Spektakulär gescheiterter Angriff auf VW : Wendelin Wiedeking: Ehemaliger Branchenstar vor Gericht

Anstatt am Steuer eines Sportwagens muss der deutsche Manager Wendelin Wiedeking in den kommenden Monaten zumindest zeitweise auf der Anklagebank Platz nehmen. Für den einstigen Porsche-Chef ist das ein lästiges Kapitel, das er schnell wieder schließen will.

Wiedeking machte Porsche zum profitabelsten Autobauer der Welt

Wiedeking war in der Autobranche lange Zeit eine Art Lichtgestalt: Irgendwie war er stets auf der Überholspur. Als der Maschinenbauer 1992 an die Spitze des Sportwagenbauers Porsche berufen wurde, liefen die Geschäfte nicht so gut. Der gebürtige Westfale schaffte es, Überkapazitäten in der Produktion sowie im Personalbereich am Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen abzubauen und Porsche zum profitabelsten Autobauer der Welt zu machen.

Der heute 63-Jährige wurde der bestverdienende angestellte Manager Deutschlands. Medienberichten zufolge soll das machtbewusste "Alphatier" im Geschäftsjahr 2007/08 sage und schreibe 100,6 Mio. Euro für seine Tätigkeit beim PS-starken Unternehmen eingestrichen haben. Er trat stets selbstbewusst auf, im edlen Zwirn und mit dicken Zigarren genoss er seinen Erfolg. Doch 2009 war dieses berufliche Kapitel vorbei - Wiedeking musste nach der verlorenen Übernahmeschlacht mit VW seinen Chefsessel räumen.

Worum es im aktuellen Gerichtsverfahren geht

Im Prozess am Stuttgarter Landgericht wird Wiedeking und seinem damaligen Finanzvorstand Holger Härter Marktmanipulation vorgeworfen. Sie sollen 2008 verschleiert haben, bei VW eine Porsche-Dreiviertelmehrheit anzustreben. Der Plan scheiterte, VW drehte den Spieß um und machte den hochverschuldeten Sportwagenbauer zur Firmentochter.

Die Verteidiger von Wiedeking und Härter weisen alle Vorwürfe gegen ihre Mandanten zurück. "Ich bin unschuldig", betonte der 63-jährige Wiedeking unmittelbar vor dem Prozessauftakt.

Eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren ist möglich

Sollten die beiden Top-Manager wegen Marktmanipulation verurteilt werden, droht ihnen eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Dies gilt aber als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Juristen wäre allenfalls eine Geldstrafe möglich.

Dem Prozess wird eine Signalwirkung zugerechnet: Separat zum Strafprozess laufen in Niedersachsen eine Reihe von Zivilverfahren, in denen Anleger auf insgesamt mehr als 5 Mrd. Euro Schadenersatz klagen. Durch hohe Schwankungen beim Porsche-Börsenkurs 2008 hatten sie schwere Verluste hinnehmen müssen. Die intransparente Kommunikation von Wiedeking und Härter hat aus Sicht der Zivilkläger diese Verluste mitverschuldet.

Ein Prozess mit Signalwirkung

Porsches Übernahmeplan war auch wegen der Entwicklungen an den Finanzmärkten und der hohen Schuldenlast des Sportwagenbauers gescheitert. Am Ende brachte es die Porsche-Holding nur auf 51 Prozent und musste das operative Geschäft der Porsche AG an VW verkaufen.

Wiedeking heute: Beirat und Compagnon von Rene Benko

Eine Rückkehr in die Chefetage eines Industriekonzerns hat Wiedeking nach seinem Porsche-Abgang ausgeschlossen - er will sich nun selbst als Unternehmer betätigen. Sein Vermögen hat Wiedeking auch in zahlreiche Firmen investiert, etwa in die Italo-Restaurantkette Tialini. Ihm gehören auch Reiseportale und ein Schuhhersteller.

In Österreich ist Wiedeking mit an der milliardenschweren Investmentfirma Signa des Tirolers Rene Benko beteiligt und sitzt dort auch im Beirat, übrigens gemeinsam mit mehreren anderen Prominenten wie etwa dem Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer. In Deutschland sorgte Signa wiederholt für Aufsehen mit der Übernahme der Warenhauskette Karstadt und des berühmten Berliner Kaufhauses KaDeWe. (dpa/apa/red)