LED-Lampen : Warmweisse Wollmilchsau
Die Brüder Fritz und Jürg Zumtobel dürften ziemlich beeindruckt gewesen sein. Sie griffen Ende vergangenen Jahres tief in die eigenen Taschen und kauften an der Börse über ihre Familienstiftungen Augmentor, Asterix und JHD insgesamt 56000 Anteile am eigenen Unternehmen. Wert: Rund 680.000 Euro. Grund für die Einkaufstour: Der vorarlberger Hersteller von Leuchten und Lichtlösungen steigt gross in ein neues – und scheinbar höchst lukratives – Geschäfsfeld ein. So genannte „Retrofit“-Lampen, LED-Lampen, die in ihrer Formgebung herkömmlichen Glühlampe nachempfunden sind und auch mit traditionellen Schraubsockeln ausgestattet sind, stoßen für die Vorarlberger völlig neue Märkte auf. Warmweisse LEDs. Erstmals in der Firmengeschichte werden jetzt auch Leuchtmittel für den Endverbraucher angeboten. „Die heute vorgeschriebenen Energiesparlampen stossen bei Verbrauchern auf wenig Gegenliebe, wir können mit unseren LED-Retrofitlampen weitaus höhere Energieeffizienz bei verbesserter Lichtqualität anbieten“ sagt Andreas Ludwig, Vorstandschef der Zumtobel Group. Vorerst soll der Vertrieb der Zumtobel-Lampen nur in Europa über den Flächenhandel, wie Baumärkte, aber auch über Kooperationspartner erfolgen. Die LED-Technologie für die Lampen kommt dabei aus dem Burgenland: Die Zumtobel-Tochter Ledon Lightning in Jennersdorf tüftelt seit 2001 an qualitativ hochwertigem, weißem LED-Licht. So genannte warmweiße LEDs sollen eine stabile, homogene Lichtfarbe, ähnlich der herkömmlichen Glühlampen produzieren.
Entwicklung in Dresden. Gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft und einigen Mitarbeitern des Fraunhofer Instituts für Photonische Mikrosysteme in Dresden hat Ludwig erst im Oktober vergangenen Jahres ein Joint Venture gegründet, dass den technologischen Vorsprung der Vorarlberger im Bereich LED ausbauen soll. Rund 15 Forscher sollen am Standort Dresden die Entwicklung und Herstellung von zukunftsweisenden Lichtmodulen auf Basis von organischen Leuchtdioden vorantreiben. Plus 100 Millionen Euro. Mit der Erfindung der Retrofit-LED-Lampen und dem Einstieg in den Endverbrauchermarkt scheint Zumtobel die eierlegende Wollmilchsau von der Leine zu lassen – meint zumindest Zumtobel Vorstandssprecher Andreas Ludwig. Er erwartet für das beginnende Geschäftsjahr 2010/11 „einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro, was eine Verdoppelung des Geschäftes LED bedeuten würde“. Dabei hat sich das einstige Sorgenkind der Vorarlberger Wirtschaft trotz Krise schon vor der Vorstellung der neuen Lampen gut entwickelt: Der Halbjahresumsatz sank (bis zum Oktober) um lediglich 9 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichte nach dem ersten Halbjahr 40 Millionen Euro, bereinigt um Sondereffekte wurde ein operativer Gewinn von 47 Millionen Euro erwirtschaftet. Satter (Buch-)Gewinn. Die Brüder Fritz und Jürg Zumtobel waren angesichts solcher Zahlen und der Aussichten auf Zusatzgeschäft nicht die einzigen, die beeindruckt waren. Analysten stuften den börsennotierten Konzern auf „kaufen“ hoch und der Kurs des Papieres stieg von 11,7 Euro Anfang November des Vorjahres (Kauftermin der Zumtobel-Stiftungen) auf 15,8 Euro zu Redaktionsschluss. Das bescherte den Zumtobel-Brüdern einen satten (Buch-)Gewinn von 240.000 Euro.