Pumpspeicher : Wien Energie verabschiedet sich "ordentlich" vom Kraftwerkbau in Molln

Die Wien Energie GmbH ist aus dem Pumpspeicherkraftwerks-Projekt Pfaffenboden in Molln (OÖ) ausgestiegen. Der Grundstückseigentümer Kurt Bernegger ist wieder alleiniger Betreiber des 340-Millionen-Vorhabens. "Wir haben uns ordentlich getrennt", bestätigte der Bauunternehmer einen Bericht in den "Oberösterreichischen Nachrichten".

Einvernehmliche Lösung statt Schiedsverfahren

Zu dem Schiedsverfahren sei es daher nicht gekommen. "Es gab eine einvernehmliche Lösung, das Schiedsverfahren wurde beendet", meinte auch ein Wien-Energie-Sprecher. Mehr war von den einstigen Vertragspartnern nicht zu erfahren, da über die Einigung Stillschweigen vereinbart wurde.

Bis 2017 hätte der städtische Wiener Betrieb mit dem Bau beginnen sollen, andernfalls ginge wohl laut Vertrag das Recht, in Molln ein Kraftwerk zu errichten und zu betreiben, an den Grundstückseigentümer zurück. Hier unsere Meldung dazu von 2013: Wien Energie: Kraftwerk Molln kommt >>

Die von der Wien Energie angeblich geleisteten 20 Mio. Euro wollte Bernegger aber nicht zurückzahlen. Dieser bestreitet jedoch eine derartige Summe und wollte keine Angaben zu Geldbeträgen machen. Wegen "unterschiedlicher Auffassungen über die Projektfortsetzung" sollte jedenfalls ein Schiedsgericht entscheiden.

Jetzt will Bernegger mit neuen Partnern weitermachen. Derzeit sei er in Verhandlungen mit neuen Interessenten für den Bau des Pumpspeicherkraftwerks, das Strom für 150.000 Haushalte liefern soll.

Energiewelt wandelt sich stark - Spitzenstromzeiten gibt es kaum noch

Laut ursprünglichem Plan soll das Pumpspeicherwerk die täglichen Schwankungen zwischen niedrigen und hohen Strompreisen ausnützen: Wenn Strom günstig ist - zu Zeiten geringen Bedarfs - soll Wasser 600 Meter hoch auf den Berg gepumpt werden und zu Spitzenstrom-Zeiten zum Antreiben der Turbinen entnommen werden. Soweit die Theorie.

Riesige Betonmonster im Berg sind kaum noch rentabel - trotzdem einzige industriell nutzbare Speicherart

Faktisch gibt es echte Spitzenstrom-Zeiten kaum noch, heißt es in der E-Wirtschaft. Eine Ursache ist etwa das große Wind- und Solarstromaufkommen, das zeitweise sogar zu negativen Strompreisen führt. Trotzdem bleiben Pumpspeicher derzeit die einzige im industriellen Maßstab nutzbare Speichertechnologie.

Auch Gaskraftwerke rentieren sich deshalb derzeit kaum, da die Gasbeschaffungskosten oft höher sind als die Erlöse des damit gewonnenen Stroms. (apa/red)

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