Branchenstudie : Wie man auf sinkende Stahlnachfrage reagieren kann

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Die weltweite Nachfrage nach Stahl wird in den nächsten Jahren weiter steigen, allerdings langsamer als zuletzt erwartet. Nach aktuellen Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC nimmt der globale Stahlverbrauch bis zum Jahr 2025 um durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr auf insgesamt 2,23 Milliarden Tonnen zu. Damit liegt das erwartete Volumen etwa fünf Prozent unter der Vorjahresprognose von 2,35 Milliarden Tonnen.

Der globale Wettbewerb innerhalb der Stahlbranche wird sich vor diesem Hintergrund weiter verschärfen: „Das reduzierte Wirtschaftswachstum in China und die anhaltende Konjunkturschwäche in Russland wirken sich unmittelbar auf die globalen Stahlmärkte aus und setzen die Branche weiter unter Druck“, erklärt Nils Naujok von PricewaterhouseCoopers (PwC). Diese Beratungsgesellschaft wurde im 19. Jahrhundert in London gegründet und ist heute international tätig, der deutsche Bereich hat seinen Hauptsitz in Frankfurt am Main.

China bleibt trotz aktueller Flaute wichtigster Akteur

Wie aus der Prognose hervorgeht, wird die Nachfrage in China in den nächsten Jahren um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr wachsen und damit langsamer als der weltweite Durchschnitt. Dennoch bleibt China mit einem erwarteten Anteil von 43 Prozent am globalen Stahlbedarf der größte Abnehmer.

Gleichzeitig wird das Land auch auf der Angebotsseite weiter eine zentrale Rolle spielen: „Ob durch strukturelle Überkapazitäten in der Produktion, einen schier unstillbaren Hunger nach Rohstoffen oder eine weniger strenge Regulierung – Chinas Einfluss auf die Stahlbranche wird auch in den nächsten Jahren deutlich spürbar bleiben“, sagt Naujok.

In Europa zwei Prozent Wachstum pro Jahr erwartet

In Europa erholt sich die Stahlnachfrage etwas, sie wird aber ebenfalls deutlich langsamer wachsen als der weltweite Durchschnitt. Der Studie zufolge werden die EU-Staaten im Jahr 2025 einen Bedarf in Höhe von 180 Millionen Tonnen haben – das sind gut 11 Prozent mehr als in der Vorjahresprognose. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,8 Prozent.

Deutschlands Industrie werde dabei aufgrund seiner stabilen Konjunktur und einer positiven Entwicklung in wichtigen Abnehmerbranchen zentraler Akteur bleiben, so PwC.

Hochtechologie als Antwort auf Billigstahl

Der Studie zufolge kann langfristig nur bestehen, wer weiter massiv in Innovationen und Qualität investiert. Eines der Beispiele dafür ist die heimische Voestalpine - die von der aktuellen Krise der Branche dank Umstrukturierungen und dem Fokus auf Hochtechnologie "nicht so stark" betroffen ist wie viele europäische Konkurrenten, wie Konzernchef Wolfgang Eder jetzt zugegeben hat.

In diesem Zusammenhang weisen die Studienautoren auf die deutsche Stahlbranche rund um Marktführer Thyssenkrupp und Salzgitter hin. Diese Stahlkonzerne würden im Wettbewerb von Netzwerken bei Forschung und Entwicklung und der damit einhergehenden Innovationskraft sowie von eingespielten Lieferketten profitieren, so PwC.

Von weltweit 4.300 relevanten Patenten im Bereich Stahlproduktion im Jahr 2014 sei rund ein Drittel aus Deutschland gekommen. Damit gehöre die deutsche Stahlindustrie zu den innovativsten Branchen innerhalb der industriellen Produktion, so die Autoren weiter

Ein Tipp der Berater: Eigene Kunden stärker einbinden

Der Studie zufolge müssen die Unternehmen in Zukunft allerdings ein deutlich breiteres Verständnis von Innovation entwickeln: "Derzeit sind viele Entwicklungen im Stahlsektor noch stark produktbezogen und konzentrieren sich auf Bereiche wie Materialeigenschaften oder Anwendungstechnologien", so Stahlexperte Naujok.

Wegen der zunehmenden Digitalisierung müssten Stahlunternehmen demnach künftig aber einzelne Teile der gesamten Wertschöpfungskette erneuern und auch die Kunden stärker in Entwicklungen einbinden. (red)