Motorenbau : Wiener Motorensymposium: Bosch präsentiert "Zero Impact"-Abgasfilter

In der Wiener Hofburg fand vor wenigen Tagen das 39. Internationale Wiener Motorensymposium statt. Zu diesem zweitägigen Treffen kamen rund 1000 Motorenexperten aus aller Welt, Topmanager der Automobil- und Zulieferindustrie und Wissenschaftler sowie Vertreter aus Fachgremien und Bundesministerien. Das Treffen ist nach Angaben der Veranstalter der weltweit wichtigste derartige Kongress.

Brennstoffzellen und Achtzylinder

Die in den insgesamt 46 Vorträgen vorgestellte Bandbreite an neuen Techniken war groß. Zum Beispiel: Ein 600-PS-Porsche, der rein elektrisch fährt, ein Sechszylinder-Dieselmotor für BMW, hocheffiziente kleine Dieselmotoren für Volkswagen und Mercedes, der erste batterieeelektrische Antrieb in einem Audi, ein neues Mehrstufen-Hybridsystem für Lexus.

Oder komplett neu entwickelte Brennstoffzellenaggregate für den nächsten Mercedes GLC und die nächste Generation des Brennstoffzellenautos von Hyundai, aber auch neue kleine Ottomotoren von Fiat Chrysler und Hyundai oder der neue Otto-Achtzylinder von BMW.

Die Tagung leiteten Prof. Dr. Bernhard Geringer, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) und Leiter des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der TU Wien; sowie Prof. Dr. Hans Peter Lenz, Gründer des Internationalen Wiener Motorensymposiums und Ehrenvorsitzender des ÖVK.

Das Fazit der Veranstalter: "Die Motorenzukunft wird zwar unübersichtlicher und komplexer, aber dafür reiner und gesünder."

Extrem aufwendige, aber wirksame Abgasreinigung

Während im vergangenen Jahr beim Motorensymposium primär neue Ottomotoren vorgestellt wurden, die den Verbrauch deutlich senken, standen heuer neben weiteren verbrauchssparenden Benzinmotoren auch extrem CO2-sparende Gasmotoren und neu entwickelte Dieselmotoren von drei Herstellern im Scheinwerferlicht.

Eine wesentliche Botschaft für die Umwelt war die nunmehrige Verfügbarkeit von extrem NOx-armen Dieselmotoren – so zeigte der Zulieferer Bosch eine tiefgehende Untersuchung inklusive komplexer Luftgüterechnungen für den Hotspot Stuttgart Neckartor: Neueste Dieselmotoren mit einer zwar aufwendigen aber sehr wirksamen Abgasnachbehandlung ergeben sogar dort zu vernachlässigende Emissionen aus dem Auspuff.

Die Rede war gar von „Zero Impact Emissionen“. Mehr dazu auf der nächsten Seite: Mit dieser Technik will Bosch den Diesel-Niedergang verhindern >>

"Das Rennen läuft noch"

Die Senkung der Treibhausgase im Verkehr für den Klimaschutz sei DIE Herausforderung der nächsten Jahre, so Bernhard Geringer. Dabei gehe der Wettlauf um den besten Antrieb jedenfalls weiter. "Alternativen holen auf, ‚Platzhirsche’ geben nicht auf und kontern. Konkurrenz belebt die Innovationen."

Für Hans Peter Lenz ist der Wettbewerb zwischen batterieelektrischen Fahrzeugantrieben und dem in starker öffentlicher Diskussion stehenden Verbrennungsmotor noch offen. „Beide Systeme weisen Vor- und Nachteile auf. Bei der E-Mobilität gibt es noch schwierige ungelöste Probleme, zum Beispiel die Kosten der Ladeinfrastruktur und deren Errichtung."

Im Hinblick auf Verbrennungsmotoren warnte er davor, vorzeitige Schlüsse zu ziehen: "Verbrennungsmotoren leben noch und klingen recht kräftig. Das Rennen läuft noch!" Zum Thema Elektroautos wies Lenz darauf hin, dass sie nur dann ökologisch sinnvoll seien, wenn der genutzte Strom auch aus erneuerbaren Quellen komme.

Unter Verweis auf die Technik von Bosch meinte Bernhard Geringer: „Der saubere Diesel ist damit Realität, was auch von Testinstituten bestätigt wird.“

Mit der Verfügbarkeit weiterer Großserienmodelle an reinen E-Fahrzeugen und ebenso Brennstoffzellenfahrzeugen (von Mercedes und Hyundai) werde die Antriebsvielfalt breiter, diese Entwicklung werde aus Sicht der Vortragenden in Richtung maßgeschneiderter Antriebsarten weitergehen.

(red)

Mit einer neuen Abgastechnik will Bosch den Niedergang des in Verruf geratenen Diesel-Motors aufhalten. Das System soll den Stickoxid-Ausstoß des Antriebs auch im Realbetrieb auf der Straße weit unter den aktuellen und künftigen Grenzwerten halten können, wie der Autozulieferer mitteilt.

Bosch spricht von einem Durchbruch auf dem Weg zu einer möglichst emissionsfreien Mobilität. Die Technik sei so weit ausgereift, dass sie sofort in die Serienentwicklung der Hersteller einfließen könne. Eine Nachrüstungslösung für von Fahrverboten bedrohte Diesel-Autos ist allerdings auch sie nicht.

Die angesichts von Manipulationen und der Debatte um Fahrverbote unter Druck geratene Diesel-Technik ist ein wichtiges Standbein des Konzerns. Der Bereich Auto und Mobilität macht insgesamt bei Bosch fast die Hälfte des Gesamtumsatzes aus und wächst zudem überdurchschnittlich. Bosch verbuchte 2017 bei 78,1 Mrd. Euro Umsatz ein operatives Ergebnis von 5,3 Mrd. Euro - beide Werte sind die höchsten der Firmengeschichte.

Für 2018 ist der Autozulieferer vorsichtiger. Der Umsatz werde "bedingt durch konjunkturelle und geopolitische Risiken" zwischen zwei und drei Prozent zulegen.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres stagnierte der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres, bereinigt lag er um fünf Prozent darüber. "Wir sehen eine Reihe von Risiken, wollen aber neben dem Umsatz vor allem die Rendite weiter steigern", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner laut Redetext. Sorgen bereiten dem Konzern Handelskonflikte, besonders eine mögliche Eskalation zwischen den USA und China.

Wachstumschancen sieht der Technologiekonzern bei allen Arten der Vernetzung: Außer für Elektroautos und autonome Fahrzeuge bietet Bosch Produkte für vernetzte Fabriken, Häuser oder Städte. Mehr als die Hälfte des Geschäfts macht der Zulieferer in der Kfz-Sparte "Mobility Solutions", die im vergangenen Jahr ihren Umsatz auf 47,4 Mrd. Euro steigerte.

Das Geschäft wuchs den Angaben zufolge dreimal so stark wie die weltweite Automobilproduktion. Gefragt waren vor allem Einspritzsysteme für Diesel- wie Benzinmotoren und Fahrerassistenzprodukte.

Auch beim automatisierten Fahren will Bosch schneller wachsen als der Markt. Der Absatz von Radar- und Videosensoren beispielsweise, die für computergesteuerte Autos benötigt werden, soll dieses Jahr um 40 Prozent zulegen. Der Zulieferer setzt darauf, dass die Kunden künftig außer Komponenten ganze Systeme nachfragen, die in der Regel mehr abwerfen.

(dpa/Reuters/APA/red)