Löhne : Weiter harte Fronten beim Streik von Volkswagen in der Slowakei

Der Streik für höhere Löhne beim Autobauer VW Slovakia in Bratislava wurde auch am dritten Tag fortgesetzt. Gewerkschaften und Unternehmen sind am Mittwochnachmittag zwar erneut am Verhandlungstisch zusammengekommen, nach stundenlangen Gesprächen bis tief in die Nacht ist man aber weiterhin zu keiner Einigung gelangt.

Der unbefristete Ausstand im slowakischen VW-Werk, mit über 12.000 Mitarbeitern größter privater Arbeitgeber des Landes, begann am frühen Dienstagmorgen. Zuvor waren die seit dem Frühjahr laufenden Tarifverhandlungen nach 11 Verhandlungsrunden gescheitert. Die Gewerkschaften forderten Lohnsteigerungen um 16 Prozent, was vom Unternehmen als überzogen abgelehnt wurde. Das Gegenangebot, eine schrittweise Lohnerhöhung um knapp 9 Prozent in zwei Jahren, lehnten die Arbeitnehmer als ungenügend ab.

Bei den jüngsten Verhandlungen in der Nacht auf Donnerstag scheint es zumindest zu Fortschritten gekommen zu sein. Die Gewerkschaften sollen neue Vorschläge unterbreitet haben. Beide Seiten würden jetzt das Gegenangebot prüfen, danach sollen die Gespräche fortgesetzt werden, teilten die Verhandlungsführer mit. Gewerkschaftschef Zoroslav Smolinsky erklärte, die Beschäftigten wären bereit, ihren Ausstand auch wochenlang fortzusetzen.

Am Mittwoch war weiter über die Hälfte der Belegschaft im VW-Werk in Streik. Gut 1.500 Mitarbeiter versammelten sich erneut vor der Fabrik, um für ihre Forderungen zu kämpfen. Auch am zweiten Streiktag wurde im Werk teilweise in eingeschränktem Regime produziert. Von den Bändern liefen aber nur rund 50 Kleinwagen, weiter wurde kein einziger Wagen der Luxusklasse gefertigt. Der teilweise Produktionsanlauf sei nur "Camouflage" der Fabrikleitung, kommentierte Gewerkschaftschef Smolinsky. "Faktisch steht die Produktion. Was jetzt hergestellt wurde, ist wohl nur Schrott," meinte er.

Die Konsequenzen des VW-Streiks für die Wirtschaft der Slowakei wurden vorläufig als eher gering eingeschätzt. Das VW-Werk bindet zwar weitere gut 50.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern an sich, die Produktion von Komponenten soll dort aber Medienberichten nach vorläufig ohne Änderungen weitergehen.

Der historisch erste Streik bei VW-Slovakia seit der Ansiedlung des deutschen Autokonzerns in der Slowakei 1991 wird im In- und Ausland mit viel Aufmerksamkeit verfolgt. Dieser Ausstand könnte ein Meilenstein auf dem Weg zu höheren Löhnen in ganz Mitteleuropa werden, kommentierte die tschechische Tageszeitung Hospodarske Noviny. Die hohen Forderungen der Beschäftigten in Bratislava deuten einen neuen Trend an – mitteleuropäische Länder werden künftig nicht mehr mit billiger Arbeitskraft konkurrieren können, wie bisher, hieß es.

Unterdessen wächst in der Slowakei die Sorge, der VW-Ausstand könnte die Vertrauenswürdigkeit des Landes als Standort gefährden. Ausländische Konzerne würden künftig ihre Investitionen im Land überdenken oder gar einen Teil ihrer Produktion ins Ausland verlegen, warnte der slowakische Verband der Autoindustrie (ZAP).

Ähnliches, so der Verband, ist bereits im Ausland vorgekommen. Aus dem spanischen Pamplona wurde z.B. wegen einem Streik die Produktion des VW Polo in die Slowakei verschoben, ebenso wurde in den Jahren 2003 bis 2005 der Seat Ibiza streikbedingt aus Barcelona nach Bratislava verschoben. Die Slowakei ist aktuell weltweit führender Autoproduzent, im Vorjahr wurden im Land 192 Autos pro 1.000 Einwohner hergestellt. (apa/red)