Fensterhersteller : Wiener Fensterhersteller Hrachowina nach Turbulenzen wieder optimistisch

Peter Frei Geschäftsleiter Hrachowina Fensterhersteller Türenhersteller Fenster und Türen
© APA/HRACHOWINA / CITRONENROT

Der Wiener Fenster- und Türenhersteller Hrachowina hat eine turbulente Zeit hinter sich - das Unternehmen verlegte den Firmensitz und die Produktion. Zusätzlich musste 2019 ein Joint-Venture, in das viel Geld und Zeit investiert wurde, Insolvenz anmelden. Doch nun ist Ruhe eingekehrt: "Seit Herbst ist alles wieder auf Schiene", berichtete Geschäftsleiter Peter Frei im Interview mit der APA.

Hrachowina ist ein alteingesessenes Unternehmen, das 1908 gegründet wurde. Es befindet sich über eine Stiftung noch immer im Besitz der Familie Hrachowina. 2018 erfolgte der wohl größte Schritt in der Firmengeschichte: Das bisherige Unternehmensareal nahe dem Kagraner Platz wurde verkauft. Die Zentrale siedelte nicht weit davon entfernt an einen neuen Standort, die Produktion nach Wiener Neustadt.

Gemeinschaftsfirma nach Insolvenz übernommen

Zunächst gab es dort ein Joint-Venture mit einem weiteren, Fenster produzierenden Familienunternehmen, der Weinzetl Holding GmbH, um die vorhandenen Produktionsressourcen optimal ausnutzen zu können. Die gemeinsame Tochter H&W Holzfensterproduktions-GmbH musste allerdings wegen unerwarteter Anlaufschwierigkeiten Insolvenz eröffnen. Hrachowina übernahm die Tochter schließlich zu 100 Prozent und führt sie seither weiter. "Wir haben die Produktion übernommen, wir haben viele Verbesserungsarbeiten gemacht und für dieses Jahr sind wir sehr optimistisch", sagte Frei.

Aus finanzieller Sicht hinterließ der Umzug zunächst Spuren - 2018 machte das Unternehmen Verlust, 2019 wurde wieder ein positives Ergebnis eingefahren. In Summe wurde im Vorjahr ein Umsatz von 11,5 Mio. Euro erwirtschaftet. Im heurigen Jahr sollen es 14,5 Mio. Euro werden, zeigte sich Frei optimistisch. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 80 Mitarbeiter, davon 45 in der Produktion. Hrachowina produziert jährlich 20.000 Holzfenster und 10.000 Kunststofffenster. Zusätzlich gibt es auch Haustüren sowie Sonnen- und Insektenschutz im Angebot.

Im Rahmen des Umzugs investierte Hrachowina eine beträchtliche Summe in moderne Technologien und Roboter, die beispielsweise lackieren: "Mir ist natürlich lieber, es würde ein Mitarbeiter machen. Aber es gibt einen wirtschaftlichen Druck und der Roboter macht das wirklich stoisch, genau und in ganz einer hohen Qualität. Das schaffen Sie mit der Hand gar nicht." Derzeit wird außerdem ein neues EDV-System ausgerollt, was einen weiteren Modernisierungsschub bringen soll.

Zur Geschichte des Unternehmens:

Wiener Fensterhersteller Hrachowina setzt auf Geschichte und Roboter >>

Familie Hrachowina: Verlegung ins Ausland kommt nicht in Frage

Im Zuge der Umsiedlungspläne sei es durchaus in Diskussion gewesen, die Produktion in ein anderes Land auszulagern, verriet Frei. "Wir haben es aber nicht lange überlegt, weil die Familie Hrachowina gesagt hat: 'Kommt gar nicht infrage. Der Firmenstandort bleibt hier in Wien.'" Wien bietet laut Frei viele Vorteile wie eine gute Infrastruktur, es gibt auf der anderen Seite auch ein "Handicap" - die Mitarbeiterfluktuation.

Dabei erinnerte er sich vor allem an einen Fall: "Mein Herz blutet immer noch: Wir haben einen begnadeten Maschinenführer gehabt. Der war wirklich ein Genie auf den Maschinen, der hat das gelebt. Der ist zu den Wiener Linien gegangen, Straßenbahn fahren. Das sei ein sicherer Job und sein Vater habe ihm das empfohlen." In der Bindung der Mitarbeiter ans Unternehmen sieht Frei auch eine der Herausforderungen für die Zukunft. Derzeit werden übrigens Tischler gesucht.

Druck aus Osteuropa steigt

Was das Geschäft anbelangt, so wird der österreichische Fenstermarkt Frei zufolge immer schwieriger, da es einen "gewissen Druck aus dem Osten" gibt. Derzeit gebe es am Markt Überkapazitäten. Das habe man auch daran gemerkt, dass in den vergangenen Jahren namhafte Hersteller Insolvenz anmelden mussten. Der Hrachowina-Chef vermutet, dass es heuer zu weiteren Marktbereinigungen kommen wird. Sorgen, was sein Unternehmen betrifft, hat er aber keine: "Wir sehen uns in einer gewissen Nische drinnen. Da fühlen wir uns wohl, wir wollen gar nicht die Größten sein."

Technisch hochstehend: Fenster "made in Austria"

Zwar gebe es billigere Konkurrenz aus dem Osten - vor allem im Bereich der Kunststofffenster - aber in Summe sei das Fenster "ein sehr regionales Produkt". Frei erklärte auch, warum das so ist: "Weil man einen Ansprechpartner braucht. Das Fenster ist ein technisch wirklich hochstehendes Produkt." Als Beispiel nannte er den Druckausgleich: "Zwischen den Scheiben ist üblicherweise als Isolierschicht ein Gas. Das Gas wird hier, auf unserer Seehöhe, wo es produziert wird, eingefüllt. Wenn Sie dasselbe Fenster nach Tirol bringen, auf 800, 1.000 Meter Seehöhe ist der Luftdruck viel niedriger." Was passieren könnte: "Wenn Sie bei uns ein Fenster aufladen und damit nach Tirol fahren, kann es sein, dass die Sprossen einfach runterfallen oder die Scheibe zerbricht." Daher laute die Standardfrage bei Fensterbestellungen: "Welche Seehöhe?"

Die typische Frage: "Welche Seehöhe?"

Abgesehen davon seien Fenster "Made in Austria" viel wert, da auch Nachhaltigkeit mehr und mehr bei den Kunden Thema werde. Frei sieht dabei vor allem für die Holzfenster gute Zukunftschancen. Holz als Baumaterial sei wieder im Kommen und überdies binde es CO2. Auch in Sachen Sonnenschutz tut sich einiges: So gibt es neuerdings Fenster, deren Scheiben auf Knopfdruck abgedunkelt werden können.

Und schon bald will Hrachowina auch eine neue Innovation präsentieren: Ein Fenster mit besonders schmalen Rahmen. Federführend an der Entwicklung beteiligt war Peter Hrachowina. Der 80-Jährige ist nach wie vor aktiv im Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter tätig. Denn auch wenn die Firma mit Frei von einem Nicht-Familienmitglied geleitet wird, so ist Familie stark im Betrieb involviert. "Wir sind ein Familienunternehmen wie es im Buche steht", sagte Frei.

(Das Interview führte Dorit Ausserer, Austria Presseagentur)