Die Sieger-Strategie : Wettbewerb Fabrik 2011: Trumpf räumt ab

Erich Hutterer Trumpf
© Waldner

Auf das Konzernecho warten die Paschinger immer gespannt. Im Vorjahr war das, was nach Oberösterreich verlautete, wieder ganz nach dem Geschmack von Alfred Hutterer, dem Österreich-Chef des schwäbischen Biegemaschinenherstellers. Die Produktionsleistung war top, „wir wurden innerhalb unserer Gruppe mit Abstand am besten bewertet“, erzählt er. Ein Zustand, der sich mittlerweile fast als Normalität gefällt. Denn wo es nur geht suchen die Paschinger den Vergleich. „Wir benchmarken viel, der Wettbewerb war eine weitere Chance, herauszufinden, wo wir wirklich stehen“, sagt Hutterer, der mit Armin Rau das Paschinger Führungsduo stellt. Rau, technischer Chef der Oberösterreicher, sieht es genauso. „Wir wollten wissen, wie gut wir wirklich sind“, sagt er. Die Antwort darauf fiel erfreulich aus. „Seit Jahrzehnten verfolgt der Betrieb eine unheimlich konsistente Strategie“, befand Jurymitglied Knut Consemüller. Es gebe „enorme Kontinuität im Management“, so Consemüller weiter. „Die Standortstrategie des Unternehmens ist top“, ergänzte Jurymitglied Erich Becker.Fließfertigung auf höchstem Niveau. Sparsamkeit, Fleiß und unternehmerisches Geschick: Die schwäbischen Tugenden, die auch am Standort Pasching gelebt werden, machten sich bezahlt. Schon 1999 preschte der Betrieb mit einer Fließlinie zur Montage von Biegemaschinen vor. Auch heute haben die Paschinger mit ihren drei Fließlinien für hydraulische und elektrische Abkantpressen sowie Robotik im Maschinenbau noch Exotenstatus. Zwölf verschiedene Typen des Hydrauliksegments – über tausend Maschinen pro Jahr – fertigen die Oberösterreicher auf einer Linie. So effizient, dass „wir in der Krise bei halbem Umsatz immer noch Gewinne schrieben“, sagt Betriebsleiter Thomas Saiko. Zuletzt holte der Betrieb sogar die Fertigung von Einsteigermaschinen nach Pasching. Früher wurden sie in Taiwan produziert – „weniger effizient als jetzt“, lacht Saiko. Das Erfolgsgeheimnis der Oberösterreicher ist ihr Produktionssystem (Synchro), an dem die Wettbewerbsjury nur Gutes fand. Produziert wird „just in time“ – „wir ziehen die Aufträge durch die Fertigung“, erklärt Technikchef Armin Rau. Die Sequenzierung ist dabei ein wesentlicher Punkt. Das Montageband läuft im Kundentakt. Keine Sekunde zu früh oder zu spät sind die Teile beim Monteur. Dafür sorgen auch fünf Kommissionierer im Haus. Selbst in der Werkzeugproduktion kommen die Paschinger ohne Zwischenpuffer aus. Für den Käufer der Maschine optimal: „In 17 Tagen bauen wir dem Kunden jede Maschine, die er haben will“, so Rau.Innovationstreiber.„Die Innovationskraft des Betriebs ist enorm“, befand Jury-Mitglied Erich Becker. Die schnellste Biegemaschine, die schnellste Biegezelle – Innovation habe man sich schon vor vielen Jahren „ins Stammbuch geschrieben“, sagt Alfred Hutterer. Dafür regnet es verlässlich Preise. Vor zwei Jahren belegte der Betrieb mit der schnellsten Biegemaschine den dritten Platz beim Oberösterreichischen Innovationspreis. In der Krise gelauncht, „bauen wir davon heute 300 Stück pro Jahr“, so Hutterer. Auch die vielen Verbesserungen, die die Paschinger jedes Jahr in ihrem Werk anstoßen, gefielen der Jury. Der Zustand der Fertigung sei stets „der denkbar schlechteste“, weiß Hutterer, wie er sein Team zu laufend neuen Großtaten motiviert. In Maschinenlerninseln und Planspielen wird Weiterbildung „auf hohem Niveau“ betrieben, so die Jury. Kurzschulungen oder Dreitagesworkshops – „wir ziehen alle Register“, so Technikchef Armin Rau. Die Jury sah es genauso – und kürte die Oberösterreicher zum Gesamtsieger. Daniel Pohselt