Bauindustrie : Wiener U-Bahn: Swietelsky, Hochtief und Habau starten mit Bauarbeiten

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© Johannes Zinner / Wiener Linien

Swietelsky baut in den nächsten Jahren die U-Bahn der Bundeshauptstadt aus. Die Wiener Linien beauftragten eine Arge – bestehend zu jeweils einem Drittel aus Swietelsky, Hochtief und Habau – mit der Realisierung zweier Baulose für die Linien U2 und die neue U5. Das gesamte Auftragsvolumen der Arge beträgt rund 242 Millionen Euro. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich sechs Jahre dauern.

Swietelsky, drittgrößtes Bauunternehmen Österreichs, hat bereits an früheren U-Bahn-Projekten in Wien mitgewirkt. Der Konzern beschäftigt etwa 11 000 Mitarbeiter und beziffert seine jährliche Bauleistung mit rund drei Milliarden Euro. Nun freue man sich, diese Tradition fortsetzen zu können, so Vorstandsvorsitzender Karl Weidlinger: "Inklusive außerhalb der Arge beauftragter Vorarbeiten geht es allein für Swietelsky beim aktuellen Wiener U-Bahnprojekt um ein Auftragsvolumen von 92 Millionen Euro."

Mit dem Spatenstich bei der künftigen U5-Station Frankhplatz sind nun auch offiziell die Bauarbeiten zum größten Verkehrsprojekt der Stadt gestartet. Ziel ist die Verlängerung der U2 Richtung Matzleinsdorfer Platz sowie die Arbeiten am ersten Teilstück der neuen U5 bis Frankhplatz. Für den weiteren geplanten Ausbau der beiden Linien ist die Finanzierungsvereinbarung noch ausständig. Bei der Veranstaltung waren vergangene Woche Verkehrsministerin Leonore Gewessler, Finanzminister Gernot Blümel, Finanz- und Verkehrsstadtrat Peter Hanke sowie Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer anwesend.

Das Linienkreuz U2xU5 ist das erste U-Bahnprojekt im Zentrum der Stadt seit dem Bau der U3 in den 1990er Jahren. Rund 370.000 Menschen leben und arbeiten im unmittelbaren Einzugsbereich der neuen Strecken und profitieren damit direkt vom Netzausbau. Insgesamt schafft der Öffi-Ausbau U2xU5 Kapazität für 300 Millionen zusätzliche Fahrgäste. Und auch die Umwelt wird mit dem U-Bahn-Ausbau massiv entlastet. Bis zu 75.000 Tonnen CO2 können jährlich durch die Verlagerung des Autoverkehrs auf die Öffis künftig eingespart werden.

Wiener Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer bezeichnete die offizielle Bauzeit als "herausfordernd". Generell seien U-Bahnen "die zentralen, umweltrelevanten Lebensadern in einer Stadt. Die Linien U2 und U5 sind echte Hauptschlagadern für die Öffis und den Klimaschutz. Mit U2xU5 schaffen wir zusätzliche Kapazitäten für das Öffi-Netz der Zukunft und eine umweltfreundliche Stadtplanung."

Einrichtung der Baufelder

Seit rund 10 Tagen laufen die Vorarbeiten der Arge U2xU5 Rathaus/Frankhplatz für den U-Bahn-Bau bei den Stationen U2xU5 Rathaus und U5 Frankhplatz. Die Umleitungsstrecke für den Verkehr wurde bereits eingerichtet, damit direkt im Anschluss die für die Bauarbeiten notwendigen Baufelder freigemacht werden können. So wird in den entsprechenden Bereichen beispielsweise der Asphalt entfernt, Gehsteigkanten abgetragen und die Baustellenflächen eingezäunt.

Bauarbeiten für U-Bahnschächte beginnen

Noch im März beginnen bereits die Bauarbeiten zu den Stationen und U-Bahnschächten bei den Stationen Rathaus und Frankhplatz. Bis zu 60 Meter lange Bohrpfähle sichern dabei die Schächte, die dann in weiterer Folge ausgehoben werden. Ein zusätzlicher Bauschacht wird im Bereich der Station Schottentor, neben der Universität errichtet, damit hier künftig die U2 auf ihre neue Strecke in Richtung Matzleinsdorfer Platz abbiegen kann. Die Verbindung zur bestehenden U2-Strecke wird im Rahmen der dafür notwendigen U2-Teilsperre ab Ende Mai hergestellt.

