Energiewirtschaft : Wiener Netze kurz vor Auftragsvergabe bei Smart Metern

Die Wiener-Stadtwerke-Tochter Wiener Netze wird bei der Umstellung auf digitale Stromzähler (Smart Meter) die nationale Vorgabe von 95 Prozent bis 2019 nicht erreichen, so der für Energie zuständige Stadtwerke-Vorstand Peter Weinelt in der "Wiener Zeitung".

"Unser Ziel ist es, die EU-Richtlinie zu erfüllen - und das sind 80 Prozent der Haushalte", so Weinelt. Der Auftrag werde heuer vergeben, das System eingerichtet und dann die etwa 1,5 Millionen Stromzähler installiert.

Heimische Industrie geht bei Großaufträgen oft leer aus

Der Nutzen der digitalen Zähler ist sehr umstritten. Dazu kommt, dass Österreichs Hersteller bei den millionenschweren Großaufträgen heimischer Versorger häufig leer ausgeben. Mehr dazu hier:

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Bei der Durchleuchtung der Konzernstrukturen sei man weiter als man in der Planung gehofft habe, aber noch in der Umsetzung. Die Wiener Stadtwerke bauen im Rahmen ihres Personalsparprogrammes bis Ende 2018 rund 900 Mitarbeiter ab, vor allem über Frühpensionierungen.

Einsparpotenzial insgesamt gebe es bei Dienstleistungen in der Verwaltung oder auch der Reduktion von Fremdleistungen bei der Wien Energie, so Weinelt. Rund zwei Drittel des im Vorjahr begonnenen Personalabbaus entfalle auf die Wiener Netze, bei denen es auch ein großes Sachkostenthema gebe. Der Sozialplan koste einen kleineren einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Die Einsparungen bringen bei der Wien Energie ab 2018 jährlich 86 Mio. Euro, bei den Wiener Netzen 60 Mio. Euro.

APG soll Gaskraftwerke "unter Vertrag" nehmen

Bezüglich der Gaskraftwerke hofft Weinelt auf die kleine Ökostromgesetznovelle, die einen Passus enthält, wonach die für die Stromnetzstabilisierung zuständige Verbund-Tochter APG die Möglichkeit erhalten soll, Kraftwerke zur Netzstabilisierung längerfristig unter Vertrag zu nehmen. Der kalte Winter habe gezeigt, dass man die thermischen Kraftwerke in kritischen Situationen für die Versorgungssicherheit brauche.

Die Passage in der Gesetzesnovelle ist für Weinelt die "logische Konsequenz": "Wir müssen die Kraftwerke längerfristig absichern, weil allein vom Strompreis würden sie nicht überleben - die wirtschaftliche Entscheidung wäre, sie einzumotten."

Es habe auch in Wien Überlegungen gegeben, Kraftwerke stillzulegen. "Aber wir können unsere Kraftwerke nicht einfach so stilllegen, weil sie auch Fernwärme liefern und wir sonst ein Wärmeversorgungsproblem haben." In den Gaskraftwerken in Wien wird in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt.

Entscheidung über einen Neubau in Simmering in den nächsten zehn Jahren

Die neue Regelung gebe Sicherheit, dass es Einsatzstunden und damit Einnahmen geben werde, womit man sich etwas leichter tue, den Betrieb weiterzuführen. "Es reicht aber nicht, um eine Neubauentscheidung zu treffen". Zur Notwendigkeit einer solchen Entscheidung sagte Weinelt: "Jede technische Einheit erreicht irgendwann einmal ihr Lebensende."

Die ältesten Blöcke im Kraftwerk Simmering seien 1992 in Betrieb gegangen, die anderen seien etwas jünger, würden dann bis 2030 fällig. Im Laufe des kommenden Jahrzehnts müsse daher entscheiden werden, ob man einen neuen Block baue oder einer andere Lösung finde. Deswegen sei es wichtig, hier ein bisschen Luft zu bekommen. Zu den Investitionssummen verwies Weinelt darauf, dass der letzte Block 250 Mio. Euro gekostet habe.

EVN: Standort Zwentendorf in Reserve

Die EVN hat ebenfalls einen Kraftwerksstandort für ein thermisches Kraftwerk in Reserve. Am Standort des nie in Betrieb gegangenen Atomkraftwerks Zwentendorf seien viele Berechtigungen verlängert worden, die für den Betrieb eines konventionellen oder auch alternativ betriebenen Kraftwerks erforderlich seien, so EVN-Sprecher Stefan Zach gegenüber dem ORF.

Derzeit könne man aber große thermische Kraftwerke wirtschaftlich nicht im Markt unterbringen, "aber sollte es wieder einmal einen Bedarf geben, dann ist das hier ein perfekter Standort". Ein solches Kraftwerk würde laut ORF neben dem bestehenden Kraftwerk errichtet, bis dahin stehe die Investitionsruine für Besucher offen. (APA/red)