Justiz : Wegen B&C: Anzeige der Finanzmarktaufsicht gegen Michael Tojner

B&C Industrieholding
© Thomas Topf

Neue Aufregung in der Übernahmeschlacht der B&C-Industrieholding durch Investor Michael Tojner: Die Finanzmarktaufsicht hat bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Anzeige gegen Tojner erstattet. Einen Bericht der "Presse" vor wenigen Tagen wurde der Austria Presse Agentur auf Nachfragen bestätigt. Vermutet wird "Bestimmung zur Untreue" durch Tojner. Es gilt die Unschuldsvermutung.

"Bestimmung zur Untreue" bedeutet Anstiftung zur Untreue. Die WKStA bestätigte das Einlangen der Sachverhaltsdarstellungen. Ermittlungen wurden noch keine begonnen, der Inhalt der Anzeige werde erst geprüft. Inhaltlich wollte sich ein WKStA-Sprecher nicht genauer äußern, selbes gilt für einen FMA-Sprecher.

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Die "Presse" schreibt, es geht um die Frage, ob Tojner tatsächlich einem Stiftungsvorstand Gegenleistungen angeboten haben soll, wenn dieser den Stiftungszweck zu Tojners Gunsten verändere, also die Übernahme durch Tojner so unterstütze, besagen auch APA-Informationen.

Demnach hatte B&C-Stiftungsvorstand Erich Hampel der FMA in einem Brief mitgeteilt, dass er den Posten als UniCredit-Bank-Austria-Aufsichtsratschef wegen Interessenskonflikten zurücklege, woraufhin er zu einem Gespräch in die FMA geladen wurde. Schließlich ist die Letztbegünstigte der Stiftung die Bank-Austria-Mutter UniCredit.

Auf Grundlage des Gespräches vermutete die FMA dann mögliche Gesetzesverstöße. "Wenn wir als Behörde Gesetzesverstöße vermuten, für die wir selbst nicht zuständig sind, so sind wir verpflichtet, diese der zuständigen Behörde mitzuteilen", sagt der FMA-Sprecher.

Seitens der B&C-Stiftung wollte man die Sachverhaltsdarstellung laut "Presse" nicht weiter kommentieren. Investor Tojner wusste bis zur Anfrage der Zeitung offenbar noch nichts von den neuen Vorwürfen gegen ihn, heißt es im Bericht. "Zu den von Ihnen mitgeteilten Umständen liegen uns bislang keine Informationen vor, wir haben mit den zuständigen Behörden diesbezüglich aber Kontakt aufgenommen. Die von Ihnen dargelegten Behauptungen weisen wir inhaltlich jedenfalls ausdrücklich als unrichtig zurück", schreibt Tojner in einem Statement gegenüber der "Presse".

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Tojner hat prominente Industrielle um sich versammelt

Tojner versucht schon länger, die B&C Privatststiftung gemeinsam mit anderen Industriellen zu übernehmen. Darunter sollen demnach unter anderem Andritz-Boss Wolfgang Leitner, KTM-Eigentümer Stefan Pierer, "Krone"-Chef Christoph Dichand und Martin Ohneberg, Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, sein. Die B&C-Privatstiftung hält Mehrheitsbeteiligungen an den Industriekonzernen Lenzing, AMAG und Semperit.

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Laut Medienberichten vom Oktober hatte Tojner schon einen unterschriebenen Vorvertrag mit der italienischen Bank UniCredit über die Abtretung der sogenannten Letztbegünstigung an der B&C Stiftung und über eine komplexe Transaktion, die das Konsortium zu Begünstigten der Stiftung machen soll.

Hampel legte wegen des Übernahmeversuchs schließlich Mitte November bei der Bank Austria alle seine Funktionen nieder. Denn er stand in einem sich anbahnenden Rechtsstreit potenziell auf beiden Seiten. Nun ist die Übernahmeschlacht um eine Facette reicher. (apa/red)