Maschinenbau : Wiener Großauftrag: Siemens trommelt für seine U-Bahnen

Die Ausschreibung von Wiens neuer U-Bahn-Generation geht in die heiße Phase. Der Konzern Siemens, der gegen Bombardier um den Großauftrag rittert, hat bei einem Medientermin die Werbetrommel für seine Fahrzeuge gerührt. Dabei betonten die Hausherren auch, dass die Sache von hoher Wichtigkeit für das Wiener Werk sei.

"Das ist ein sehr sehr bedeutender Auftrag für uns", sagte Arnulf Wolfram, Leiter der Division Mobility bei Siemens Österreich. Denn lokale Referenzen seien immer wichtig für die internationale Performance. Sprich: Wer zu Hause keine Deals abschließen kann, hat es im Ausland umso schwerer. Außerdem würde der millionenschwere Zuschlag - es geht um bis zu 45 Züge mit Eignung für den fahrerlosen Betrieb - rund 200 Mitarbeitern zehn Jahre lang ihren Arbeitsplatz sichern, so Wolframs Botschaft wohl auch in Richtung Rathaus bzw. Wiener Linien.

Immerhin ist das bei aktuell 1.200 Beschäftigten ein Sechstel der fixen Belegschaft am Standort Simmering. Von einem drohenden Jobabbau will man aber nicht sprechen, sollte Siemens nicht zum Zug kommen. Schließlich könnten sich andere Aufträge auftun. "Das wäre reine Spekulation", betonte Sandra Gott-Karlbauer, Leiterin des Nahverkehrsgeschäfts.

Den letzten Großauftrag hat Siemens verpasst

Zuletzt hatte das Unternehmen in der Bundeshauptstadt weniger Glück. Der Straßenbahnauftrag mit einem Volumen von mehr als einer halben Mrd. Euro ging 2014 an Bombardier - umso bitterer, als Siemens jahrzehntelang Bims für die Hauptstadt geliefert hatte. Man habe damals "knapp verloren", sagte Wolfram heute. Das technische Konzept sei überzeugend gewesen: "Es war letztlich eine Preisfrage." Konsequenzen auf die Preisgestaltung für das jetzige U-Bahn-Angebot wollte Wolfram aber nicht ableiten. Schließlich gehe es hier um ein ganz anderes Fahrzeugsystem. Man sei jedenfalls "sehr zuversichtlich, dass wir hier sehr wettbewerbsfähig sind".

Punkten will Siemens in Sachen vollautomatisierte U-Bahn bei mehreren Punkten: So setze man auf hohen Passagierkomfort dank Fahrgastinfo sowohl in den Wagen als auch auf Smartphones, wodurch auch Menschenströme besser gelenkt und Züge schneller abgefertigt werden könnten. Außerdem biete man für den Betreiber hohe Verfügbarkeit. Sprich: Die Garnituren stehen kaum in der Werkstatt. "Schon beim V-Wagen (jüngstes U-Bahn-Modell in Wien, Anm.) kommen wir auf 99 Prozent, was ein hervorragender Wert ist", versicherte Gott-Karlbauer. Die besondere Leichtbauweise der Siemens-Modelle sowie optimale Beschleunigungs- und Bremsvorgänge sparten außerdem Energie.

Menschen werden bald aus den Führerhäuschen der U-Bahnen verschwinden

Details zum Angebot für die Wiener Ausschreibung wollte man freilich nicht nennen. Die Züge würden jedenfalls am Hauptstadt-Standort entwickelt und gebaut werden, die Drehgestelle kämen aus Graz.

Fahrerlose U-Bahnen aus dem Hause Siemens fahren etwa schon in Paris, Sao Paulo oder Nürnberg. Dort werden inzwischen zwei von drei Linien vollautomatisch betrieben. Andreas May, Chef der Leitstelle der ansässigen Verkehrsbetriebe VAG (Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg), durfte heute von dem System schwärmen. Man schaffe 100-Sekunden-Intervalle, könne mit weniger Fahrzeugen die gleiche Kapazität bedienen und habe zudem Personal einsparen können. Wobei man keine Leute gekündigt, sondern sie weiterqualifiziert und anderweitig eingesetzt habe.

Bombardier holt sich Spanier als Verstärkung

Die neuen Wiener U-Bahnen werden ab 2023 auf der künftigen U5 vollautomatisch fahren. Sie müssen allerdings auch mit Fahrerkabine ausgestattet sein, um sie für den herkömmlichen Betrieb auf der U1 und U4 einsetzen zu können. Der Zuschlag soll gegen Jahresende erfolgen. Erste Testfahrten sind für 2019 geplant.

Bombardier will sich den Auftrag ebenfalls schnappen. Der Schienenfahrzeugbauer hat sich für die Bewerbung das spanische Unternehmen CAF als Partner an Bord geholt, wie die APA kürzlich erfuhr. Sollte man sich in der Ausschreibung durchsetzen, werde man die Züge ebenfalls in Wien - im Werk in der Donaustadt - fertigen, hieß es. (apa/red)