Handelsstreit : Wer wirklich die Strafzölle der USA bezahlen muss: 6 Antworten

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US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Volumen von 300 Mrd. Dollar (272 Mrd. Euro) angekündigt. Damit sind künftig nahezu alle US-Importe aus der Volksrepublik mit höheren Abgaben belastet.

Trump sagte, dass dies dem eigenen Finanzministerium Milliarden Dollar in die Kassen spülen wird - bezahlt von China. Doch ist das wirklich so? Nachfolgend eine Übersicht, wie Sonderzölle wirken und wer sie am Ende bezahlt:

1. WAS SAGT TRUMP?

Der US-Präsident hat mehrfach betont, China bis zum Zustandekommen eines Handelsabkommens "zu besteuern". Sich selbst hat er als "Zollmann" bezeichnet und immer wieder gesagt, China bezahle für die höheren Abgaben auf seine Exportgüter.

2. STEIGEN DIE ZOLLEINNAHMEN?

Verantwortlich für das Eintreiben der Zölle ist die Behörde U.S. Customs and Border Protection (CBP). Die Grenz- und Zollkontrolleure verlangen von den heimischen Importeuren in der Regel, dass sie binnen zehn Tagen die verzollten Lieferungen bezahlen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres stiegen die Zolleinnahmen um 73 Prozent auf 33,9 Mrd. Dollar, wie aus Daten des US-Finanzministeriums hervorgeht.

3. ZAHLEN CHINESISCHE LIEFERANTEN DIE ZÖLLE?

Indirekt müssen die chinesischen Hersteller einen Teil der US-Zölle stemmen. Sie können ihren US-Importeuren anbieten, einen Teil der Mehrbelastungen zu übernehmen, um Verträge nicht zu verlieren und Marktanteile zu halten. Die chinesischen Unternehmen stehen unter Druck, könnten ihre amerikanischen Kunden doch auf Waren aus anderen Ländern ausweichen, die nicht mit Strafzöllen belastet und damit günstiger sind. Trump zufolge veranlasst seine Zollpolitik Unternehmen dazu, ihre Produktion aus der Volksrepublik in andere Länder zu verlagern.

4. WIE GEHEN US-IMPORTEURE VOR?

Sie haben verschiedene Strategien entwickelt, wie sie die höhere Abgabenlast schultern - in der Regel auf eigene Kosten oder zulasten der amerikanischen Verbraucher. Die einen nehmen wegen des teurer gewordenen Einkaufs in China geringere Gewinnmargen in Kauf, andere senken Kosten - etwa durch geringere Löhne und weniger Jobs für US-Arbeitnehmer. Auch werden höhere Kosten an die Kunden - ob Verbraucher oder andere Unternehmen - weitergereicht. Die meisten Importeure wenden einen Mix aus diesen Maßnahmen an, um die höheren Kosten für chinesische Waren zu verteilen.

5. SIND PREISERHÖHUNGEN ZU SPÜREN?

Einige börsennotierte US-Unternehmen haben die gestiegenen Kosten in ihren Quartalsbilanzen ausgewiesen. Caterpillar gab an, dass seine Produktionskosten im abgelaufenen Quartal um 70 Mio. Dollar gestiegen sind. Der weltgrößte Hersteller von Baumaschinen rechnet im gesamten Geschäftsjahr mit höheren Zollkosten von 250 bis 350 Mio. Dollar und hat deshalb seine Preise erhöht. Der weltgrößte Einzelhändler Walmart und die Kaufhauskette Macy's warnen ebenfalls vor Preiserhöhungen wegen der höheren Zölle auf chinesische Produkte.

Eine vom US-Kongress in Auftrag gegebene Studie ergab im Februar, dass die von Trump verkündeten Strafzölle auf alle Waschmaschinenimporte diese Geräte um zwölf Prozent zum Vorjahreszeitraum verteuert haben. Die Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte trieben einer Untersuchung des Peterson Institute for International Economics zufolge die Stahlkosten um 5,6 Mrd. Dollar in die Höhe.

Die regionale Notenbank von New York, die Princeton University und die Columbia University kommen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass US-Unternehmen und -Verbraucher monatlich etwa 3 Mrd. Dollar an zusätzlichen Kosten stemmen müssen wegen der Zölle auf chinesische Waren und Metallimporte aus der gesamten Welt. 2018 hätten heimische Unternehmen zudem Zusatzkosten von 1,4 Mrd. Dollar schultern müssen, da sie weniger effizient gewesen seien.

6. WAS MÜSSEN UNTERNEHMEN IN CHINA BEZAHLEN?

China hat auf die US-Strafzölle mit Gegenmaßnahmen reagiert und Importe aus den Vereinigten Staaten verteuert. Die meisten Importeure in China sind Chinesen und nicht dort ansässige ausländische Unternehmen. Sie müssen für die höheren Kosten aufkommen und reagieren ähnlich wie die US-Unternehmen. (reuters/apa/red)