Tunnelvortrieb in bewährter Neuer Österreichischer Tunnelbaumethode

Die ersten Tunnelvortriebsarbeiten nach der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT) starten beim Abschnitt Rathaus voraussichtlich Mitte 2022 und beim Frankhplatz im Frühjahr 2023. Diese variantenreiche bergmännische Baumethode wird eingesetzt, wenn Untergrund und Bauwerksgeometrie eine größere Flexibilität erfordern. Dafür muss mittels Brunnen das Grundwasser abgesenkt werden. Die Notwendigkeit aufgrund der vorherrschenden Geologie in diesem Bereich wurde bereits im Vorfeld, im Zuge der Probebohrungen entlang der neuen Trasse, in Erfahrung gebracht.

Bis zur Fertigstellung der Linien U5 bis Frankhplatz 2026 und der Linie U2 bis Matzleinsdorfer Platz 2028 investieren Bund, Stadt Wien und die Wiener Linien rund 2,1 Mrd. Euro in das Jahrhundertprojekt U2xU5.

(red)

Bei einem Medientermin haben Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer mit Schaufeln, den Startschuss für die Bauarbeiten gegeben.

Nach jetzigem Stand soll die neue U5 - sie wird fahrerlos unterwegs sein - ab 2026 vom Karlsplatz auf der jetzigen U2-Trasse bis zum Frankhplatz (Altes AKH) fahren. Dafür muss ab dem Rathaus eine komplett neue unterirdische Trasse gelegt werden. Rund um das kommunalpolitische Zentrum sind seit Beginn der Vorwoche größere Verkehrsumleitungen in Kraft.

Tunnelvortrieb für die türkise Strecke ab Mitte 2022

Die U2 wiederum pendelt ab voraussichtlich 2028 zwischen Seestadt und Matzleinsdorfer Platz. Hier wird ebenfalls ab der Station Rathaus - sie fungiert künftig als Umstiegsknoten zwischen der türkisen und der lila Linie - ein neuer Streckenverlauf gebaut. Insgesamt werde im Wiener Öffi-Netz dadurch eine Zusatzkapazität für 300 Mio. Fahrgäste geschaffen, hieß es. Gewessler sprach in dem Zusammenhang von "einem der größten Klimaschutzprojekte in Österreich", das gleichzeitig auch bis zu 30.000 Jobs schaffe.

Der Spatenstich fand nahe dem Frankhplatz bei der Nationalbank statt, wo die U5 nach der ersten Ausbaustufe ihre Endstelle haben wird. In den kommenden Wochen wird hier vor allem an der Oberfläche gewerkt - etwa um Asphalt aufzubrechen und Schächte einzurichten. "Schwere Tiefbaumaschinen wird man in sechs bis acht Wochen sehen", kündigte Steinbauer im APA-Gespräch an. Die ersten Tunnelvortriebsarbeiten für die türkise Neubaustrecke sollen Mitte 2022 starten.

Für die Südverlängerung der U2 wird eine 4,5 Kilometer lange Trasse errichtet. Hier wird noch im ersten Quartal losgelegt.

Nächste Ausbaustufe bis zum Wienerberg geplant

Mit den künftigen Endstationen Frankhplatz und Matzleinsdorfer Platz soll es aber nicht getan sein. Denn in der nächsten Ausbaustufe soll die U2 bis zum Wienerberg und die U5 bis zum Elternleinplatz im Bezirk Hernals fahren. Dafür fehlt aber noch die Finanzierungsvereinbarung. Zum Verständnis: Die Kosten für den U-Bahn-Bau teilen sich Bund und Stadt traditionell zur Hälfte.

Finanzstadtrat Hanke zeigte sich gegenüber der APA heute zuversichtlich, dass man noch im ersten Halbjahr 2021 eine Einigung erzielen werde. Eine Kostenschätzung konnte er nicht abgeben. Auch Finanzminister Blümel stellte die Kostenteilung nicht infrage. Wann er mit entsprechenden Verträgen rechnet? "Sobald die Unterlagen da und alle Fragen geklärt sind", sagte er der APA. Das Projekt sei immerhin "ein wichtiges für Wien und de facto für ganz Österreich".

Was die U5 betrifft, ist im rot-pinken Koalitionsprogramm sogar eine Verlängerung bis zur Vorortelinie (S-Bahn-Station Hernals) festgeschrieben. Laut Hanke ist diese Etappe aber nicht Gegenstand der anstehenden Finanzierungsvereinbarung. Für die Strecke Elterleinplatz bis Hernals wäre somit ein weiteres Paket nötig. (APA)