in Nordamerika zu sein - wir planen keinen neuen Markteintritt." Wo der Konzern tätig sei, wolle er seine Präsenz verstärken und "kleine Akquisitionen tätigen, wenn das Produkt und der Markt passen".

Großbritannien, neben Deutschland, Belgien, Frankreich und Polen einer der wichtigsten Märkte des börsennotierten Unternehmens, ist nach dem Brexit-Votum sensibles Terrain. Für die Zukunft rechnet die börsennotierte Wienerberger eigenen Angaben von heute, Donnerstag, zufolge jedenfalls mit einer verhaltenen Nachfrage vonseiten der Engländer.

"Nach einer kleinen Delle vergangenes Jahr haben wir wieder eine gute Entwicklung gesehen - in der Wohnbautätigkeit läuft es sehr gut", berichtete Scheuch vom Status quo. "Die Engländer sind sehr 'bullish' dieser Tage", berichtete der Konzernchef von einer lebhaften Nachfrage nach Vormauerziegeln und Dachziegeln. Was die Zukunft angehe, sei Wienerberger aber "etwas verhaltener": "Wir erwarten eine stabile Entwicklung oder eventuell ein bisschen Rückgang", deutete der CEO an.

An der Wiener Börse wurde diese Einschätzung mit einem Kurseinbruch abgestraft - der Wert der Aktie brach im Laufe des heutigen Tages bis 13.00 gegenüber dem Schluss von gestern um 5,3 Prozent auf 18,895 Euro ein.

Nach der Brexit-Abstimmung der Briten im Sommer des Vorjahres laufe das Geschäft mit den Engländern derzeit (noch) gut. Allerdings sei in der Lieferkette ein Pro-EU-Votum erwartet und entsprechend geordert worden und das Pfund habe "natürlich sehr stark abgewertet". Wienerberger produziert und verkauft dort allerdings lokal. (apa/red)