Kartellverdacht : Wieder Durchsuchungen bei Stahlproduzenten in Deutschland

Beamte des deutschen Bundeskartellamts haben mehrere Unternehmen der Edelstahlbranche durchsucht. "Wir bestätigen, dass wir eine Durchsuchungsmaßnahme im Bereich Edelstahlproduktion und -vertrieb vorgenommen haben", sagte ein Sprecher der Bonner Wettbewerbshüter. Unter dem Verdacht kartellrechtswidrigen Verhaltens seien mehrere Unternehmen, Verbandsbüros und Privatwohnungen durchsucht worden. Darunter finden sich auch Standorte des oberösterreichischen Stahlkonzerns Voestalpine wie des Schweizer Spezialstahlherstellers Schmolz+Bickenbach.

Beamte haben offenbar wieder einen Anfangsverdacht

An den bundesweiten Razzien hätten sich rund 35 Mitarbeiter der Behörde beteiligt, die von der Polizei unterstützt worden seien. Zu den betroffenen Unternehmen wollte sich der Sprecher nicht äußern. Der Schweizer Spezialstahlkonzern Schmolz+Bickenbach räumte bereits ein, seine Konzerngesellschaft Deutsche Edelstahlwerke GmbH (DEW) sei von den Beamten durchsucht worden. DEW werde "vollumfänglich mit den Behörden kooperieren".

Der Branchenverband Edelstahl-Vereinigung in Düsseldorf wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Ein Sprecher verwies auf eine "Schweigepflicht". Razzien durch das Kartellamt erfolgen, wenn die Beamten einen Anfangsverdacht auf einen Kartellrechtsverstoß hegen. Sie bedeuten aber noch nicht, dass die betroffenen Unternehmen tatsächlich gegen geltendes Recht verstoßen haben.

Das deutsche Bundeskartellamt hatte Unternehmen der Stahlbranche bereits in der Vergangenheit ins Visier genommen. So hatten die Wettbewerbshüter ein Schienenkartell aufgedeckt, an dem sich unter anderem Thyssenkrupp und Voestalpine beteiligt hatten. Die Voestalpine hat mit dem Gerichtsverfahren zum Schienenkartell seit Mai nichts mehr zu tun - doch ehemalige Thyssenkrupp-Manager müssen vor dem Bochumer Landgericht wieder auf der Anklagebank Platz nehmen.

Stellungnahme der Voestalpine: "Nehmen das sehr ernst"

Nun steht der oberösterreichische Stahlriese Voestalpine erneut unter Kartellverdacht. Von dem durch Razzien in Deutschland bekannt gewordenen Verfahren des deutschen Bundeskartellamts seien auch Gesellschaft der Special Steel Division des Voestalpine-Konzerns betroffen, teilt der ATX-Konzern adhoc mit.

Die Linzer melden aber weiter, sie erwarteten keine "erheblichen Bußgelder". Voestalpine nehme das Verfahren sehr ernst und arbeite mit der Behörde zusammen. "Aufgrund des laufenden Verfahrens können derzeit keine weiteren Angaben gemacht werden", heißt es in der knappen Pflichtmitteilung. (apa/reuters/red)